Projektart:
Anfrage:
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Objekt:
Collège du Mont d'Hor
Typ:
Schule (Sanierung, Erweiterung)
Ort:
St. Thierry / Reims [Satellit]
Staat:
Frankreich
Architekt:
Materialien:
Beton, Zinkverkleidung, Glas
Publiziert:
BFT 07/2005
Seiten:
6 - 8
Inhalt:
Fertigteile machen Schule
Hommage an den Bestand
In der Nähe von Reims in Frankreich wurde unlängst eine Schule eröffnet, deren markantes Wahrzeichen eine exponierte Gebäudeecke ist. Von einem bestimmten Blickwinkel aus erscheint durch diese Häuserkante das Obergeschoss wie eine riesige, zweidimensionale Filmkulisse. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die massive Ausführung der gedrungenen Erdgeschossfassade. Sie wurde aus Betonfertigteilen hergestellt.
Selten erkennen Architekten den ästhetischen Wert von Fertigteilen, wenn sie mit der Sanierung eines entsprechenden Objektes betraut werden. In Saint Thierry, einem kleinen Örtchen auf der Kuppe des Mont d´Hor nordwestlich von Reims, war das alles anders: Hier standen die Erweiterung sowie die Sanierung eines bestehenden Schulkomplexes aus den späten 1960er- Jahren an. Statt wie so häufig die alten Fertigelemente hinter Metallfassaden zu verstecken, säuberte man diese Waschbetonoberflächen lediglich und schloss bestehende, durch die Neuorganisation des Bauwerkes nutzlos gewordene, ehemalige Durchgänge mittels gelber Blechpaneele. Im Innenbereich des Altbaus entschloss man sich zu einem noch rigoroseren Vorgehen: Die alte abgehängte Gipskartondecke wurde entfernt und die alten Hohlraumdeckenelemente wurden freigelegt. Nun stehen deren grobe Stoßfugen, die klobigen Fertigteilunterzüge und auch die gut 40 Jahre alte Patina in einem harten, aber nicht unattraktiven Kontrast zu den glatt-weißen oder mit einer blauen Holzverkleidung vertäfelten Wandflächen und dem Hellgrau des Linoleumfußbodens.
Während bei der Sanierung des Altbaus die Ästhetisierung seiner Konstruktion im Vordergrund stand, zollte man dem historischen Kern im Neubaubereich mit Zitaten Tribut: Modul und Fertigteile hieß das Konzept.
Die Konstruktion des Neubaus beruht auf dem gleichem Stützenrastermaß wie der Altbau. Vom Bestand übernommen wurden auch die Öffnungsmaße und die Scheibenaufteilung für die Fenster im Obergeschossbereich. Diese wurden unmittelbar über dem Fußboden und unter der Geschossdecke angeordnet. Ziel der Architekten war es, dadurch die Existenz eines nicht vorhandenen, zweiten Obergeschosses zu suggerieren: Zur Straße hin sollte der Bau höher und imposanter wirken.
Selbstironisch hinterfragt wird dieser Kunstgriff an der nördlichen Begrenzung dieser "Scheinfassade": Sie läuft hier in einem spitzen Sporn aus. Nur eine dünne Wandscheibe signalisiert hier noch die Gebäudehöhe im Obergeschossbereich. Ganz anders das darunter befindliche Erdgeschoss: Seine Fassade besteht aus wuchtigen Betonschotten und weit zurückgesetzten Fensterflächen. Sowohl die vertikalen als auch die horizontalen Elemente dieser Nischen wurden in Fertigteilbauweise errichtet. Hergestellt aus Selbstverdichtendem Beton wurde dieser unmittelbar nach dem Ausschalen poliert, um einen natursteinartigen Charakter zu erhalten.
Die Architekten wollen die Verwendung des Fertigbetons als Hommage an den Altbau verstanden wissen. Insbesondere sehen sie in der geschliffenen Oberfläche eine Weiterentwicklung der alten Waschbetontechnik.
Auch der etwa 30 m weite, leicht abfallende Weg vom expressiven Schultor zum neuen Haupteingang führt über vorgefertigten Beton. Ein Dutzend vielleicht 20 cm starke Fertigteile liegen erhaben auf dem Terrain und berühren einander nicht: Die etwa 2 cm breiten Stoßfugen zwischen den 2,5 m x 5 m großen Elemente sind offen. Um unregelmäßige Setzungen dieser Bodenplatten zu vermeiden, musste der Untergrund hierfür, wie bei einer Fahrstraße, vorbereitet werden.
Hergestellt wurden alle Fertigteile in einer mobilen Fertigungsanlage auf der Baustelle. Neben den formalen Bezügen zum Bestand war die Technik insbesondere bei den Fassadenelementen wegen des hohen Bedarfs an identischen Bauteilen klar im Vorteil. Bei der Zuwegung galt ferner die Maßgabe, dass eine konstante Plattenstärke erzielt werden sollte: Da die Platten auf dem Terrain lediglich aufliegen, sind sie vollständig sichtbar. Da das Gelände jedoch zum Gebäude hin um 2,5 % abfällt, war es einfacher, die Bodentafeln in der Waagerechten zu gießen und erst nach dem Aushärten auf ihre leicht geneigte Position zu plazieren.
Robert Mehl, Aachen
Während bei der Sanierung des Altbaus die Ästhetisierung seiner Konstruktion im Vordergrund stand, zollte man dem historischen Kern im Neubaubereich mit Zitaten Tribut: Modul und Fertigteile hieß das Konzept.
Die Konstruktion des Neubaus beruht auf dem gleichem Stützenrastermaß wie der Altbau. Vom Bestand übernommen wurden auch die Öffnungsmaße und die Scheibenaufteilung für die Fenster im Obergeschossbereich. Diese wurden unmittelbar über dem Fußboden und unter der Geschossdecke angeordnet. Ziel der Architekten war es, dadurch die Existenz eines nicht vorhandenen, zweiten Obergeschosses zu suggerieren: Zur Straße hin sollte der Bau höher und imposanter wirken.
Selbstironisch hinterfragt wird dieser Kunstgriff an der nördlichen Begrenzung dieser "Scheinfassade": Sie läuft hier in einem spitzen Sporn aus. Nur eine dünne Wandscheibe signalisiert hier noch die Gebäudehöhe im Obergeschossbereich. Ganz anders das darunter befindliche Erdgeschoss: Seine Fassade besteht aus wuchtigen Betonschotten und weit zurückgesetzten Fensterflächen. Sowohl die vertikalen als auch die horizontalen Elemente dieser Nischen wurden in Fertigteilbauweise errichtet. Hergestellt aus Selbstverdichtendem Beton wurde dieser unmittelbar nach dem Ausschalen poliert, um einen natursteinartigen Charakter zu erhalten.
Die Architekten wollen die Verwendung des Fertigbetons als Hommage an den Altbau verstanden wissen. Insbesondere sehen sie in der geschliffenen Oberfläche eine Weiterentwicklung der alten Waschbetontechnik.
Auch der etwa 30 m weite, leicht abfallende Weg vom expressiven Schultor zum neuen Haupteingang führt über vorgefertigten Beton. Ein Dutzend vielleicht 20 cm starke Fertigteile liegen erhaben auf dem Terrain und berühren einander nicht: Die etwa 2 cm breiten Stoßfugen zwischen den 2,5 m x 5 m großen Elemente sind offen. Um unregelmäßige Setzungen dieser Bodenplatten zu vermeiden, musste der Untergrund hierfür, wie bei einer Fahrstraße, vorbereitet werden.
Hergestellt wurden alle Fertigteile in einer mobilen Fertigungsanlage auf der Baustelle. Neben den formalen Bezügen zum Bestand war die Technik insbesondere bei den Fassadenelementen wegen des hohen Bedarfs an identischen Bauteilen klar im Vorteil. Bei der Zuwegung galt ferner die Maßgabe, dass eine konstante Plattenstärke erzielt werden sollte: Da die Platten auf dem Terrain lediglich aufliegen, sind sie vollständig sichtbar. Da das Gelände jedoch zum Gebäude hin um 2,5 % abfällt, war es einfacher, die Bodentafeln in der Waagerechten zu gießen und erst nach dem Aushärten auf ihre leicht geneigte Position zu plazieren.
Robert Mehl, Aachen