Project:
Contact:
Object:
Servicetechnik im Metallbau
Type:
Interview
Location:
überall
Country:
Deutschland
Architect:
diverse
Materials:
Wartung von Fassadenmotoren
Published:
metallbau 06/2024-2
Pages:
24 - 25
Content:
[article]      
 

Interview mit Kevin Agel von Neeb Metallbau

Metallbaumeister & Servicetechniker

Bei Neeb Metallbau in Wetzlar sind Fortbildungen erwünscht. Es wird sehr darauf geachtet, dass die Servicetechniker und Monteure hinsichtlich neuer Produkte geschult sind und immer up to date bleiben. Kevin Agel ist seit 16 Jahren für den Betrieb tätig, im vergangenen Jahr hat der Experte für Tore seine Meisterprüfung absolviert. Wir haben mit ihm über neueste Entwicklungen der Servicetechnik gesprochen.
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Herr Agel, Sie sind Servicetechniker bei Neeb Metallbau. Worin besteht Ihre Tätigkeit?
Vor meiner heutigen Tätigkeit war ich reiner Servicetechniker und habe Anlagen montiert und auch repariert. Nachdem ich eine Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen habe, berate ich jetzt auch telefonisch und erstelle vorab Problemdiagnosen.
Verwenden Sie bei Neeb Metallbau immer dieselben Motoren?
Wir sind Stützpunktlieferant von Hörmann (https://www.hoermann.de/) und nutzen natürlich die Hörmann- Produkte, aber wir führen auch Marantec- Antriebe (https://www.marantec.com). Wir sind von den Hörmann- Produkten sehr überzeugt, aber Marantec bietet jetzt auch neue, etwas preisgünstigere Antriebe an. Die sind vom Lauf her ebenfalls sehr gut, weshalb wir diese gerne verwenden.
Aber festlegen wollen wir uns nicht, es kommt immer auf die Situation an. Die Tore sind eher nicht zwingend systemabhängig. Selbst wenn man ein Garagentor von Hörmann verwendet, muss man keinen Hörmann- Motor einbauen: da gibt es wohl Schnittstellen!
Allerdings muss es eine Konformität gegeben, die Maschinenrichtlinie muss erfüllt sein. Ein automatisch arbeitendes Tor muss amtlich geprüft und freigegeben sein. Das ist bei Marantec wie bei Hörmann gegeben.
Machen Sie bei Motorstörungen auch deren Reparatur?
Ja, das machen wir auch! Stellen wir uns vor, ein Kunde ruft an und klagt: "Das Tor fährt runter, bleibt plötzlich stehen und fährt dann wieder in Gegenrichtung!" Dann fahren wir hin und schauen, ob es am Torlauf liegt, ob es da ein Problem gibt – sei es an der Rolle oder dass irgendetwas klemmt. Und wenn das alles in Ordnung ist, dann prüfen wir den Antrieb und führen beispielsweise eine neue Lernfahrt durch. Dabei lernt der Antrieb seinen Fahrweg neu, d.h. den Kraftaufwand, den er beim Abfahren der Strecke benötigt. Und dann ist meistens das Problem behoben!
Bei einer Lernfahrt lernt die Motorsteuerung, an welcher Stelle bzw. zu welchem Zeitpunkt der Motor wie viel Kraft braucht, also letztlich wie viel Strom benötigt wird?
Genau, man erhält einen Antrieb in einer Grundeinstellung, dann schließt man alles an und montiert den Antrieb am Tor. Das Erste, was man nach dem Anschließen macht, ist diese Lernfahrt. Zuvor kennt der Motor quasi seinen Weg nicht. Bei Hörmann besteht das Anlernen aus drei Fahrten rauf und runter. Dabei lernt die Steuerung auch, wie weit das Tor herabfahren muss, denn im Allgemeinen ist ein Rolltor immer höher als die Öffnung, die es schließen muss. Das wird alles abgespeichert. Schließlich merkt sich die Steuerung, wenn das Tor in Bodennähe kommt. Die letzten 10 cm bewegt sich das Tor grundsätzlich langsamer. Aber die Steuerung registriert auch, wenn es mehr Widerstand in der Schiene gibt, d.h. wo der Motor ein bisschen mehr drücken muss.
So werden Unfälle vermieden: Wenn das Tor etwa versehentlich abgefahren wird und ein Kind oder ein Auto dazwischensteht. Sobald das Tor auf Widerstand stößt – lassen Sie es zwei oder drei Kilogramm – sein, dann stoppt es und fährt sofort wieder auf. Die Mechanik ist immer sehr empfindlich eingestellt. Alle Garagentore müssen heutzutage bei einem Hindernis das Tor sofort wieder freimachen können!
Sind die Garagenmotoren heutzutage tendenziell Black- Boxes oder können Techniker diese noch öffnen und auch reparieren?
Früher gab es Einschubfächer, in denen sich die Steuerungstechnik verbarg. Diese Steckkarten konnte man noch austauschen, aber heutzutage kann man eigentlich nur noch den kompletten Antriebskopf wechseln. Man kann theoretisch die Motoren noch öffnen und versuchen, dort etwas zu reparieren oder auszutauschen, aber das lohnt sich meist von der Arbeitszeit gar nicht. Es ist leider oft sinnvoller, gleich das komplette Gerät auszutauschen. Grundsätzlich halten die Antriebe aber relativ lange. Es gibt Antriebe, die arbeiten durchaus 30 – 40 Jahre lang.
Wie erfolgt die Kraftübertragung bei einem Garagentor?
Wir montieren hauptsächlich Rolltore und Sektionaltore. Bei Ersteren funktioniert der Antrieb über eine Welle und bei Sektionaltoren über eine Steuerungsstange. Klassische Schwingtore bieten wir zwar weiterhin an, diese sind aber in ihrem Marktanteil stark rückläufig. Als problematisch wird allgemein angesehen, dass man davor nicht unmittelbar parken kann und – wenn dort ein Bürgersteig verläuft – Passanten durch das Aufschwingen gefährdet werden. Dazu gewinnt man bei Rolltoren an Deckenhöhe gegenüber Schwingtoren und Sektionaltoren, bei Letzteren befindet sich meist der Motor in der Deckenmitte.
Sie bieten ja auch Brandschutztüten an. wie gehen Sie bei diesen vor?
Brandschutztüren haben heutzutage oft eine automatische Feststellvorrichtung, zum Beispiel den TS 500 von Geze (https://www.geze.de), die im Brandfall infolge einer Raucherkennung selbstständig schließt. Sie arbeitet magnetisch.
Wie sind die elektrischen Schnittstellen ausgebildet: Wird bei Brandschutztüren und bei Garagentoren schon mit USB- Kabeln gearbeitet oder sind das noch ganz normale Kabel, die mit Lüsterklemmen miteinander verbunden werden?
Das Kabel, worüber der Motor Strom bekommt, ist noch ein ganz normales für 230 Volt, ich glaube, 3x1,5, für einen 400-Volt- Motor sind aber schon 5x1,5 erforderlich.
Die Steuerung erfolgt über Systemkabel, deren Anschlüsse eher an Telefonstecker erinnern. Für den Industriebedarf bietet Hörmann nunmehr auch eine Steuerung über Bluetooth an. Dadurch kann man etwa die Torsteuerungen per Handy oder Note- Book auslesen. Das kann aber nicht jeder machen, man muss sich erst bei Hörmann registrieren. Wenn man dann etwa ein Servicemitarbeiter ist, erhält man eine Freigabe sowie ein Password zum autorisieren.
Aber an Bus- Systeme, die die Haustechnik eines ganzen Hauses steuern, sind diese Garagentore noch nicht angeschlossen?
Viele Torsteuerungen von Hörmann haben einen Bus- Eingang, das ist durchaus möglich, wird aber kaum angefragt.
Was sind denn so die typischen klassischen Fehlerquellen, die dann nach dem Einbau entstehen?
Ganz häufig haben neue Garagentore eine Fehleinstellung beim Gewichtsausgleich, oft sind die entsprechenden Torsionsfedern verstellt. Die spannt man natürlich so, dass der Torantrieb möglichst wenig zu ziehen oder zu drücken hat. Aber die Spannkraft solcher Federn lässt mit den Jahren nach. Im gewerblichen Bereich gibt es dafür vorgeschriebene, jährliche Wartungsintervalle. Erfolgt keine Prüfung in der erlaubten Zeitspanne, meldet die Steuerung irgendwann eine Störung und verweigert mitunter sogar die Funktion. Bei Hörmann ist das der berühmte Fehlercode 17. Sobald ein Kunde anruft und sagt, sein Torantrieb meldet diesen Fehler, dann kennt man schon die Problemlösung. Ein Techniker fährt dann hin, spannt die Feder nach, justiert und ölt alles ein wenig – und schon ist der Fehler beseitigt!
Haben sich die Motoren in den letzten zehn Jahren verändert?
Sie sind in jedem Fall wesentlich schneller geworden! Es gibt FU- Motoren, mit denen das Tor wesentlich schneller öffnet und schließt, bei denen die Energieaufnahme eine erheblich bessere ist. Es gibt schon eine spürbare Veränderung hin zum Positiven. Die Antriebe sind auch erheblich leiser geworden.
Wenn Ihr Betrieb nun eine Tor- Ausschreibung bekommt, bieten Sie dann die Tore mit einem bestimmten Motor an?
Wenn wir eine Tor- Ausschreibung bekommen, dann steht meist in den Leistungsverzeichnissen sehr genau, wie groß alles sein soll, welcher Anbieter gewünscht ist und oft auch mit den Geschwindigkeiten, mit denen ein Tor sich öffnen und schließen soll.
Der Motorenhersteller wird aber meist nicht explizit in den Ausschreibungen genannt, da wären Sie theoretisch frei, oder?
Im Industrie- Tor- Bereich ist es schon so, dass der Motorhersteller oft vorgegeben wird und oft gibt es eine feste Kombination von Tor- und Motorhersteller, um die Maschinenrichtlinie zu erfüllen.
Fahren Sie als Servicetechniker noch selber raus, oder beschränkt sich Ihre Arbeit auf eine Bürotätigkeit?
Tatsächlich arbeite ich mittlerweile hauptsächlich im Büro, aber ich fahre mitunter noch raus und schaue mir die Problematik an, wenn Not am Mann ist – oder bei absoluten Notlagen, etwa weil sich ein Garagentor kurzfristig nicht öffnen lässt.
Was war das für eine Fortbildung, die Ihnen ermöglichte, Ihre aktuelle Position bei Neeb Metallbau einzunehmen?
Ich habe meinen Meister letztes Jahr gemacht!
Herzlichen Glückwunsch!
Danke, danke. Ja, und dann kam das Ganze halt zustande.
Also sind Fortbildungen auch in Ihrer Firma das A und O?
Genau, Neeb Metallbau achtet darauf sehr, dass man sich hinsichtlich neuer Produkte fortbildet, denn so lassen sich viele Fehlerquellen vermeiden und man ist bei der Montage immer up to date.
Haben Sie ganz herzlichen Dank für das Gespräch!

Robert Mehl, Aachen
https://www.metallbau-magazin.de/artikel/kevin-agel-von-neeb-metallbau-4106922.html