Project:
Contact:
via mail ✉
Object:
timber-frame-town-refurbishment
Type:
holistic, urban building preservation
Location:
Buchen [satellite]
Country:
Germany
Architect:
Peter Knoch (old building explorer)
Materials:
timber-frame, lime-plaster, filler
Published:
BHW 04/2016
Pages:
28 - 32
Content:
Ganzheitliche, urbane Denkmalpflege in Buchen
Bauforscher legt selber Hand an
Bauforscher Peter Knoch erkennt in der Kleinstadt Buchen die Bedeutung unterschätzter Fachwerkbauten. Deren Sanierung erfordert eine ständige Interaktion aller beteiligten Gewerke und das Beherrschen alter Handwerkstechniken. Die Schlüsselarbeiten macht Knoch daher selbst.
[no english version available]
Buchen liegt im nordöstlichen Zipfel von Baden Württemberg, im Odenwald. Der Volksmund nennt die Gegend wegen seiner klimatischen Bedingungen „Badisch Sibirien“. Nicht zuletzt wegen der ungünstigen Lage verirrt sich das zuständige Landesdenkmalamt in Karlsruhe selten hierher. Gleichzeitig ist die Stadt gesegnet an historischen Beständen, denn im Mittelalter gehörte es zum Erzbistum Mainz mit einem Vogtsitz. Hiervon zeugt ein pfalzartiger Bezirk an der östlichen Stadtmauer mit dem sogenannten spätgotischen „Steinernen Haus“. Steinhäuser waren damals ein Zeichen von Reichtum; die Fachwerkbauweise war erheblich günstiger, brannte aber natürlich viel leichter. 1717 beim großen Stadtbrand gingen ein Fünftel der Häuser in Flammen auf. Daher war man beim Wiederaufbau bestrebt, diesen möglichst in Stein auszuführen. Wer nicht so viel Geld hatte, ließ sein Haus vorzugsweise verputzen, um derart einen wohlhabenden Steinbau zu imitieren und etwas der Brandanfälligkeit vorzubeugen.
Zum großen Leidwesen der heutigen Bauforscher lässt sich dies aber nicht pauschalisieren, es gibt – wie auch heute – eine Gleichzeitigkeit diverser Baustile in derselben Stadt, was sich insbesondere durch dendrochronologische Befunde belegen lässt.
Zum großen Leidwesen der heutigen Bauforscher lässt sich dies aber nicht pauschalisieren, es gibt – wie auch heute – eine Gleichzeitigkeit diverser Baustile in derselben Stadt, was sich insbesondere durch dendrochronologische Befunde belegen lässt.
„Prinz Carl“ mit Steinsockel und Imitat
Der im ansteigenden Terrain errichtete frühbarocke Bau besitzt einen geschosshohen Natursteinsockel, auf dem eine verputzte, steinimitierende Fachwerkkonstruktion aufsitzt. Deren umfassende Sanierung stand vor gut fünf Jahren an. Der Heidelberger Bauforscher und Denkmalpfleger Peter Knoch wurde damals mit der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes und der notwendigen Voruntersuchungen beauftragt Nachdem er durch die Befunde umfassende Kenntnisse über das Objekt gesammelt hatte, übertrug man ihm die Bauleitung für Sanierung. Es galt hier die Fassade komplett zu erneuern, wobei mit einem feinen, reinen Kalkputz gearbeitet wurde, da an dem vorgefundenen, zu harten und teilweise hohl liegenden Nachkriegs- Zementputz nichts mehr anhaften wollte. Die großflächigen Arbeiten führte ein Putzunternehmen aus dem Kraichgau mit Putzmaschinen aus, was bei Sichtfachwerk so nicht möglich wäre.
Erwähnenswert ist hier ein neuzeitlicher Anbau, der vom berühmtesten Sohn der Stadt stammt: Egon Eiermann, Stararchitekt, Erfinder des bekannten Designer- Tisches und Erbauer der neuen Kaiser- Wilhelm- Gedächtniskirche in Berlin (vulgo: Puderdose und Lippenstift). Natürlich steht auch dieser Gebäudeteil unter Denkmalsschutz.
Der im ansteigenden Terrain errichtete frühbarocke Bau besitzt einen geschosshohen Natursteinsockel, auf dem eine verputzte, steinimitierende Fachwerkkonstruktion aufsitzt. Deren umfassende Sanierung stand vor gut fünf Jahren an. Der Heidelberger Bauforscher und Denkmalpfleger Peter Knoch wurde damals mit der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes und der notwendigen Voruntersuchungen beauftragt Nachdem er durch die Befunde umfassende Kenntnisse über das Objekt gesammelt hatte, übertrug man ihm die Bauleitung für Sanierung. Es galt hier die Fassade komplett zu erneuern, wobei mit einem feinen, reinen Kalkputz gearbeitet wurde, da an dem vorgefundenen, zu harten und teilweise hohl liegenden Nachkriegs- Zementputz nichts mehr anhaften wollte. Die großflächigen Arbeiten führte ein Putzunternehmen aus dem Kraichgau mit Putzmaschinen aus, was bei Sichtfachwerk so nicht möglich wäre.
Erwähnenswert ist hier ein neuzeitlicher Anbau, der vom berühmtesten Sohn der Stadt stammt: Egon Eiermann, Stararchitekt, Erfinder des bekannten Designer- Tisches und Erbauer der neuen Kaiser- Wilhelm- Gedächtniskirche in Berlin (vulgo: Puderdose und Lippenstift). Natürlich steht auch dieser Gebäudeteil unter Denkmalsschutz.
Das fachwerksichtige "Haus Belz"
An der östlichen Giebelseite der ehemaligen Stallungen des Mainzer Landvogts ermöglichte die Stadt Buchen Peter Knoch, seine restauratorischen Vorstellungen und Techniken exemplarisch umzusetzen. Im Gegensatz zum „Prinz Carl“ war dieser Bau von Anbeginn fachwerksichtig, und es galt die schädigenden restaurativen Maßnahmen der letzten vier Jahrzehnte zu entfernen. So kratzten er und sein Mitarbeiter Robert Erb zunächst Silikonversiegelungen aus zahllosen Rissfugen. Danach entfernte die Firma IDK GmbH aus Lustadt in einem Trockeneisverfahren die alten Farbschichten von den Holz- und Putzflächen. Das Verfahren basiert auf der unterschiedlichen Sprödheit der Materialien bei plötzlicher Vereisung. Alte Farb- und Lackschichten platzen so einfach ab. In der Folge spänte die Schreinerei Häfner die nun „puren“ Fachwerkhölzer fachgerecht aus. Hierzu passten die Handwerker Holzspäne exakt in die schadhaften Risse und Fehlstellen ein, die sie schließlich mit Holzleim fixierten. Abschließend schloss der Restaurator Peter Knoch diese Stellen mit einem von ihm eigens angemischten Leinöl- Kitt. Mit dem Fugenmaterial können sowohl die Ausspänungen wie Risse im Holz bis zu einer maximalen Tiefe von 1 cm atmungsaktiv verschlossen werden. Primär dient die Verkittung dazu, das Wasser abzuführen. Sollte jedoch das so geschützte Holz, auch infolge anderer Ursachen, dennoch feucht werden, kann das Wasser durch den Kitt ausdiffundieren. Schließlich ist das Fugenmaterial mit den ebenfalls auf Leinöl basierenden Pigmentlasuren für das Holzfachwerk überstreichbar.
An der östlichen Giebelseite der ehemaligen Stallungen des Mainzer Landvogts ermöglichte die Stadt Buchen Peter Knoch, seine restauratorischen Vorstellungen und Techniken exemplarisch umzusetzen. Im Gegensatz zum „Prinz Carl“ war dieser Bau von Anbeginn fachwerksichtig, und es galt die schädigenden restaurativen Maßnahmen der letzten vier Jahrzehnte zu entfernen. So kratzten er und sein Mitarbeiter Robert Erb zunächst Silikonversiegelungen aus zahllosen Rissfugen. Danach entfernte die Firma IDK GmbH aus Lustadt in einem Trockeneisverfahren die alten Farbschichten von den Holz- und Putzflächen. Das Verfahren basiert auf der unterschiedlichen Sprödheit der Materialien bei plötzlicher Vereisung. Alte Farb- und Lackschichten platzen so einfach ab. In der Folge spänte die Schreinerei Häfner die nun „puren“ Fachwerkhölzer fachgerecht aus. Hierzu passten die Handwerker Holzspäne exakt in die schadhaften Risse und Fehlstellen ein, die sie schließlich mit Holzleim fixierten. Abschließend schloss der Restaurator Peter Knoch diese Stellen mit einem von ihm eigens angemischten Leinöl- Kitt. Mit dem Fugenmaterial können sowohl die Ausspänungen wie Risse im Holz bis zu einer maximalen Tiefe von 1 cm atmungsaktiv verschlossen werden. Primär dient die Verkittung dazu, das Wasser abzuführen. Sollte jedoch das so geschützte Holz, auch infolge anderer Ursachen, dennoch feucht werden, kann das Wasser durch den Kitt ausdiffundieren. Schließlich ist das Fugenmaterial mit den ebenfalls auf Leinöl basierenden Pigmentlasuren für das Holzfachwerk überstreichbar.
Ehemalige Gaststätte „Zum Ross“ imitiert Steinbau
Die am Haus Belz im Spätsommer 2014 ausgeführten Musterarbeiten wurden einen Winter lang der Witterung ausgesetzt, ohne dass es zu einer Schädigung kam. Grundsätzlich gilt, dass man sowohl das Verkitten, das Verputzen wie auch das Lasieren nicht unter einer durchgehenden Temperatur von mindestens 5°C vornehmen sollte. Die Restaurierung der südlichen Traufwand wurde hingegen ausgesetzt, da eine Instandsetzung der ehemaligen Gaststätte „Zum Ross“ drängte. Das ursprüngliche steinimitierend voll verputzte Haus steht an zentraler Stelle in Buchen vis-à-vis des frühbarocken Rathauses. In den 1970er Jahren war entsprechend der damaligen Lehrmeinung seine Fachwerkstruktur freigelegt worden. Peter Knoch spricht hier gerne von der „Sanierung der Sanierung“ und stieß damit auf erhebliche Widerstände in Teilen der Bürgerschaft. Diese ignorierte die historischen Fakten weitgehend, sah sich ihrer Identität als Fachwerkstadt beraubt und favorisierte eine pseudo-historische Stadterscheinung. Diese hat aus braunen Hölzern und hellen Putzgefachen zu bestehen und nicht aus Veroneser Grün, einem Pigment, mit dem man historische Befunde hier rekonstruierte. Ausgeführt wurde nun ein fiktiver Kompromiss, das Holz blieb sichtbar, wurde aber so zurückgestrichen, dass es dieselbe Farbe annahm wie die grünen Putzflächen. Dies konnte jedoch nicht mit derselben Farbe erfolgen, da es sich bei den Putzflächen um einen eingefärbten Kalkputz handelt und bei den Hölzern um eine bis zu 3mal aufgetragene Leinölfarbe, beide allerdings mit dem obigen Grün- Pigment.
Historisch bedeutsam ist der Bau infolge seiner Konstruktion, die zunächst falsch verstanden wurde und zu einer Abrissgenehmigung führte. Markant für ihn ist eine hölzerne Mittelsäule in den zentralen übereinander angeordneten Ecksälen, die ursprünglich durch alle Geschoss lief, eventuell aber schon im 19.Jahrhundert aus dem Erdgeschoss entfernt wurde. Im zweiten Obergeschossen beließ man hingegen die Stütze. Im 1. Obergesch0ß dagegen musste sie einer neuen Raum- und Dekorationskonzeption um 1822 weichen. Möglicherweise sollte der Raum den einflussreichen Zünften als repräsentativer Versammlungsort gegenüber der Ratsversammlung dienen. Man ersetzte die statisch notwendige Stütze durch eine Hängekonstruktion. Durchdringende Stahlstäben von einem hölzernen Bock im Dachstuhl ausgehend hielten den zuvor durch die Säule getragenen Unterzug nun in Position ab – ein frühes ingenieurtechnisches Kulturdenkmal also!
Die Denkmalpflege stellte nun fest, dass die Erdgeschossdecke von der Straße hin zum rückwärtigen Nachbarhaus um mehr als 30 cm abfällt und schrieb dies Setzungen infolge der fehlenden Stützen zu. Peter Knoch konnte jedoch nachweisen, dass dies keine Setzungen sind, da der Bau auf blankem Fels steht, und dass auch die Deckenneigung konstruktiv so beabsichtigt war. Er erklärt dies mit der umlaufenden Fensterhöhe und den niedrigeren Deckenansätzen in der betreffenden Brandwand. So fällt etwa der Obergeschossfußboden nicht in einer vergleichbaren Weise ab, auch zeigen die aus der Bauzeit noch vorhandenen Stuckdecken nicht die entsprechenden Setzungsrisse: Es war halt auch ein pragmatischer Wiederaufbau nach dem großen Stadtbrand.
Baufällig war indes der hölzerne Bock im Dachstuhl. Er wurde ersetzt durch eine massive Stahlkonstruktion. Warum die Erdgeschossstütze überhaupt herausgenommen wurde, weiß man nicht. Unser Bauforscher nimmt an, dass hier vor allem der Nutzungsgedanke der Räume als Gastwirtschaft zu den verschiedenen Veränderungen führte.
Die am Haus Belz im Spätsommer 2014 ausgeführten Musterarbeiten wurden einen Winter lang der Witterung ausgesetzt, ohne dass es zu einer Schädigung kam. Grundsätzlich gilt, dass man sowohl das Verkitten, das Verputzen wie auch das Lasieren nicht unter einer durchgehenden Temperatur von mindestens 5°C vornehmen sollte. Die Restaurierung der südlichen Traufwand wurde hingegen ausgesetzt, da eine Instandsetzung der ehemaligen Gaststätte „Zum Ross“ drängte. Das ursprüngliche steinimitierend voll verputzte Haus steht an zentraler Stelle in Buchen vis-à-vis des frühbarocken Rathauses. In den 1970er Jahren war entsprechend der damaligen Lehrmeinung seine Fachwerkstruktur freigelegt worden. Peter Knoch spricht hier gerne von der „Sanierung der Sanierung“ und stieß damit auf erhebliche Widerstände in Teilen der Bürgerschaft. Diese ignorierte die historischen Fakten weitgehend, sah sich ihrer Identität als Fachwerkstadt beraubt und favorisierte eine pseudo-historische Stadterscheinung. Diese hat aus braunen Hölzern und hellen Putzgefachen zu bestehen und nicht aus Veroneser Grün, einem Pigment, mit dem man historische Befunde hier rekonstruierte. Ausgeführt wurde nun ein fiktiver Kompromiss, das Holz blieb sichtbar, wurde aber so zurückgestrichen, dass es dieselbe Farbe annahm wie die grünen Putzflächen. Dies konnte jedoch nicht mit derselben Farbe erfolgen, da es sich bei den Putzflächen um einen eingefärbten Kalkputz handelt und bei den Hölzern um eine bis zu 3mal aufgetragene Leinölfarbe, beide allerdings mit dem obigen Grün- Pigment.
Historisch bedeutsam ist der Bau infolge seiner Konstruktion, die zunächst falsch verstanden wurde und zu einer Abrissgenehmigung führte. Markant für ihn ist eine hölzerne Mittelsäule in den zentralen übereinander angeordneten Ecksälen, die ursprünglich durch alle Geschoss lief, eventuell aber schon im 19.Jahrhundert aus dem Erdgeschoss entfernt wurde. Im zweiten Obergeschossen beließ man hingegen die Stütze. Im 1. Obergesch0ß dagegen musste sie einer neuen Raum- und Dekorationskonzeption um 1822 weichen. Möglicherweise sollte der Raum den einflussreichen Zünften als repräsentativer Versammlungsort gegenüber der Ratsversammlung dienen. Man ersetzte die statisch notwendige Stütze durch eine Hängekonstruktion. Durchdringende Stahlstäben von einem hölzernen Bock im Dachstuhl ausgehend hielten den zuvor durch die Säule getragenen Unterzug nun in Position ab – ein frühes ingenieurtechnisches Kulturdenkmal also!
Die Denkmalpflege stellte nun fest, dass die Erdgeschossdecke von der Straße hin zum rückwärtigen Nachbarhaus um mehr als 30 cm abfällt und schrieb dies Setzungen infolge der fehlenden Stützen zu. Peter Knoch konnte jedoch nachweisen, dass dies keine Setzungen sind, da der Bau auf blankem Fels steht, und dass auch die Deckenneigung konstruktiv so beabsichtigt war. Er erklärt dies mit der umlaufenden Fensterhöhe und den niedrigeren Deckenansätzen in der betreffenden Brandwand. So fällt etwa der Obergeschossfußboden nicht in einer vergleichbaren Weise ab, auch zeigen die aus der Bauzeit noch vorhandenen Stuckdecken nicht die entsprechenden Setzungsrisse: Es war halt auch ein pragmatischer Wiederaufbau nach dem großen Stadtbrand.
Baufällig war indes der hölzerne Bock im Dachstuhl. Er wurde ersetzt durch eine massive Stahlkonstruktion. Warum die Erdgeschossstütze überhaupt herausgenommen wurde, weiß man nicht. Unser Bauforscher nimmt an, dass hier vor allem der Nutzungsgedanke der Räume als Gastwirtschaft zu den verschiedenen Veränderungen führte.
Isolierfenster in Bleiglasoptik
Die Fenster im „Ross“ waren eine „bunte Mischung“, was insbesondere für das Erdgeschoss zutraf, wo sich blickdichte Buntgläser aus der Nachkriegszeit fanden. Ein einziges Fenster aus der Erbauungszeit gab es noch, der Rest musste ohnehin ausgetauscht und alle Fensterahmen überarbeitet werden. Die Stadt Buchen legte Wert auf eine Isolierverglasung, dem Denkmalamt war allein der Erhalt der Sprossung wichtig. Auf Anregen des Bauforschers Knoch kamen nun durchgehende Isoliergläser zur Verwendung, auf die Bleibahnen von innen und außen aufgewalzt wurden, um eine stimmige Sprossenoptik von 8 mm Breite zu erhalten.
Die Schreinerei Häfner baute auch hier alle Fensterahmen aus, arbeitete sie auf und strich sie abschließend mit einer ockerfarbenen pigmentierten Leinöllasur, da dieser Farbton der älteste hier nachgewiesene Befund war. Schließlich wurden die fertigen Fensterrahmen wieder eingesetzt. Diese Kastenfenster sind eine spätere Zutat. Ursprünglich saßen die Fenster direkt auf dem Fachwerk, was Spuren abgeschlagener Rahmenwülste belegen. Trotz dieses Befundes war das Fachwerk am "Ross" nie auf Sichtbarkeit angelegt, da das Holz eine intensive Beilung aufweist, womit man traditionell ein Verputzen vorbereitet. Augenfällig in der Fassade ist auch ein 20 m langer Fachwerkbalken mit leeren Stakennuten. Normalerweise nehmen diese die Deckenstakung mit der tarditionellen Lehmwickelkonstruktion auf. Wäre der Bau in Sichtholzoptik angelegt, hätte man sicher keinen so vorbereiteten Balken verwendet, sondern einen geschlossenen genommen.
Die Fenster im „Ross“ waren eine „bunte Mischung“, was insbesondere für das Erdgeschoss zutraf, wo sich blickdichte Buntgläser aus der Nachkriegszeit fanden. Ein einziges Fenster aus der Erbauungszeit gab es noch, der Rest musste ohnehin ausgetauscht und alle Fensterahmen überarbeitet werden. Die Stadt Buchen legte Wert auf eine Isolierverglasung, dem Denkmalamt war allein der Erhalt der Sprossung wichtig. Auf Anregen des Bauforschers Knoch kamen nun durchgehende Isoliergläser zur Verwendung, auf die Bleibahnen von innen und außen aufgewalzt wurden, um eine stimmige Sprossenoptik von 8 mm Breite zu erhalten.
Die Schreinerei Häfner baute auch hier alle Fensterahmen aus, arbeitete sie auf und strich sie abschließend mit einer ockerfarbenen pigmentierten Leinöllasur, da dieser Farbton der älteste hier nachgewiesene Befund war. Schließlich wurden die fertigen Fensterrahmen wieder eingesetzt. Diese Kastenfenster sind eine spätere Zutat. Ursprünglich saßen die Fenster direkt auf dem Fachwerk, was Spuren abgeschlagener Rahmenwülste belegen. Trotz dieses Befundes war das Fachwerk am "Ross" nie auf Sichtbarkeit angelegt, da das Holz eine intensive Beilung aufweist, womit man traditionell ein Verputzen vorbereitet. Augenfällig in der Fassade ist auch ein 20 m langer Fachwerkbalken mit leeren Stakennuten. Normalerweise nehmen diese die Deckenstakung mit der tarditionellen Lehmwickelkonstruktion auf. Wäre der Bau in Sichtholzoptik angelegt, hätte man sicher keinen so vorbereiteten Balken verwendet, sondern einen geschlossenen genommen.
Einer der älteste Dachstühle Buchens
Infolge seiner merkwürdig abgesackt erscheinenden Decke sollte ein weiterer Fachwerkbau in Buchen abgerissen werden. Auch dieser hatte schon jahrelang leer gestanden, und die mutmaßlichen statischen Mängel sollten zum Abbruch führen. Hier hat Peter Knoch nun nachgewiesen, dass es sich tatsächlich um eine bemerkenswerte Bauform eines Spitals aus dem 16. Jahrhundert handelt. Auch hier belegte er mittels rissarmer Deckenanschlüsse, dass es sich in Wirklichkeit um ein sehr flaches, hölzernes Scheitelgewölbe handelt, das eben in jener Zeit wohl charakteristisch für solche Gebäude war. Die so geschaffenen Räume dienten der Aufnahme entsprechender Bettstätten. Sanierungsbedürftig ist tatsächlich die südöstliche Giebelwand, bei der die Gefache herauszufallen drohen, was aber reparabel ist. Weitgehend intakt ist jedoch der Dachstuhl, den Knoch mit dendrochronologischen Proben ins 16. Jahrhundert datieren konnte, womit dieser einer der älteste von ganz Buchen ist. Den großen Stadtbrand hat der Bau seinerzeit unbeschadet überstanden, weil eine Herberge der Siechen und Aussätzigen abseits des Stadtzentrums lag. Warum aber nun überhaupt ein Spital existierte, ist vollkommen ungeklärt, womöglich ist es dem Reichtum eines christlichen Vogtsitzes zuzuschreiben. Derzeit lässt Peter Knoch von seinen Mitarbeitern den Sockel von innen freilegen, um dessen Sanierung vorzubereiten und um die Konstruktion abschließend zu bewerten.
Infolge seiner merkwürdig abgesackt erscheinenden Decke sollte ein weiterer Fachwerkbau in Buchen abgerissen werden. Auch dieser hatte schon jahrelang leer gestanden, und die mutmaßlichen statischen Mängel sollten zum Abbruch führen. Hier hat Peter Knoch nun nachgewiesen, dass es sich tatsächlich um eine bemerkenswerte Bauform eines Spitals aus dem 16. Jahrhundert handelt. Auch hier belegte er mittels rissarmer Deckenanschlüsse, dass es sich in Wirklichkeit um ein sehr flaches, hölzernes Scheitelgewölbe handelt, das eben in jener Zeit wohl charakteristisch für solche Gebäude war. Die so geschaffenen Räume dienten der Aufnahme entsprechender Bettstätten. Sanierungsbedürftig ist tatsächlich die südöstliche Giebelwand, bei der die Gefache herauszufallen drohen, was aber reparabel ist. Weitgehend intakt ist jedoch der Dachstuhl, den Knoch mit dendrochronologischen Proben ins 16. Jahrhundert datieren konnte, womit dieser einer der älteste von ganz Buchen ist. Den großen Stadtbrand hat der Bau seinerzeit unbeschadet überstanden, weil eine Herberge der Siechen und Aussätzigen abseits des Stadtzentrums lag. Warum aber nun überhaupt ein Spital existierte, ist vollkommen ungeklärt, womöglich ist es dem Reichtum eines christlichen Vogtsitzes zuzuschreiben. Derzeit lässt Peter Knoch von seinen Mitarbeitern den Sockel von innen freilegen, um dessen Sanierung vorzubereiten und um die Konstruktion abschließend zu bewerten.
Pigmente im Kalk bei Anstrich und Putz
Im Zuge seiner über 20 Jahre andauernden Tätigkeit hat sich der Bauforscher und Restaurator auf historische Verarbeitungstechniken von Farben und Putzen spezialisiert. Kalk und Pigmente spielten dabei eine herausragende Rolle. Wo seine Sanierungsprojekte es zulassen, arbeitet er mit durchgefärbten Kalkputzen, da diese weder abgewaschen werden, noch mechanische Beschädigungen sofort augenfällig sind. Ein Fachwerkgefach besteht in der Regel aus mit Lehm verfüllten Haselruten, die äußerlich mit Lehmputz beworfen werden. Darauf wird ein dünner, 5-10 mm starker Kalkputz aufgebracht, den man oft noch überstreicht. Knochs Putzlieferant sind die Hessler Kalkwerke GmbH aus Wiesloch, von ihnen bezieht er verschiedene Grundprodukte, denen er in enger Abstimmung mit der Firma seine historisch belegten Zuschläge und jeweils ausgewählte Pigmente beimischen läßt. Diese ermittelt er in umfangreichen Versuchsreihen. So besteht die Wandfarbe des „Prinz Carl“ anteilsmäßig aus 4 g Ocker seines Lieferanten Kremer Pigmente GmbH aus Eichstätt pro Kilo Putz der Sorte HP- Weiss. Überhaupt erfordert die Farbabmischung viel Erfahrung, denn der Pigmente- Hersteller hält logischerweise keine Farbtabellen für eingefärbte Putze vor. Aufgrund schriftlicher Katalogbeschreibungen sucht sich der Abnehmer Probenserien aus, mit denen er in kleinen Mustern die Farbwirkung austestet.
Die Vorzüge der Kalkfarben sieht Peter Knoch in einer erheblich lebendigeren Farbwirkung und einem changierenden Effekt. Beides entsteht durch eine nicht zu 100 % gleichmäßige Pigmentverteilung im Kalk und ein händisches Auftragen desselben in den Gefachen zwischen der Holzkonstruktion. Dabei ist immer darauf zu achten, dass man mit den Kalkputzen die Hölzer nicht touchiert. Denn diese dünn mit Kalk bedeckten Stellen sind stets die ersten Punkte, wo Feuchtigkeitsschäden auftreten. Die Verzahnung zwischen Holz- und Putzarbeiten ist auch der Grund, warum er und Robert Erb diese Arbeiten generell selbst ausführen. Es bedarf eines Verständnisses sowohl für Holz als auch für Putz. Im ungünstigsten Fall hätte er auf kleinster Fläche drei Gewerkepunkte: einen Putzer, einen Zimmermann für die Rissarbeiten am Holz und einen Maler.
An Kalkfarben schätzt Peter Knoch auch ihren warmen Ton, der im hohen natürlichen Grauanteil des Kalks seine Ursache hat. Wenn er aufgrund eines Untergrundes einmal gezwungen ist, auf Kunstfarben und RAL- Töne zurückzugreifen, dann wählt er ungern mit den Farbtafeln aus. Sofern er einen Befund hat, lässt er diesen lieber professionell scannen. "Dann“, so seine Worte, „besteht auch die Chance, eben diesen Grauton mitzubekommen."
Robert Mehl, Aachen
Im Zuge seiner über 20 Jahre andauernden Tätigkeit hat sich der Bauforscher und Restaurator auf historische Verarbeitungstechniken von Farben und Putzen spezialisiert. Kalk und Pigmente spielten dabei eine herausragende Rolle. Wo seine Sanierungsprojekte es zulassen, arbeitet er mit durchgefärbten Kalkputzen, da diese weder abgewaschen werden, noch mechanische Beschädigungen sofort augenfällig sind. Ein Fachwerkgefach besteht in der Regel aus mit Lehm verfüllten Haselruten, die äußerlich mit Lehmputz beworfen werden. Darauf wird ein dünner, 5-10 mm starker Kalkputz aufgebracht, den man oft noch überstreicht. Knochs Putzlieferant sind die Hessler Kalkwerke GmbH aus Wiesloch, von ihnen bezieht er verschiedene Grundprodukte, denen er in enger Abstimmung mit der Firma seine historisch belegten Zuschläge und jeweils ausgewählte Pigmente beimischen läßt. Diese ermittelt er in umfangreichen Versuchsreihen. So besteht die Wandfarbe des „Prinz Carl“ anteilsmäßig aus 4 g Ocker seines Lieferanten Kremer Pigmente GmbH aus Eichstätt pro Kilo Putz der Sorte HP- Weiss. Überhaupt erfordert die Farbabmischung viel Erfahrung, denn der Pigmente- Hersteller hält logischerweise keine Farbtabellen für eingefärbte Putze vor. Aufgrund schriftlicher Katalogbeschreibungen sucht sich der Abnehmer Probenserien aus, mit denen er in kleinen Mustern die Farbwirkung austestet.
Die Vorzüge der Kalkfarben sieht Peter Knoch in einer erheblich lebendigeren Farbwirkung und einem changierenden Effekt. Beides entsteht durch eine nicht zu 100 % gleichmäßige Pigmentverteilung im Kalk und ein händisches Auftragen desselben in den Gefachen zwischen der Holzkonstruktion. Dabei ist immer darauf zu achten, dass man mit den Kalkputzen die Hölzer nicht touchiert. Denn diese dünn mit Kalk bedeckten Stellen sind stets die ersten Punkte, wo Feuchtigkeitsschäden auftreten. Die Verzahnung zwischen Holz- und Putzarbeiten ist auch der Grund, warum er und Robert Erb diese Arbeiten generell selbst ausführen. Es bedarf eines Verständnisses sowohl für Holz als auch für Putz. Im ungünstigsten Fall hätte er auf kleinster Fläche drei Gewerkepunkte: einen Putzer, einen Zimmermann für die Rissarbeiten am Holz und einen Maler.
An Kalkfarben schätzt Peter Knoch auch ihren warmen Ton, der im hohen natürlichen Grauanteil des Kalks seine Ursache hat. Wenn er aufgrund eines Untergrundes einmal gezwungen ist, auf Kunstfarben und RAL- Töne zurückzugreifen, dann wählt er ungern mit den Farbtafeln aus. Sofern er einen Befund hat, lässt er diesen lieber professionell scannen. "Dann“, so seine Worte, „besteht auch die Chance, eben diesen Grauton mitzubekommen."
Robert Mehl, Aachen