Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Super C
Typ:
Studentensekretariat
Ort:
Aachen [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Fritzer + Pape 🔗, Aachen
Materialien:
Stahl, Glas, Beton
Publiziert:
Bauwelt 25/2006
Seiten:
4
Inhalt:
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Zum Abriss des Studentensekretariats

Die RWTH Aachen erhält ein neues Hochschulsekretariat, das sogenannte Super C. Für das Leuchtturmprojekt opfert die designierte Elite- Universtät das in den 1990er Jahren mustergültig wieder instandgesetzte Rudiment ihres ältesten Gebäudes.
Fast vierzig Jahre stand er als Ruine ungenutzt herum: der nördliche Erdgeschossflügel des einstigen Chemischen Institutes der Rheinisch- Westfälischen Hochschule zu Aachen und gleichzeitig dessen ältestes Bauwerk. Der Rest des Gebäudes war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Schließlich wurde das Rudiment Mitte der 1990er Jahre instand gesetzt, und in die neugeschaffenen, zentralen Büroräume zog das Studentensekretariat ein.
Ende Mai wurde dieses bis vor kurzem intakte und denkmalwürdige Gebäude abgerissen (Fotos: Napoleone, Aachen). Es fiel der Errichtung des so genannten „Super C“ zum Opfer. Kritische Stimmen waren offiziell weder bei den lokalen Medien noch von Seiten der Professorenschaft zu hören, war doch der Entwurf aus einem von der Architekturfakultät begleiteten Wettbewerb hervorgegangen, den die Architekten Fritzer + Pape für sich entschieden hatten (Heft 35/2000).
Nun wird an gleicher Stelle künftig der Neubau des „Super C“ die Funktion der "Ruine" übernehmen – zweifellos ein Leuchtturmprojekt, das im Zuge der zu erwartenden Aufwertung der RWTH Aachen zur einzigen Elite- Universität des Landes Nordrhein- Westfalen von vielen als notwendig erachtet wird. Der neue Bau besteht im Wesentlichen aus einer zum Templergraben hin vollverglasten Gebäudefront, die von einer horizontalen, weit vor das Gebäude auskragenden Scheibe mit einem vergleichbaren Volumen bekrönt wird. Zusammen mit seinem schräg aus dem Boden herauswachsenden Sockel erinnert das Gebäude, vor allem in der südlichen Seitenansicht, an ein riesiges C.
Seine Traufhöhe orientiert sich an der des benachbarten Hauptgebäudes, auch nimmt die Vorderkante der Dachkonstruktion die Raumkante der Hochschulzentrale auf. Während der Empfang und das Studentensekretariat einladend in der transparenten Gebäudescheibe untergebracht werden sollen, fungiert das Sockelgeschoss als Ausstellungsbereich. In dem weit auskragenden Deckel sind Konferenzräume und eine Cafeteria vorgesehen. In gut 20 m Höhe soll es aufgrund der exponierten Hügellage im Relief der Stadt ein grandioses Panorama auf Kaiserdom und Rathaus geben. Dabei wird aber nicht gesagt, dass diese Aussicht durch den im Blickfeld vorgelagerten Sammelbau Mathematik stark eingeschränkt werden wird: Der 6-geschossige Riegel liegt nur leicht versetzt auf der anderen Straßenseite und engt die Perspektive gen Süden wie eine Scheuklappe ein.
Eine Besonderheit des Neubaus wird die Haustechnik sein. Eine mehr als 2500 Meter tiefe Erdbohrung soll das repräsentative Volumen mit Erdwärme versorgen, die mittels Wärmepumpen sogar zur Kühlung im Sommer herangezogen werden kann. Die vor zwei Jahren unter großem öffentlichen Interesse durchgeführte Bohrung kostete 5,1 Mill. Euro. Finanziert wurde sie aus Forschungsmitteln der EU, da sie ein Novum darstellte. Es war die erste Bohrung dieser Größenordnung in einer geschlossenen Ortschaft.
Verschwiegen wird in diesem Zusammenhang jedoch die Tatsache, dass seit fast 20 Jahren der gesamte Kernbereich der Hochschule nahezu kostenfrei über Fernwärmeleitungen des nah gelegenen Braunkohlekraftwerkes Weisweiler mit Energie versorgt wird. Die Energiestränge verlaufen unmittelbar in der Straße vor dem künftigen Super C. Bemerkenswert ist auch, dass die einstige Umstellung auf die Fernwärme dazu führte, dass das große hochschuleigene Heizkraftwerk, welches im Rücken des Neubaus an die Baustelle angrenzt, seit Mitte der 1980er Jahre stillgelegt ist. Im Gegensatz zur „Ruine“ des Chemischen Institutes soll dieser bis dato unsanierte Bau erhalten bleiben.
Robert Mehl, Aachen
Abriss des Altbaus, Bild 1
Abriss des Altbaus, Bild 2