Project:
Contact:
via mail ✉
Object:
2014 FIFA World Cup Brazil
Type:
Fußball Weltmeisterschaft
Location:
diverse [satellite]
Country:
Brazil
Architect:
diverse
Materials:
überwiegend Betonfertigteiltribünen
Published:
DBZ-Stadionheft 2014-1
Pages:
8 - 9
Content:
Brasilien
Fußball- WM 2014
Die Größe Brasiliens realisiert man am ehesten daran, dass zwischen dem nördlichsten Austragungsort der WM Manaus und dem Südlichsten Porto Alegre rund sechs Flugstunden liegen. Die Weite des Landes lässt die Idee sinnvoll erscheinen, den Wettbewerb auf zwölf Standorte zu verteilen – so viel wie nie zuvor! Doch die Ende April aufgeflammten Unruhen werfen ein kritisches Licht auf den Event, das so nicht ausgeblendet werden sollte.
[no english version available]
Zum Zeitpunkt der Vorort- Recherchen zu diesem Heft war es in Brasilien noch ausgesprochen ruhig. Selbst die Sorge vor der Kriminalität schien völlig überzogen: jeder war ausgesprochen hilfsbereit und freundlich, obwohl kaum einer etwas anderes als Portugiesisch sprach. Brasilianer kommentieren und kommunizieren grundsätzlich alles und mit jedem (auch untereinander) mit einer einzigen Geste: Daumen hoch. Sie passt perfekt zum Land: man sieht sich als Meister der Improvisation und am Ende wird alles gut – bestimmt!
Vor diesem Hintergrund nahm man auch die noch unfertigen Stadionbauten zur Kenntnis: in irgendeiner Form wird man dort schon spielen können; Augen zu und Daumen hoch. Weitaus größere Bedenken beschlichen einen hinsichtlich der teilweise noch im Bau befindlichen oder völlig desolaten Infrastruktur. So verbargen sich weite Innenraumbereiche der Flughafenterminals von Saõ Paulo, Rio de Janeiro und Manaus hinter Baustellenabsperrungen. Rio de Janeiro, so vollendet es auch sonst erscheint, erstickt derzeit in einem Verkehrschaos. Grund ist der kurzfristige Abriss aller oberen Fahrbahnebenen der ehemals zweigeschossigen Stadtautobahn aufgrund baulicher Mängel. Es erscheint auch absurd, dass in einem Staat wie Brasilien der prosperierende Südosten auf dem Landweg nicht mit dem schwach entwickelten Amazonien verbunden ist. Lediglich eine Schlammpiste verbindet Manaus mit den großen Zentren des Landes. Die immerhin 2 Mio. Einwohner zählende Amazonasmetropole wird ausschließlich über den Fluss und aus der Luft versorgt. Dieser Exkurs will die Stimmung im Land beschreiben. Während einflussreiche Lobbygruppen darum ringen, wer den Zuschlag zum Bau der staatlich finanzierten Stadien erhält, bleiben weniger prominente Infrastrukturprojekte einfach liegen. Daher diese Unruhen.
Auch kann der Autor die Aussage des FIFA- Präsidenten Sepp Blatters, dass deutsche Firmen mit schuld an den Bauverzögerungen seien, nicht nachvollziehen. Tatsächlich handelt es sich bei den mit deutscher Beteiligung entstandenen Stadien um die sechs Orte, die in diesem Heft im Weiteren vorgestellt werden. So können Sie sich selber ein Bild davon machen.
Ist es aber nicht mindestens ebenso bedeutsam, wenn Anfang März die Stadionzufahrt zum neuen Stadion in Saõ Paulo – eine Autobahnbrücke – im Rohbau noch nicht ansatzweise fertig war? Schließlich ist es legitim, die Stadionanzahl in Frage zu stellen.Bei einer gleichen Anzahl von teilnehmenden Mannschaften waren es 2006 in Deutschland noch neun, 2010 in Südafrika schon zehn und jetzt sind es zwölf Austragungsorte. Oft generiert man so in Städten, die keine Teams in der ersten oder zweiten brasilianischen Liga besitzen – wie etwa in Manaus oder in Brasilia – so genannte „Weiße Elefanten“. Manche denken, dass man vielleicht die rund 300 Mio. Euro, die das dortige Stadion gekostet hat, sinnvoller hätte anlegen können, etwa in den erwähnten Straßenbau. Allerdings verblüfft gerade die Arena da Amazônia mit ihrer Identifikationskraft auf die einheimische Bevölkerung.
Robert Mehl, Aachen
Vor diesem Hintergrund nahm man auch die noch unfertigen Stadionbauten zur Kenntnis: in irgendeiner Form wird man dort schon spielen können; Augen zu und Daumen hoch. Weitaus größere Bedenken beschlichen einen hinsichtlich der teilweise noch im Bau befindlichen oder völlig desolaten Infrastruktur. So verbargen sich weite Innenraumbereiche der Flughafenterminals von Saõ Paulo, Rio de Janeiro und Manaus hinter Baustellenabsperrungen. Rio de Janeiro, so vollendet es auch sonst erscheint, erstickt derzeit in einem Verkehrschaos. Grund ist der kurzfristige Abriss aller oberen Fahrbahnebenen der ehemals zweigeschossigen Stadtautobahn aufgrund baulicher Mängel. Es erscheint auch absurd, dass in einem Staat wie Brasilien der prosperierende Südosten auf dem Landweg nicht mit dem schwach entwickelten Amazonien verbunden ist. Lediglich eine Schlammpiste verbindet Manaus mit den großen Zentren des Landes. Die immerhin 2 Mio. Einwohner zählende Amazonasmetropole wird ausschließlich über den Fluss und aus der Luft versorgt. Dieser Exkurs will die Stimmung im Land beschreiben. Während einflussreiche Lobbygruppen darum ringen, wer den Zuschlag zum Bau der staatlich finanzierten Stadien erhält, bleiben weniger prominente Infrastrukturprojekte einfach liegen. Daher diese Unruhen.
Auch kann der Autor die Aussage des FIFA- Präsidenten Sepp Blatters, dass deutsche Firmen mit schuld an den Bauverzögerungen seien, nicht nachvollziehen. Tatsächlich handelt es sich bei den mit deutscher Beteiligung entstandenen Stadien um die sechs Orte, die in diesem Heft im Weiteren vorgestellt werden. So können Sie sich selber ein Bild davon machen.
Ist es aber nicht mindestens ebenso bedeutsam, wenn Anfang März die Stadionzufahrt zum neuen Stadion in Saõ Paulo – eine Autobahnbrücke – im Rohbau noch nicht ansatzweise fertig war? Schließlich ist es legitim, die Stadionanzahl in Frage zu stellen.Bei einer gleichen Anzahl von teilnehmenden Mannschaften waren es 2006 in Deutschland noch neun, 2010 in Südafrika schon zehn und jetzt sind es zwölf Austragungsorte. Oft generiert man so in Städten, die keine Teams in der ersten oder zweiten brasilianischen Liga besitzen – wie etwa in Manaus oder in Brasilia – so genannte „Weiße Elefanten“. Manche denken, dass man vielleicht die rund 300 Mio. Euro, die das dortige Stadion gekostet hat, sinnvoller hätte anlegen können, etwa in den erwähnten Straßenbau. Allerdings verblüfft gerade die Arena da Amazônia mit ihrer Identifikationskraft auf die einheimische Bevölkerung.
Robert Mehl, Aachen