Project:
Contact:
via mail ✉
Object:
Type:
animal enclosure
Location:
Zoo Berlin [satellite]
Country:
Germany
Architect:
dan pearlman group 🔗, Berlin
Materials:
precast concrete elements
Published:
Beton Bauteile 2025-1
Pages:
14 - 15
Content:
Interview mit Kieran Stanley, CEO dan pearlman Erlebnisarchitektur GmbH, Berlin
Ich hatte drei Kunden: Tiere, Betrieb & Besucher!
[no english version available]
Wie entstand die Idee zu dieser besonderen Konstruktion einer Pagode?
Vor dem Hintergrund der Idee, einen bautypologischen Bezug zum ursprünglichen Lebensraum der Nashörner herzustellen, haben wir uns mit der Typologie indischer Tempel auseinandergesetzt – insbesondere um herauszufinden, welche Bauform in Frage kommen könnte. Dann spielten wir mit dem Maßstab, um zu wissen, wie hoch der Turm sein muss, damit er eine besondere Wirkung entfalten kann. Er durfte nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig sein. Letzteres hätte zu plump gewirkt. Dann haben wir uns für eine dynamische Höhe der Licht- und Luftspalten entschieden. Dadurch wird der Abstand zwischen den horizontalen Betonsteinlagen nach oben immer größer. Unterstützt wurde dies durch die Kragung, die mit zunehmender Höhe weiter nach innen rückt. Damit geben wir dem Turm mehr Eleganz. Innen überwog der skulpturale Ansatz. Ursprünglich wollten wir darin etwas abhängen, eine Glocke zum Beispiel. Als der Turm zunehmend fertig wurde, sahen wir, wie unfassbar stark der Raum wirkt und haben davon abgesehen. Uns ging es um einen puristischen Ansatz!
Vor dem Hintergrund der Idee, einen bautypologischen Bezug zum ursprünglichen Lebensraum der Nashörner herzustellen, haben wir uns mit der Typologie indischer Tempel auseinandergesetzt – insbesondere um herauszufinden, welche Bauform in Frage kommen könnte. Dann spielten wir mit dem Maßstab, um zu wissen, wie hoch der Turm sein muss, damit er eine besondere Wirkung entfalten kann. Er durfte nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig sein. Letzteres hätte zu plump gewirkt. Dann haben wir uns für eine dynamische Höhe der Licht- und Luftspalten entschieden. Dadurch wird der Abstand zwischen den horizontalen Betonsteinlagen nach oben immer größer. Unterstützt wurde dies durch die Kragung, die mit zunehmender Höhe weiter nach innen rückt. Damit geben wir dem Turm mehr Eleganz. Innen überwog der skulpturale Ansatz. Ursprünglich wollten wir darin etwas abhängen, eine Glocke zum Beispiel. Als der Turm zunehmend fertig wurde, sahen wir, wie unfassbar stark der Raum wirkt und haben davon abgesehen. Uns ging es um einen puristischen Ansatz!
Nach welchen Kriterien entwickelten Sie die Farbigkeit des Bauwerks?
Wir haben eine Sandsteinbemusterung gewählt, denn es gibt sehr viele Sandsteinbauten in Nordindien, besonders in Assam. Deren Farbe – bräunlich-orange – wollten wir treffen. Wir suchten eine geerdete Sandsteinfarbe. Die Farbe sollte nicht zu pink sein, da dies an die Farbe des Kaufhauses Alexa am Alexanderplatz erinnern würde.
Wir haben eine Sandsteinbemusterung gewählt, denn es gibt sehr viele Sandsteinbauten in Nordindien, besonders in Assam. Deren Farbe – bräunlich-orange – wollten wir treffen. Wir suchten eine geerdete Sandsteinfarbe. Die Farbe sollte nicht zu pink sein, da dies an die Farbe des Kaufhauses Alexa am Alexanderplatz erinnern würde.
Wer hat die Betonfertigteile hergestellt?
Das war BNB - Beton und Naturstein Babelsberg GmbH. Wir suchten einen Hersteller, der auch eine begleitende Betonberatung anbietet. Uns ging es sowohl um die richtige Betonmischung als auch um die einzelnen Anfertigungen. Gerade bei den gekrümmten Elementen des umlaufenden Frieses galt es, den Krümmungswinkel exakt zu reproduzieren. Hier ist zwar grundsätzlich der Radius immer derselbe, aber die zulässigen Bautoleranzen können eine verheerende Wirkung haben. Diese Problematik war ein großes Thema, aber wir erhielten eine super Beratung und haben uns in guten Händen gefühlt!
Das war BNB - Beton und Naturstein Babelsberg GmbH. Wir suchten einen Hersteller, der auch eine begleitende Betonberatung anbietet. Uns ging es sowohl um die richtige Betonmischung als auch um die einzelnen Anfertigungen. Gerade bei den gekrümmten Elementen des umlaufenden Frieses galt es, den Krümmungswinkel exakt zu reproduzieren. Hier ist zwar grundsätzlich der Radius immer derselbe, aber die zulässigen Bautoleranzen können eine verheerende Wirkung haben. Diese Problematik war ein großes Thema, aber wir erhielten eine super Beratung und haben uns in guten Händen gefühlt!
Was wird in der Pagode selbst gezeigt?
In dem Pagodenturm präsentieren wir die rote Liste der weltweit gefährdeten Tierarten, zu denen auch die Panzernashörner zählen. Die Präsentation arbeitet mit vertikalen Stoffbannern in Gelb, Orange und Rot, die von buddhistischen Gebetsfahnen inspiriert sind. Diese sind um eine mittig aufgestellte Spendenbox gruppiert, die als Wunschbrunnen angelegt ist. Über eine Vorrichtung kann man eine Münze einwerfen, die dann ähnlich einem Wasserstrudel in Kreisbewegungen in die Mitte rollt, wo sie schließlich in ein kleines Loch fällt. In diesem Moment ertönt ein Geräusch und ein Tierartname leuchtet an der Seitenwand auf.
In dem Pagodenturm präsentieren wir die rote Liste der weltweit gefährdeten Tierarten, zu denen auch die Panzernashörner zählen. Die Präsentation arbeitet mit vertikalen Stoffbannern in Gelb, Orange und Rot, die von buddhistischen Gebetsfahnen inspiriert sind. Diese sind um eine mittig aufgestellte Spendenbox gruppiert, die als Wunschbrunnen angelegt ist. Über eine Vorrichtung kann man eine Münze einwerfen, die dann ähnlich einem Wasserstrudel in Kreisbewegungen in die Mitte rollt, wo sie schließlich in ein kleines Loch fällt. In diesem Moment ertönt ein Geräusch und ein Tierartname leuchtet an der Seitenwand auf.
Wie erfolgt die Trennung des Tierbereichs von dem der Besucher?
Grundsätzlich geht es den Tieren hier sehr gut, sie haben kein Aggressionspotenzial, aber es sind auch Fluchttiere. Einen Fluchtreflex könnte eventuell ein kreisender Hubschrauber auslösen. Deshalb bestehen die trennenden Scheiben zwischen dem Gehege und dem Besucherbereich aus 8 cm starkem Panzerglas. Durch die vermeintlich offenen Grünzonen haben wir dicke Stahlseile gezogen, die fest in den Betonwänden verankert sind. Selbstverständlich wollen wir, dass sich die Tiere so wenig wie möglich verletzen. Wenn ein Nashorn einen Schreck bekommt, muss man als erstes deeskalieren. Deshalb gibt es vor den Scheiben eine lose Gerölllage auf dem Boden als eine erste Bremse. Darauf zu stehen, tut den Tieren ein bisschen weh und bremst sie im Fall des Falles etwas ab.
Grundsätzlich geht es den Tieren hier sehr gut, sie haben kein Aggressionspotenzial, aber es sind auch Fluchttiere. Einen Fluchtreflex könnte eventuell ein kreisender Hubschrauber auslösen. Deshalb bestehen die trennenden Scheiben zwischen dem Gehege und dem Besucherbereich aus 8 cm starkem Panzerglas. Durch die vermeintlich offenen Grünzonen haben wir dicke Stahlseile gezogen, die fest in den Betonwänden verankert sind. Selbstverständlich wollen wir, dass sich die Tiere so wenig wie möglich verletzen. Wenn ein Nashorn einen Schreck bekommt, muss man als erstes deeskalieren. Deshalb gibt es vor den Scheiben eine lose Gerölllage auf dem Boden als eine erste Bremse. Darauf zu stehen, tut den Tieren ein bisschen weh und bremst sie im Fall des Falles etwas ab.
Die Nashorn- Pagode ist kaum fertig und schon preisgekrönt: Herzlichen Glückwunsch!
Wir haben mit ihr am Architekturpreis Berlin teilgenommen und dabei die Kategorie Publikumspreis gewonnen. Das Gebäude beeindruckt das Publikum. Darauf sind wir stolz, auch wenn es nie unser Ziel war, mit dem Projekt Architekturpreise zu gewinnen – gerade, weil wir überwiegend im Zoobereich tätig sind. Unser täglicher Fokus liegt auf dem Wohl der Tiere und nicht auf der Architektur. Oft versteckt sich auch bei uns die Architektur in der Landschaft und tritt komplett zurück. Architektur ist für uns kein Selbstzweck!
Wir haben mit ihr am Architekturpreis Berlin teilgenommen und dabei die Kategorie Publikumspreis gewonnen. Das Gebäude beeindruckt das Publikum. Darauf sind wir stolz, auch wenn es nie unser Ziel war, mit dem Projekt Architekturpreise zu gewinnen – gerade, weil wir überwiegend im Zoobereich tätig sind. Unser täglicher Fokus liegt auf dem Wohl der Tiere und nicht auf der Architektur. Oft versteckt sich auch bei uns die Architektur in der Landschaft und tritt komplett zurück. Architektur ist für uns kein Selbstzweck!