Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Walo Haus
Typ:
Wohn- / Geschäftshochhaus
Ort:
Zürich [Satellit]
Staat:
Schweiz
Architekt:
Duplex Architekten 🔗, Zürich
Materialien:
gewölbte Betonfertigteilbrüstungen
Publiziert:
sbd 02/2020
Seiten:
40 - 49
Inhalt:
Walo- Haus, Zürich
Hommage an die 1950er Jahre
In der Zürcher Limmatstraße ersetzte der Baukonzern Walo Bertschinger schweren Herzens sein Stammhaus aus den 1950er Jahren durch einen Neubau. Das inzwischen seit längerem in Dietikon ansässige Unternehmen entschied sich dabei für den Bau eines fünfgeschossigen Wohnhauses.
Auch wenn der Neubau sich in seinem Charakter als eine Hommage an die 1950er Jahre versteht, findet sich nirgends ein Zitat des Vorgängergebäudes. Tatsächlich tat sich der Baukonzern Walo Bertschinger schwer mit dem Gedanken, das nach dem Umzug nach Dietikon leerstehende und funktionslos gewordene Stammhaus vollends aufzugeben. So wurde zunächst ein Umbau zu einem Mehrparteienwohnhaus favorisiert, dann jedoch aus Kostengründen verworfen. In der Folge lud man einige Architekturbüros zu einem beschränkten Wettbewerb ein. Hier gab der Baukonzern lediglich den Bestandsabriss und eine Wohnnutzung vor, ein dezidiertes Raumprogramm jedoch nicht.
Ambivalenz
Gewonnen hat diesen "Pitch" die von Anne Kaestle und Dan Schürch geleiteten Duplex Architekten. Letzterer sieht als mögliche Ursache der Wahl seines Büros in der grundsätzlichen Vorliebe seiner an den 1950er Jahren orientierten Ästhetik, sowie in dem Umstand, dass sich der Entwurf sehr ambivalent präsentiert. Angesichts dominierender, horizontaler Brüstungsbänder aus konvex nach innen gewölbten, terrazzoartigen Betonfertigteilen stellt sich schnell die Frage nach der Nutzung: Ist es ein Bürogebäude bzw. für Dienstleistungen gedacht oder wird darin gewohnt? Bewusst haben die Planer mit dieser Uneindeutigkeit gespielt, zuvor allerdings die Standortqualitäten zum Wohnen sorgsam analysiert und die erkannten Potentiale konsequent realisiert. So gibt es zwar kein großes Panorama, auf das man blicken mag, wohl aber ermöglichen es die Gebäudeerker und Loggien, längs der Straßenfluchten zu schauen. Schürch zieht hier den Vergleich zu Küstenlinien, die er spannender von einem Kap aus zu betrachten findet, als etwa den Blick auf das offene Meer.
Gewonnen hat diesen "Pitch" die von Anne Kaestle und Dan Schürch geleiteten Duplex Architekten. Letzterer sieht als mögliche Ursache der Wahl seines Büros in der grundsätzlichen Vorliebe seiner an den 1950er Jahren orientierten Ästhetik, sowie in dem Umstand, dass sich der Entwurf sehr ambivalent präsentiert. Angesichts dominierender, horizontaler Brüstungsbänder aus konvex nach innen gewölbten, terrazzoartigen Betonfertigteilen stellt sich schnell die Frage nach der Nutzung: Ist es ein Bürogebäude bzw. für Dienstleistungen gedacht oder wird darin gewohnt? Bewusst haben die Planer mit dieser Uneindeutigkeit gespielt, zuvor allerdings die Standortqualitäten zum Wohnen sorgsam analysiert und die erkannten Potentiale konsequent realisiert. So gibt es zwar kein großes Panorama, auf das man blicken mag, wohl aber ermöglichen es die Gebäudeerker und Loggien, längs der Straßenfluchten zu schauen. Schürch zieht hier den Vergleich zu Küstenlinien, die er spannender von einem Kap aus zu betrachten findet, als etwa den Blick auf das offene Meer.
Wohnungsmix
Die äußere Gebäudeanlage korrespondiert mit den Wohnungszuschnitten, bei denen die Planer bestrebt waren, ganze Fassadenabschnitte auch im Innen erlebbar zu machen. So ordneten sie die Zimmerdurchgänge nahe der Außenwände an, um schlossähnliche Enfiladen zu schaffen. Die 27 Wohneinheiten variieren jedoch stark in ihrer Größe: Die größten fünf Wohnungen mit 4,5 Zimmern messen 105 m², die vier kleinen 1,5 Zimmer- Studios dagegen nur 28 m². Letztere werden über einen knapp 70 m² großen Innenhof erschlossen, der im 1. OG und damit oberhalb der durchgehenden 455 m² großen EG- Gewerbefläche liegt. Diesen erhöhten Patio erreicht man über das zentrale Treppenhaus, an dem auch alle anderen Wohnungen angebunden sind.
Die äußere Gebäudeanlage korrespondiert mit den Wohnungszuschnitten, bei denen die Planer bestrebt waren, ganze Fassadenabschnitte auch im Innen erlebbar zu machen. So ordneten sie die Zimmerdurchgänge nahe der Außenwände an, um schlossähnliche Enfiladen zu schaffen. Die 27 Wohneinheiten variieren jedoch stark in ihrer Größe: Die größten fünf Wohnungen mit 4,5 Zimmern messen 105 m², die vier kleinen 1,5 Zimmer- Studios dagegen nur 28 m². Letztere werden über einen knapp 70 m² großen Innenhof erschlossen, der im 1. OG und damit oberhalb der durchgehenden 455 m² großen EG- Gewerbefläche liegt. Diesen erhöhten Patio erreicht man über das zentrale Treppenhaus, an dem auch alle anderen Wohnungen angebunden sind.
Echte Handarbeit
Die Duplex Architekten sehen in den straßenseitigen Brüstungsbändern nicht nur eine Hommage an die Nachkriegsmoderne, insbesondere an den italienischen Rationalismus, sie möchten sich mit diesem Detail auch vor der Bauherrenschaft verneigen. So liegen die Walo- Ursprünge im Straßen- und Fußbodenbau. Die terrazzoartige Wandoberfläche nimmt eindeutig Bezug auf die entsprechenden Fußböden. Die nach innen gewölbten Oberflächen verdeutlichen hingegen das handwerkliche Können, das ebenfalls nach wie vor ein Markenzeichen des Unternehmens ist. Die Brüstungselemente sind vorproduzierte Betonfertigteile, die einen Skelettbau aus Betondecken und eingestellten Rundpfeilern äußerlich begrenzen. Es sind keine Betonsandwichbauteile, sondern hinterlüftete Elemente, die im Zuge des Rohbaus mit hochgezogen wurden. Angelegt und vergossen mit den Deckenplatten, sind sie über einen Druckplattenanschluss nach innen gedämmt. Das erforderliche Abschleifen und Polieren der konvexen Flächen erfolgte ausschließlich von Hand, da hierfür kein geeignetes maschinelles Verfahren existiert. Allein auf manuelle Weise konnte der angestrebte Glanzgrat erreicht und die grüne Körnung bei glatter Oberfläche sichtbar gemacht werden. Gleichwohl dies ein Neubau mit konzernferner Nutzung ist, bezieht sich sein Name immer noch auf den Konzern. Auch betrachtet das Unternehmen selber das Objekt als Markenrepräsentant und zeigt es stolz auf seiner Website.
Die Duplex Architekten sehen in den straßenseitigen Brüstungsbändern nicht nur eine Hommage an die Nachkriegsmoderne, insbesondere an den italienischen Rationalismus, sie möchten sich mit diesem Detail auch vor der Bauherrenschaft verneigen. So liegen die Walo- Ursprünge im Straßen- und Fußbodenbau. Die terrazzoartige Wandoberfläche nimmt eindeutig Bezug auf die entsprechenden Fußböden. Die nach innen gewölbten Oberflächen verdeutlichen hingegen das handwerkliche Können, das ebenfalls nach wie vor ein Markenzeichen des Unternehmens ist. Die Brüstungselemente sind vorproduzierte Betonfertigteile, die einen Skelettbau aus Betondecken und eingestellten Rundpfeilern äußerlich begrenzen. Es sind keine Betonsandwichbauteile, sondern hinterlüftete Elemente, die im Zuge des Rohbaus mit hochgezogen wurden. Angelegt und vergossen mit den Deckenplatten, sind sie über einen Druckplattenanschluss nach innen gedämmt. Das erforderliche Abschleifen und Polieren der konvexen Flächen erfolgte ausschließlich von Hand, da hierfür kein geeignetes maschinelles Verfahren existiert. Allein auf manuelle Weise konnte der angestrebte Glanzgrat erreicht und die grüne Körnung bei glatter Oberfläche sichtbar gemacht werden. Gleichwohl dies ein Neubau mit konzernferner Nutzung ist, bezieht sich sein Name immer noch auf den Konzern. Auch betrachtet das Unternehmen selber das Objekt als Markenrepräsentant und zeigt es stolz auf seiner Website.
Grünes Refugium
Sowohl die Dachlandschaft, mit Ausnahme der holzbeplankten Terrassenflächen, wie auch der hochgelegte Patio sind extensiv begrünt, weshalb der Neubau von oben wie ein grüner Annex des vis-a-vis gelegenen Klingenparks erscheint. Sein Innenhof steht allen Bewohnern offen, weshalb das Anwesen das Gefühl eines Großstadtrefugiums mit Ausblick ausstrahlt.
Robert Mehl, Aachen
Sowohl die Dachlandschaft, mit Ausnahme der holzbeplankten Terrassenflächen, wie auch der hochgelegte Patio sind extensiv begrünt, weshalb der Neubau von oben wie ein grüner Annex des vis-a-vis gelegenen Klingenparks erscheint. Sein Innenhof steht allen Bewohnern offen, weshalb das Anwesen das Gefühl eines Großstadtrefugiums mit Ausblick ausstrahlt.
Robert Mehl, Aachen