Project:
Contact:
via mail ✉
Object:
The Ned 🔗
Type:
Hotel
Location:
Doha [satellite]
Country:
Qatar
Architect:
William Sednaoui (1970); David Chipperfield 🔗, Berlin (2021)
Materials:
precast condrete elements
Published:
Beton Bauteile 2024
Pages:
20 - 25
Content:
Sanierung „The Ned“, Doha/Q
Betonpergola auf Sockel
Das einstige Innenministerium von Katar wurde zu einem Luxushotel mit Kongresszentrum umgebaut. Neben seiner umfassenden Sanierung erhielt der Bau einen langgestreckten Sockel, der mit einer Pergola aus Betonfertigteilen verschattet wird.
[no english version available]
Der libanesische Architekt William Sednaoui ist in Westeuropa kaum bekannt. Kritiker attestieren jedoch seinen in den 1960er- und 70er- Jahren entstandenen Bauten im Stile des Brutalismus eine hohe gestalterische Qualität. Tatsächlich schuf er damals insbesondere in der arabischen Welt, die zu dieser Zeit durch die Ölförderung aufblühte, nicht wenige, oftmals öffentliche Bauten. Dazu gehört das ehemalige Innenministerium von Katar, das heutige Hotel „The Ned“, das direkt an der Strandpromenade von Doha liegt und keine zehn Autominuten von dem dortigen Nationalmuseum entfernt ist, welches die Titelstory des Jahrbuchs Beton Bauteile Edition 2020 war. Tatsächlich gilt der frühere Ministeriumsbau als eines der ältesten Häuser der jungen katarischen Hauptstadt überhaupt und ist nicht zuletzt deshalb zu erhalten. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die ministeriale Administration Katars zusehends, weshalb das Ministerium in einen etwas weiter von der Küste entfernten, jedoch erheblich größeren Neubau migrierte und das alte Gebäude einige Jahre leer stand.
2016 lobten die heutigen Eigentümer einen internationalen Wettbewerb zur Sanierung und Revitalisierung des Sednaoui- Baus aus, den David Chipperfield Architects in Ihrem Berliner Büro bearbeiteten und gewannen. „Die Betreuung durch uns lief sehr digital – es war ja zudem die Zeit von Covid, das war sehr besonders! Vorher bin ich zwölf Jahre lang täglich mit meinem Fahrrad auf die Baustelle gefahren!“, erinnert sich Urs Vogt, Projektleiter von „The Ned“, da er zuvor den Bau der James Simon Galerie auf der Berliner Museumsinsel geleitet hat (ebenfalls in Beton Bauteile Edition 2020). Das Projekt „The Ned“ war sehr arbeitsteilig organisiert. David Chipperfield Architects hatten – wie erwähnt – den Wettbewerb gewonnen und entsprechend auch die Entwurfsplanung durchgeführt. Mit der Baugenehmigungs- und der sich daran anschließenden Ausführungsplanung war hingegen UrbaCon, ein lokaler Generalübernehmer, beauftragt, der wiederum mit Dar Al- Handasah einen libanesischen Generalplaner beschäftigte. Nichtsdestotrotz behielten David Chipperfield Architects bei allem die künstlerische Oberbauleitung und alle Pläne bis hin zur Werk- und Montageplanung mussten durch sie autorisiert werden.
2016 lobten die heutigen Eigentümer einen internationalen Wettbewerb zur Sanierung und Revitalisierung des Sednaoui- Baus aus, den David Chipperfield Architects in Ihrem Berliner Büro bearbeiteten und gewannen. „Die Betreuung durch uns lief sehr digital – es war ja zudem die Zeit von Covid, das war sehr besonders! Vorher bin ich zwölf Jahre lang täglich mit meinem Fahrrad auf die Baustelle gefahren!“, erinnert sich Urs Vogt, Projektleiter von „The Ned“, da er zuvor den Bau der James Simon Galerie auf der Berliner Museumsinsel geleitet hat (ebenfalls in Beton Bauteile Edition 2020). Das Projekt „The Ned“ war sehr arbeitsteilig organisiert. David Chipperfield Architects hatten – wie erwähnt – den Wettbewerb gewonnen und entsprechend auch die Entwurfsplanung durchgeführt. Mit der Baugenehmigungs- und der sich daran anschließenden Ausführungsplanung war hingegen UrbaCon, ein lokaler Generalübernehmer, beauftragt, der wiederum mit Dar Al- Handasah einen libanesischen Generalplaner beschäftigte. Nichtsdestotrotz behielten David Chipperfield Architects bei allem die künstlerische Oberbauleitung und alle Pläne bis hin zur Werk- und Montageplanung mussten durch sie autorisiert werden.
Auf den Sockel gehoben
Natürlich suchte man schon in den 1970er- Jahren nach Wegen, einen Ministeriumsbau auf subtile Weise zu sichern. Vor diesem Hintergrund setzte der Architekt Sednaoui das Gebäude auf einen gut 4 m hohen Sockel mit senkrechten Kanten, die man nicht ohne weiteres überwinden konnte. Diesem Sockel fiel damit selbstredend ein formaler Anteil an dem Gesamtvolumen zu; optisch störte er jedoch überhaupt nicht – im Gegensatz zu einem Zaun. David Chipperfield Architects griffen dieses erhöhte Plateau auf, verlängerten es jedoch erheblich nach Südosten auf gut 300 m Länge und 75 m Breite. Auf diesem neuen Podium platzieren sie zahlreiche, dem Hotel- und Wellnessbetrieb dienende Pavillons, Wasserbecken und Grünflächen, die dieser Ebene den Charakter einer eigenen Welt verleihen.
Natürlich suchte man schon in den 1970er- Jahren nach Wegen, einen Ministeriumsbau auf subtile Weise zu sichern. Vor diesem Hintergrund setzte der Architekt Sednaoui das Gebäude auf einen gut 4 m hohen Sockel mit senkrechten Kanten, die man nicht ohne weiteres überwinden konnte. Diesem Sockel fiel damit selbstredend ein formaler Anteil an dem Gesamtvolumen zu; optisch störte er jedoch überhaupt nicht – im Gegensatz zu einem Zaun. David Chipperfield Architects griffen dieses erhöhte Plateau auf, verlängerten es jedoch erheblich nach Südosten auf gut 300 m Länge und 75 m Breite. Auf diesem neuen Podium platzieren sie zahlreiche, dem Hotel- und Wellnessbetrieb dienende Pavillons, Wasserbecken und Grünflächen, die dieser Ebene den Charakter einer eigenen Welt verleihen.
Brise Soleil
Der gesamte erhöhte Bereich wird verschattet von einer „Brise Soleil“, einer Pergola aus 12.622 Betonfertigteilen. Sie besteht aus jeweils 71 cm hohen und 12 cm starken (Schatten-)Lamellen, die eine typische Länge von 6,40 m aufweisen und in einem Achsabstand von 80 cm von langgezogenen Durchlaufträgern abgehängt sind, die wiederum an massiven Hauptträgern hängen. Während die etwa 1 m hohen Hauptträger und die damit verbundenen Nebenträger Ortbetonbauwerke sind, wurden die Lamellen in einem lokalen Betonfertigteilwerk in Doha produziert, insgesamt gut 80 lfkm. In die Durchlaufträger, von denen die Lamellen abgehängt wurden, betonierte man Gewindestangen ein, mit denen man diese dann fixierte. Die erforderliche in das Fertigteil abgesenkte Mutterhalterung, die in der Untersicht stören würde, wurde anschließend verspachtelt. Bemerkenswert ist die Holzverkleidung der Pergolastützen. Inspiriert vom Itamary- Palast von Oscar Niemeyer entmaterialisieren die Holzstützen das schattenspendende Betontragwerk stark. Das gefühlt leichte Holz lässt den schweren Beton förmlich fliegen. Der tragende Stützenteil besteht natürlich aus Beton, der mit einer 5 cm starken Verkleidung aus sudanesischem Iroko- Holz verblendet wurde. Das Holz gilt als besonders widerstandsfähig und eignet sich insbesondere im trockenen Wüstenklima der Golfstaaten auch für Außenflächen. Es wurde lediglich geölt.
Der gesamte erhöhte Bereich wird verschattet von einer „Brise Soleil“, einer Pergola aus 12.622 Betonfertigteilen. Sie besteht aus jeweils 71 cm hohen und 12 cm starken (Schatten-)Lamellen, die eine typische Länge von 6,40 m aufweisen und in einem Achsabstand von 80 cm von langgezogenen Durchlaufträgern abgehängt sind, die wiederum an massiven Hauptträgern hängen. Während die etwa 1 m hohen Hauptträger und die damit verbundenen Nebenträger Ortbetonbauwerke sind, wurden die Lamellen in einem lokalen Betonfertigteilwerk in Doha produziert, insgesamt gut 80 lfkm. In die Durchlaufträger, von denen die Lamellen abgehängt wurden, betonierte man Gewindestangen ein, mit denen man diese dann fixierte. Die erforderliche in das Fertigteil abgesenkte Mutterhalterung, die in der Untersicht stören würde, wurde anschließend verspachtelt. Bemerkenswert ist die Holzverkleidung der Pergolastützen. Inspiriert vom Itamary- Palast von Oscar Niemeyer entmaterialisieren die Holzstützen das schattenspendende Betontragwerk stark. Das gefühlt leichte Holz lässt den schweren Beton förmlich fliegen. Der tragende Stützenteil besteht natürlich aus Beton, der mit einer 5 cm starken Verkleidung aus sudanesischem Iroko- Holz verblendet wurde. Das Holz gilt als besonders widerstandsfähig und eignet sich insbesondere im trockenen Wüstenklima der Golfstaaten auch für Außenflächen. Es wurde lediglich geölt.
Fertigteile statt weißer Marmor
William Sednaoui plante 1968, die Fassade des Innenministeriums mit weißem Marmor verkleiden zu lassen – so steht es in den historischen Plananweisungen, wie Urs Vogt anmerkt. Augenfällig ist dies vor allem unmittelbar oberhalb der Bogenstellungen im Attikabereich, die subtil an eine Zwerggalerie eines romanischen Kirchenbaus (etwa Dom zu Speyer) erinnern. Zur Ausführung kam jedoch eine Betonfertigteilverkleidung, die über die Jahre vielfach zerbrochen und in Teilen sogar herabgefallen war. Die entsprechenden Halterungen waren wie auch deren Stahlbewehrung korrodiert. Bei Sanierungen vertreten David Chipperfield Architects grundsätzlich die Auffassung, dass sie das instandsetzen und fortführen, was sie vorfinden, und nicht das rekonstruieren, was einmal geplant, aber nicht ausgeführt wurde. Da die Fassadenpaneelen des Bestands durchweg nicht mehr zu retten und instandzusetzen waren, fiel die Entscheidung leicht, diese komplett zu erneuern. Hinzu kamen die heute geltenden katarischen Bauvorschriften. Sie besagen, dass eine Fassadenverkleidung aus Betonfertigteilen mindestens 30 mm stark sein muss. Ursache für diese Festlegung sind u.a. die in der Golfregion zu erwartenden immensen thermischen Spannungen. Entsprechend wurden diese Beton-elemente analog zu ihren Vorgängern mit einer Stahlbewehrung unter Verwendung von Weißzement hergestellt. Befestigt wurden die neuen Fassadenbauteile der Halbbogenattika wie die vorherigen: Sie liegen oben auf der Vorderkante der Rohbaudecke auf, wurden dort auch fixiert und verdecken diese mit ihrem Vorderteil.
Ein Detail ließen David Chipperfield Architects allerdings anders als in der ursprünglichen Form ausführen: Die Innenflächen bzw. die Untersichten dieser markanten Ziergewölbe unterhalb der besagten Attika waren zuvor lediglich verputzt. Im Rahmen der Sanierung wurden auch hierfür Betonfertigteile geschaffen, die mit verdeckten Wandankern fixiert wurden.
William Sednaoui plante 1968, die Fassade des Innenministeriums mit weißem Marmor verkleiden zu lassen – so steht es in den historischen Plananweisungen, wie Urs Vogt anmerkt. Augenfällig ist dies vor allem unmittelbar oberhalb der Bogenstellungen im Attikabereich, die subtil an eine Zwerggalerie eines romanischen Kirchenbaus (etwa Dom zu Speyer) erinnern. Zur Ausführung kam jedoch eine Betonfertigteilverkleidung, die über die Jahre vielfach zerbrochen und in Teilen sogar herabgefallen war. Die entsprechenden Halterungen waren wie auch deren Stahlbewehrung korrodiert. Bei Sanierungen vertreten David Chipperfield Architects grundsätzlich die Auffassung, dass sie das instandsetzen und fortführen, was sie vorfinden, und nicht das rekonstruieren, was einmal geplant, aber nicht ausgeführt wurde. Da die Fassadenpaneelen des Bestands durchweg nicht mehr zu retten und instandzusetzen waren, fiel die Entscheidung leicht, diese komplett zu erneuern. Hinzu kamen die heute geltenden katarischen Bauvorschriften. Sie besagen, dass eine Fassadenverkleidung aus Betonfertigteilen mindestens 30 mm stark sein muss. Ursache für diese Festlegung sind u.a. die in der Golfregion zu erwartenden immensen thermischen Spannungen. Entsprechend wurden diese Beton-elemente analog zu ihren Vorgängern mit einer Stahlbewehrung unter Verwendung von Weißzement hergestellt. Befestigt wurden die neuen Fassadenbauteile der Halbbogenattika wie die vorherigen: Sie liegen oben auf der Vorderkante der Rohbaudecke auf, wurden dort auch fixiert und verdecken diese mit ihrem Vorderteil.
Ein Detail ließen David Chipperfield Architects allerdings anders als in der ursprünglichen Form ausführen: Die Innenflächen bzw. die Untersichten dieser markanten Ziergewölbe unterhalb der besagten Attika waren zuvor lediglich verputzt. Im Rahmen der Sanierung wurden auch hierfür Betonfertigteile geschaffen, die mit verdeckten Wandankern fixiert wurden.
Nutzung
Der Hotelkomplex mit seinem Kongress- und Wellnessbereich richtet sich sowohl an die Geschäftswelt wie an Privatleute – ein großes Thema im Orient sind dabei Hochzeiten. Entsprechend weist „The Ned“ sowohl etwas märchenhaft Mondänes wie etwas zeitlos Modernes auf.
Robert Mehl, Aachen
http://www.bft-international.com
Der Hotelkomplex mit seinem Kongress- und Wellnessbereich richtet sich sowohl an die Geschäftswelt wie an Privatleute – ein großes Thema im Orient sind dabei Hochzeiten. Entsprechend weist „The Ned“ sowohl etwas märchenhaft Mondänes wie etwas zeitlos Modernes auf.
Robert Mehl, Aachen
http://www.bft-international.com