Neubauten besitzen für mich seit jeher eine besondere Faszination. Mit großer Begeisterung kletterte ich als Kind auf den Baustellen der Nachbarschaft herum und versuchte mir vorzustellen, wie das fertige Wohnhaus wohl einmal ausschauen würde. Später half ich dann auf Baustellen aus und besserte auf diese Weise mein Taschengeld auf. Letztendlich Architektur zu studieren, erschien mir damals wie heute nur konsequent. Bezeichnenderweise interessierte mich aber während des Studiums die theoretische Auseinandersetzung mit der Architektur mehr als der freie Entwurf. Zu Ergründen, warum etwas in einer bestimmten Weise errichtet war und die Visionen der Architekten zu verstehen beschäftigte mich bei weitem mehr. Die universitäre Ausbildung gab mir die Werkzeuge an die Hand, Intentionen der jeweiligen Planer erkennen, analysieren und qualitativ bewerten zu können. Letztendlich war es nur noch ein kleiner Schritt, diesem Erkennen durch meine Fotografie eine bildhafte Entsprechung zu geben. Gleichsam erlaubt mir dieses Verständnis heute bei meiner fotografischen Arbeit die entwerferischen Kerndetails eines Gebäudes sicher zu erkennen und prägnant und einfühlsam zu dokumentieren. Auch meine Reportagen sind als Interpretationen zu lesen, Versuche die jeweilige Entwurfsidee in Worte zu fassen. Für mich liegen in der journalistischen Vermittlung von Architektur Wort und Bild so nahe beieinander, dass ich das Erschaffen von beidem als eine ideale Einheit erlebe.