Projektart:
Anfrage:
Objekt:
48. Aachener Baustofftag
Typ:
Tagung
Ort:
Aachen [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Prof. W. Brameshuber; Prof. M. Raupach; Prof. O. Weichold
Materialien:
ibac 🔗
Publiziert:
BFT 04/2016
Seiten:
102 - 104
Inhalt:
[Artikel]  [2]      
 

ibac der RWTH Aachen

50. ibac Baustofftag ein runder Erfolg

Mitte November veranstaltete das Institut für Bauforschung (ibac) der RWTH Aachen seinen 50. Baustofftag. Sein Jubiläumsthema war „Innovationen in der Instandhaltung“. Zudem ging der Kongress erstmals über zwei Tage.
Am 19. und 20. November 2015 fand im Super C, dem Studentensekretariat mit integriertem Kongresszentrum der RWTH Aachen, der 50. Baustofftag des Institutes Bauforschung, Bauwerkserhaltung und Polymerkomposite (ibac) statt. Mitausrichter des Jubiläums waren das Beton Marketing West sowie der Bau- Überwachungsverein e.V. (BÜV). Bei letzterem war der Event zudem eine Pflichtveranstaltung für eine Fortbildung zum „Sachkundigen Planer“. In diesem Jahr begrüßte Prof. Dr. rer. nat. Oliver Weichold die Gäste, und sein professoraler Kollege am Institut Prof. Dr.-Ing. Michael Raupach hielt den Eröffnungsvortrag. Sein Thema war „die neue Instandhaltungsrichtlinie des DAfStb und das, was die Anwender erwartet“. Daran schlossen sich am ersten Tag elf Fachvorträge an, die gut koordiniert von zahlreichen Pausen unterbrochen waren. Exemplarisch werden im Folgenden einige Vorträge näher vorgestellt.
Brückensanierung mit textilbewehrtem Beton
Dr.-Ing. Till Büttner von der EUROVIA Beton GmbH stellte ein neuartiges System der Brückeninstandsetzung mittels textilbewehrten Betons vor. Dabei macht man sich den Effekt zunutze, dass Carbonfasern nicht nur Zugkräfte aufnehmen können, sondern auch stromleitend sind. Dazu wird das Textilfasernetz zunächst als Sensornetz für eine Fernüberwachung genutzt. Stellt man dann im Rahmen eines digitalen Monitorings via Datenleitungen eine Beschädigung der Brücke fest, kann damit ein kathodischer Korrosionsschutz direkt aufgeschaltet werden. Derzeit befindet sich das Projekt noch im Entwicklungsstadium. Vielversprechende Ergebnisse wurden an einem Klein- Demonstrator ermittelt, zeitnah sollen diese unter realitätsnahen Bedingungen bestätigt werden.
Betoninstandsetzung unter Wasser
Unter Wasser eingesetzter Beton ist in besonderem Maße korrosionsgefährdet. Das Institut für Baustoffe, Bauphysik und Bauchemie der Technischen Universität Hamburg- Harburg unter Prof. Dr.-Ing. Frank Schmidt- Döhl betreibt derzeit umfangreiche Forschungen. Bislang muss zu dessen Instandsetzung das betroffene Bauteil etwa mit Spundwänden trockengelegt werden. Dipl.-Ing. Lina Nguyen wies auf das Problem der Adhäsion hin, also des Ablösens von frisch aufgebrachtem Mörtel durch die unvermeidbaren Wasserverwirbelungen, das sich beim Einbringen von weiterem Mörtel zwangsläufig einstellt. Dabei verglich sie unterschiedliche Verfahren, wie etwa Unterwasser- Hochdruckstrahlen, einen speziellen submarinen Putzschlitten und selbst das händische Unterwasser- Aufbringen mittels einer Kelle.
Deckenhohlkörper mit Holzzuschlag
Eine Innovation im Deckenbau, insbesondere für das „Bauen im Bestand“ stellte Dipl.-Ing. Axel Dominik vor. Mit seinen Kooperationspartnern hat sein Ingenieurbüro ein neuartiges Leichtbetondeckenelement entwickelt. Die nur rund 7 kg schweren Fertigteile besitzen keine zusätzliche Bewehrung, weder aus Stahl noch aus Carbon. Sie haben im Profil die Ansicht eines auf dem Rücken liegenden „D“ und werden elementweise an ihren spitzen Ecken auf Doppel- T- Träger aufgelegt. Deren Untergurt sitzt in einem Betonschuh, der im Anschluss mit den Elementen für eine glatte Deckenuntersicht verspachtelt wird. Der Hohlraum unter dem gewölbeartigen Obergurt des Deckenkörpers ist grundsätzlich leer, kann aber beliebig mit Dämmmaterial verfüllt werden. Aus der Mischung des von ihm entwickelten Betons macht der Ingenieur ein großes Geheimnis, allerdings räumte er ein, dass die Wahl des Bindemittels wie die der Körnung von großer Bedeutung ist und dass neben Puzzolanen auch Fließmittel zum Einsatz kommen. Tatsächlich relevant ist, dass Holz als weiterer Zuschlag verwandt wird. Umfangreiche Tests haben ergeben, dass vorgenässte Kugelspäne die besten Resultate ergeben. Tatsächlich konnte er bei wissenschaftlichen Versuchen die rechnerisch erwarteten Bruchlasten um mehr als das 2,5-Fache übertreffen. De facto wurde eine Bruchlast von etwas über 5 to angenommen, aber erst bei einer Auflast von rd. 20 t stellten sich die ersten Risse ein, woraufhin von einer Belastung bis zum finalen Kollabieren des Bauteils abgesehen wurde. Neben der enormen Steigerung der Zugkräfte erhöht der Zuschlag Holz zudem die Dämmwerte des blanken Deckenelements beträchtlich. Nach Dominik liegt die Stärke des Produktes vor allem in seiner auch für Laien leicht verständlichen Anwendung, auch erlaubt das hochflexible Konzept den Bau kleinerer und sehr verwinkelter Flächen. Damit sieht er es als ideal an für „Do-it-yourself- Häuslebauer“ und für die Sanierung von Altbauten.
Mit Glas Beton schützen
Dipl.-Ing. Robert Schulte Holthausen stellte in seinem Vortrag eine aktuelle Forschungsinitiative des ibac vor, bei der mittels Flammspritzen flüssiges Glas auf Betonflächen appliziert wird. Das Verfahren soll einen effektiven Korrosionsschutz insbesondere vor aggressiven Säuren bieten. Dabei stehen dem Schutzeffekt die extrem hohen Temperaturen von weit über 1.300°C gegenüber, welche die physikalischen Eigenschaften der Betonbestandteile maßgeblich verändern. Derzeit werden hier Lösungsstrategien mithilfe diverser Primer erforscht, also mit „Grundierungen“, die man „kalt“ aufbringt, bevor man mit Flammsprühpistolen ein ausgesprochen feinkörniges Glasgranulat bis zur Verflüssigung erhitzt und dann aufspritzt. Gute Ergebnisse sammelt man derzeit mit Natronwassergläsern.
Betonhybride
Frau Elena Hess forscht am ibac zur Polymerisation im Porenraum. Dabei wies sie eingangs darauf hin, dass es, neben den gewöhnlichen Betonen, noch solche mit Polymer- Bindemittel (PC - Polymer Concrete) und solche mit einer Imprägnierung durch ein niedrig-viskoses Monomer (PIC – Polymer Impregnated Concrete) gibt. Während die PCs zwar sehr teuer sind, aber eine deutliche Verbesserung der mechanischen Eigenschaften mit sich bringen, erhöhen die PICs vor allem das Elektrizitätsmodul. Letztere können aber nur in Betonfertigteilen eingesetzt werden, da für eine solche Imprägnierung das jeweilige Betonteil als Ganzes in ein Bad getaucht werden muss. Zu der Herstellung von PICs betreibt die Wissenschaftlerin derzeit Grundlagenforschung und vergleicht dazu die Verwendung unterschiedlicher Polymere. Vielversprechend ist das Polymer Hydroxyethylmethacrylat (HEMA), das Material, aus dem Augenkontaktlinsen hergestellt werden.
Der zweite Tag
Während der Morgen des zweiten Tages von weiteren Vorträgen zur Betoninstandsetzung geprägt war, folgten am Nachmittag praktische Übungen an fünf Stationen im Rotationsverfahren. Hier hatten die Teilnehmer Potenzialmessungen durchzuführen, Ihnen wurden Sensorsysteme der Bauwerksüberwachung vorgestellt sowie Anodensysteme für den kathodischen Korrosionsschutz. Ferner erhielten sie eine Führung durch die ibac- Labore und lernten dabei diverse Verfahren zur chemischen Baustoffanalyse kennen. Essentiell war der letzte Teil vor allem für die Teilnehmer der eingangs erwähnten Fortbildung.
Robert Mehl, Aachen
Prof. Dr. rer. nat. Oliver Weichold eröffnet den 50. Aachener Baustofftag im Super C der RWTH Aachen
Prof. Dr.-Ing. Michael Raupach hielt die Key-Note-Speech über „die neue Instandhaltungsrichtlinie des DAfStb und das, was die Anwender erwartet
Prof. Dr. rer. nat. Oliver Weichold führt in den Beitrag Dr.-Ing. Till Büttner ein
Dr.-Ing. Till Büttner stellt das neue Smart-Deck vor
Dipl.-Ing. Lina Nguyen referiert über die Schwierigkeiten einer Betoninstandsetzung unter Wasser
Dipl.-Ing. Axel Dominik stellt Betonhohldecken vor, die vorgenässte Kugelspäne als Zuschlag besitzen und sich durch eine enorme Tragfähigkeit auszeichnen
Dipl.-Ing. Robert Schulte Holthausen stellt ein Verfahren vor, um mittels Flammspritzen Glas auf Beton zu applizieren, um so dessen Korrosion zu verhindern
Elena Hess referiert über Betonhybride und stellt ihre Grundlagenforschung bei Polymer-Impregnated Concrete (PIC) vor