Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Typ:
4 Hochhäuser
Ort:
Frankfurt/M. [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
UNStudio 🔗, Amsterdam
Materialien:
Josef Gartner GmbH 🔗, Dobler Metallbau GmbH 🔗(Stahlfassaden)
Publiziert:
metallbau 4/2024-2
Seiten:
36
Inhalt:
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Hochhausprojekt Four Frankfurt

Interview mit Projektleiter Bauleiter der Dobler Metallbau GmbH

 
Sie sind vor Gartner fertig, haben Sie auch vor Ihren Kollegen angefangen?
Simon Riedl:
Ja, das erstes Element am Turm 1 (der höchste, die red.) haben wir am 18.7.2022 gesetzt. Den Auftrag hatten wir 2021 bekommen. Ende Mai 2024 sind wir mit den Hauptleistungen fertig, dann ist die Fassade geschlossen und alles planmäßig dicht. Wir haben dann knapp zwei Jahre hier gebaut.
Wie geht es nach Mai bei Ihnen weiter?
Gerald Spiegel:
Nach der Fertigstellung der Haupleistung folgen noch Mängelbeseitigungen, Reinigung, Restleistungen, die für den nachfolgenden Innenausbau noch benötigt werden (z.B. Trennwandanschlüsse), etc. Die großen sichtbaren Fortschritte, die bei der Montage der Elemente von außen erkennbar sind, gibt es dann nicht mehr. Während der Elementmontage ist der Bauablauf klar vorgegeben für das Montageteam vor Ort, während die Restarbeiten oft sehr mühsam und kleinteilig sind.
Simon Riedl:
Jein! Auch während der Element- Montage hast du eine enorme logistische Kontrolle und einen hohen Abstimmungsaufwand. Aber ich gebe dir Recht: In der Endphase hast du dann die Schreiberei der Mängellisten, die Beseitigung derselben, und die planerische Dokumentation der bauseitigen Änderungen. Ich empfinde diese Arbeit als formaler, aber nicht unbedingt als stressiger!
Wie kompliziert war die Ausführung der runden Gebäudeecken?
Gerald Spiegel:
Wie Sie von außen sehen, sind dort die Prallscheiben rund, während die Innenscheiben polygonal ausgeführt sind. Für die gebogenen Scheiben haben wir eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung benötigt. Dafür sind an Pendelschlagversuche an repräsentativen Glasscheiben durchgeführt worden.
Gibt es weitere Einzelfallzulassungen für diese Fassade?
Simon Riedl:
Ein zugelassenes Antriebssystem wurde für die rd. 40 RWA- Klappen eingebaut, die in den zweigeschossigen Etagen der benötigt. Diese haben wir zusammen mit dem Fassadenhersteller Schüco entwickelt und zertifiziert. Weitere Tests wurden für das projektbezogene Fassadensystem im Vorfeld bei unabhängigen Testinstituten durchgeführt um die gewünschte Performance der Fassade zu bestätigen.
Wie funktioniert die Abdichtung einer typischen Doppelfassade im höchsten Büroturm der Frankfurt Four?
Gerald Spiegel:
Die Fassadenelemente sind oben eingehängt, unten gibt es immer einen überlappenden Einschub. Die Pressungsbögen wenden sich in allen Stockwerken nach außen und gestatten deren individuelle Bewegung, um Spannungen durch eine Turmbewegung oder durch Sonnenerwärmung zu vermeiden. Die horizontale Kupplung der Fassadenelemente erfolgt über ein Dichtungsprofil, wobei der äußere Dichtungsteil überlappt und alles Wasser nach außen führt. Tatsächlich wird in jedem Stockwerk das Wasser an der jeweiligen Fassadenunterkante nach außen geführt und nicht gesammelt, zentral drainiert und über Fallleitungen abgeführt. Die Stockwerke werden individuell entwässert. Tatsächlich gelangt aber nicht so viel Wasser z.B. bei Schlagregen hinter die Prallscheibe. Zusätzlich ist die vordere Dichtlippe mittig jedes Fassadenelement ca. 25 mm ausgeschnitten, damit das Wasser dort ablaufen kann. Das alles dient vor allem der Belüftung und dem Abtransport von Kondenswasser, weil es ein offenes System ist. Und schließlich muss alles auch dynamisch beweglich sein. Die Fassade muss auch eine Party überstehen, auf der 100 Leute wild herumhüpfen.
Weisen die Scheiben einen besonderen Sonnenschutz oder sonst eine Versiegelung auf?
Gerald Spiegel:
Nein, die Scheiben besitzen kein schmutzabweisendes Nano- Coating. Sie werden einmal im Jahr von außen mit der Befahranlage gesäubert. Tatsächlich weist das Verbundsicherheitsglas (VSG) der Prallscheiben, das aus teilvorgespanntem Glas (TVG) die Qualität „extra clear“. Es weist also keinen besonderen Sonnenschutz auf. aber die innere Dreifachisolierverglasung hat natürlich eine Sonnenschutzbeschichtung (SunGuard SN 70/37) und eine Wärmeschutzbeschichtung (ClimaGuard Premium2 T). Simon Riedl:
Darüber hinaus ist die Beschattung für jedes Fenster individuell ansteuerbar. Dabei wünschten sich die Architekten explizit, dass die eingefahrenen Lamellen von außen weiterhin sichtbar sind und nicht in irgendwelchen Kästen verschwinden.
Herr Spiegel, Herr Riedl, wir danken für das Gespräch!
Interview: Robert Mehl, Aachen