Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Typ:
Ort:
Höhr-Grenzhausen (Interview) [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Materialien:
Google-Skills
Publiziert:
baublatt 07/2023
Seiten:
32
Inhalt:
Business- Coach im Gespräch
Den eigenen Internet- Auftritt optimieren
In einer Presseaussendung hat der Berliner Business- Coach Torsten Muhlack selbstbewusst sein Wissen um die Rettung der Deutschen Bauwirtschaft annonciert. Wir trafen ihn zu einem persönlichen Gespräch.
Seine Analyse ist durchaus zutreffend: Im Zuge des Ukraine- Krieges ist Deutschland derzeit von einer rund 8 %igen Inflation betroffen, auch explodieren derzeit die Energiekosten. Muhlack stellt fest, dass die effektive Zinslast zuvor eine relativ moderate war, mittlerweile aber bei einer Neukreditaufnahme von einer normalen Familie kaum mehr zu bedienen sei. Für den Großraum Berlin gelte aktuell, dass der Neubau eines Einfamilienhauses – alles in allem – etwa 800.000 Euro koste. Vor der aktuellen Krise beliefen sich die monatlichen Zinsraten – bei zudem günstigeren Baukosten – auf vielleicht 1.500 Euro. Das war ein Betrag, der für eine Mittelstandsfamilie noch darstellbar war. Bei den aktuellen Baukosten und einer Verzinsung von mehr als 3 % sei aber ein vergleichbarer Kredit mit circa 6000 Euro monatlich zu veranschlagen. Es liegt auf der Hand, dass nur wenige Privilegierte neben allen anderen Lebensunterhaltungskosten diese Summe aus eigener Leistung dauerhaft aufbringen können.
Hier endet Muhlack's allgemeine und für alle vollkommen nachvollziehbare Betrachtung. Überraschend sind nun seine Lösungsansätze und der Schwenk der Perspektive, den er nun vollzieht: Er entwickelt kein globales gesellschaftliches Lösungskonzept und sagt nicht: „Wir als Gesellschaft müssen das und das ändern!“ Er verweist auch nicht auf die Politik, die irgendwelche Wege anbieten müsste, die uns alle aus der Krise führen. Nein, Muhlack stellt dies nur als Tatsache fest und folgert, dass jeder einzelne, insbesondere aber jeder Unternehmer aus der Baubranche für sich nunmehr individuell darauf zu reagieren habe: Ganz egoistisch muss dieser für sich alleine eine Antwort finden, damit er im Wettbewerb um die krisenbedingte, abnehmende Anzahl der Bauherren selbst im Geschäft bleibt – und seine Mitanbieter erfolgreich verdrängt.
Hier endet Muhlack's allgemeine und für alle vollkommen nachvollziehbare Betrachtung. Überraschend sind nun seine Lösungsansätze und der Schwenk der Perspektive, den er nun vollzieht: Er entwickelt kein globales gesellschaftliches Lösungskonzept und sagt nicht: „Wir als Gesellschaft müssen das und das ändern!“ Er verweist auch nicht auf die Politik, die irgendwelche Wege anbieten müsste, die uns alle aus der Krise führen. Nein, Muhlack stellt dies nur als Tatsache fest und folgert, dass jeder einzelne, insbesondere aber jeder Unternehmer aus der Baubranche für sich nunmehr individuell darauf zu reagieren habe: Ganz egoistisch muss dieser für sich alleine eine Antwort finden, damit er im Wettbewerb um die krisenbedingte, abnehmende Anzahl der Bauherren selbst im Geschäft bleibt – und seine Mitanbieter erfolgreich verdrängt.
Redaktionelle Erwartungshaltung
Die beste Lösung sieht Muhlack hier schlicht in einem besseren Marketing. Ihm sei aufgefallen, dass sowohl Handwerksbetriebe wie auch Architekten und andere Planer kaum Anzeigen schalten. Dabei meint er ausschließlich online- Werbung und sieht dabei die Notwendigkeit, diese insbesondere für die Anforderungen der Suchmaschine Google zu optimieren. Regulären Anzeigen in Printmagazinen erteilt er hingegen eine klare Absage. Ferner hat er zur Kenntnis genommen, dass viele kleine Handwerksbetriebe und nicht wenige Ein- Mensch- Architekturbüros gar keine oder nur eine mangelhafte Online- Präsenz besitzen.
Und so hat sich ausgehend von einem allgemeingesellschaftlichen Ansatz das Gespräch mit Muhlack zu einer Beratung über den individuellen Internetauftritt und die richtige Strategie zum erfolgreichen Schalten von Anzeigen bei Google- Adverts gewandelt. Es ist richtig, dass bei vielen Kleinkunden Einiges im Argen liegt und verbesserungswürdig sein mag, aber eigentlich hat dazu die baublatt- Redaktion nicht mit ihm das Gespräch gesucht. Aber nun sind wir da, sitzen mit ihm in einem attraktiven Hotel in der Nähe von Koblenz – und sind gespannt auf seine Ausführungen.
Die beste Lösung sieht Muhlack hier schlicht in einem besseren Marketing. Ihm sei aufgefallen, dass sowohl Handwerksbetriebe wie auch Architekten und andere Planer kaum Anzeigen schalten. Dabei meint er ausschließlich online- Werbung und sieht dabei die Notwendigkeit, diese insbesondere für die Anforderungen der Suchmaschine Google zu optimieren. Regulären Anzeigen in Printmagazinen erteilt er hingegen eine klare Absage. Ferner hat er zur Kenntnis genommen, dass viele kleine Handwerksbetriebe und nicht wenige Ein- Mensch- Architekturbüros gar keine oder nur eine mangelhafte Online- Präsenz besitzen.
Und so hat sich ausgehend von einem allgemeingesellschaftlichen Ansatz das Gespräch mit Muhlack zu einer Beratung über den individuellen Internetauftritt und die richtige Strategie zum erfolgreichen Schalten von Anzeigen bei Google- Adverts gewandelt. Es ist richtig, dass bei vielen Kleinkunden Einiges im Argen liegt und verbesserungswürdig sein mag, aber eigentlich hat dazu die baublatt- Redaktion nicht mit ihm das Gespräch gesucht. Aber nun sind wir da, sitzen mit ihm in einem attraktiven Hotel in der Nähe von Koblenz – und sind gespannt auf seine Ausführungen.
Websiteorganisation – aber richtig!
Muhlack stellt als erstes fest, dass es für den Google- Anzeigenalgorithmus vollkommen unerheblich ist, wer da schaltet und was da beworben wird. Das System bewertet zunächst die jeweilige Nutzerverweildauer. Dies erfolgt auf eine Zehntel- Sekunde genau und wird abgeglichen mit den eingegebenen Suchbegriffen. Romantisiert umschrieben, will das Programm wissen, ob der Suchende sich von der Anzeige, auf die er gerade geklickt hat, "angesprochen und bei ihr aufgehoben fühlt". Google fragt weiter ab, ob man ausgehend von diesem Treffer (Match) auf eine verlinkte Unterwebsite weitersurft. Insofern empfiehlt es sich, das Menu der eigenen Website in einem besseren Multiple- Choice- Verfahren zu organisieren. Der Online- Besucher soll in einem Frage- Antwort- System immer weiter durch die eigene Seite hineingeführt werden.
Ein solches System erläutert Muhlack an dem folgenden Beispiel: Ich will ein Haus bauen: Soll es ein Einfamilienhaus, ein Doppelhaus, oder etwa ein Apartmenthaus sein? Soll das Gebäude frei oder in einer Häuserzeile stehen? Soll das Haus ein Flachdach haben oder irgendeine andere Dachform? Sollen regenerative Energien verwendet werden – und wenn ja, welche? Einer Online- Präsenz, bei der lediglich die eigenen Leistungen aufgeführt sind und eventuell weiterführende Kompetenzen benannt werden, die jedoch nicht unmittelbar offensichtlich sind, erteilt er hingegen eine Absage.
Allerdings ist das Schaffen von „echtem“ Inhalt (Content) nach seiner Auffassung ebenfalls sehr wichtig! Denn daran erkennt Google, ob eine Website einen „echten“ Erkenntniszuwachs generiert. Darüber hinaus ist auch das Einrichten von so genannten Keywords und Metatexten wichtig. Dabei handelt es sich um Stichworte und um Kurzbeschreibungen, die vor dem normalen Nutzer versteckt, aber durch Kennzeichnung mit einem bestimmten Marker von Google ausgelesen werden.
Muhlack stellt als erstes fest, dass es für den Google- Anzeigenalgorithmus vollkommen unerheblich ist, wer da schaltet und was da beworben wird. Das System bewertet zunächst die jeweilige Nutzerverweildauer. Dies erfolgt auf eine Zehntel- Sekunde genau und wird abgeglichen mit den eingegebenen Suchbegriffen. Romantisiert umschrieben, will das Programm wissen, ob der Suchende sich von der Anzeige, auf die er gerade geklickt hat, "angesprochen und bei ihr aufgehoben fühlt". Google fragt weiter ab, ob man ausgehend von diesem Treffer (Match) auf eine verlinkte Unterwebsite weitersurft. Insofern empfiehlt es sich, das Menu der eigenen Website in einem besseren Multiple- Choice- Verfahren zu organisieren. Der Online- Besucher soll in einem Frage- Antwort- System immer weiter durch die eigene Seite hineingeführt werden.
Ein solches System erläutert Muhlack an dem folgenden Beispiel: Ich will ein Haus bauen: Soll es ein Einfamilienhaus, ein Doppelhaus, oder etwa ein Apartmenthaus sein? Soll das Gebäude frei oder in einer Häuserzeile stehen? Soll das Haus ein Flachdach haben oder irgendeine andere Dachform? Sollen regenerative Energien verwendet werden – und wenn ja, welche? Einer Online- Präsenz, bei der lediglich die eigenen Leistungen aufgeführt sind und eventuell weiterführende Kompetenzen benannt werden, die jedoch nicht unmittelbar offensichtlich sind, erteilt er hingegen eine Absage.
Allerdings ist das Schaffen von „echtem“ Inhalt (Content) nach seiner Auffassung ebenfalls sehr wichtig! Denn daran erkennt Google, ob eine Website einen „echten“ Erkenntniszuwachs generiert. Darüber hinaus ist auch das Einrichten von so genannten Keywords und Metatexten wichtig. Dabei handelt es sich um Stichworte und um Kurzbeschreibungen, die vor dem normalen Nutzer versteckt, aber durch Kennzeichnung mit einem bestimmten Marker von Google ausgelesen werden.
Anzeigen schalten bei Google
Zu guter Letzt geht es ihm noch um die strategische Festlegung der richtigen Anzeigen- Suchworte. Dabei geht es weniger darum, dass eine bestimmte Website bei einer entsprechenden Suchanfrage in der Trefferliste erscheint, sondern darum, dass die eigene, zusätzlich geschaltete Werbeanzeige bei einer entsprechenden Suchanfrage einer solchen Trefferliste vorangestellt wird. Klickt dann ein Nutzer auf diese angebotene Anzeige (und eben nicht auf die Ergebnisliste der Suche darunter) registriert Google das und berechnet dafür dem Anzeigenkunden ein geringes Honorar im niedrigen Cent- Bereich. Aber die Masse macht es und so verdient die Suchmaschine ihr Geld.
Wirklich interessant ist, dass nicht immer die Begriffe, mit denen man selbst sein Gewerbe verbindet, diejenigen sind, mit denen man die größte Trefferquote bzw. Resonanz erzielt. Diese Informationen über die jeweiligen Nutzerdaten erhält jeder Website- Betreiber über die von jedem Provider (Webspace- Anbieter) vorgehaltene Funktion "Statistiken".
Zu guter Letzt geht es ihm noch um die strategische Festlegung der richtigen Anzeigen- Suchworte. Dabei geht es weniger darum, dass eine bestimmte Website bei einer entsprechenden Suchanfrage in der Trefferliste erscheint, sondern darum, dass die eigene, zusätzlich geschaltete Werbeanzeige bei einer entsprechenden Suchanfrage einer solchen Trefferliste vorangestellt wird. Klickt dann ein Nutzer auf diese angebotene Anzeige (und eben nicht auf die Ergebnisliste der Suche darunter) registriert Google das und berechnet dafür dem Anzeigenkunden ein geringes Honorar im niedrigen Cent- Bereich. Aber die Masse macht es und so verdient die Suchmaschine ihr Geld.
Wirklich interessant ist, dass nicht immer die Begriffe, mit denen man selbst sein Gewerbe verbindet, diejenigen sind, mit denen man die größte Trefferquote bzw. Resonanz erzielt. Diese Informationen über die jeweiligen Nutzerdaten erhält jeder Website- Betreiber über die von jedem Provider (Webspace- Anbieter) vorgehaltene Funktion "Statistiken".
Projektsteuerer für das Internet
Rückblickend erscheint Torsten Muhlack weniger wie ein Business- Coach, sondern eher als ein Projektsteuerer für die Optimierung eines Internetauftritts. Auch ist seine Beobachtung korrekt, dass oft die graphische Gestaltung desselben, die inhaltliche Auswahl und die Verwaltung der Suchbegriffe bei Google nicht gemeinsam koordiniert als Ganzes betrachtet werden. Richtig ist auch seine Feststellung, dass sowohl kleine Architekten- und Ingenieurbüros sowie viele kleine Handwerksbetriebe keine oder nur einen unbefriedigenden Web- Auftritt haben. Allerdings berücksichtigt Muhlack überdies nicht, dass sowohl Architekten wie auch Ingenieure kammerorganisierte Berufe wie etwa Mediziner oder Rechtsanwälte sind. Deshalb galt etwa für Architekten in Deutschland bis 2003 ein allgemeines Werbeverbot. Dies wurde zwar damals aufgehoben und wich der Zugestehung eines "maßvollen Ungangs", Werbung schalten ist aber in diesen akademischen Kreisen nachwievor unüblich. Tatsächlich weiterhin untersagt ist eine maßlos übertreibende Werbung (etwa: "Wir sind die besten Architekten von München!") sowie eine unmittelbare Verknüpfung mit Bauprodukten – vergleichbar mit einer Trikotwerbung im Sport. Bauprodukte dürfen hingegen mit Architekten werben – ein kleiner aber feiner Unterschied.
Rückblickend erscheint Torsten Muhlack weniger wie ein Business- Coach, sondern eher als ein Projektsteuerer für die Optimierung eines Internetauftritts. Auch ist seine Beobachtung korrekt, dass oft die graphische Gestaltung desselben, die inhaltliche Auswahl und die Verwaltung der Suchbegriffe bei Google nicht gemeinsam koordiniert als Ganzes betrachtet werden. Richtig ist auch seine Feststellung, dass sowohl kleine Architekten- und Ingenieurbüros sowie viele kleine Handwerksbetriebe keine oder nur einen unbefriedigenden Web- Auftritt haben. Allerdings berücksichtigt Muhlack überdies nicht, dass sowohl Architekten wie auch Ingenieure kammerorganisierte Berufe wie etwa Mediziner oder Rechtsanwälte sind. Deshalb galt etwa für Architekten in Deutschland bis 2003 ein allgemeines Werbeverbot. Dies wurde zwar damals aufgehoben und wich der Zugestehung eines "maßvollen Ungangs", Werbung schalten ist aber in diesen akademischen Kreisen nachwievor unüblich. Tatsächlich weiterhin untersagt ist eine maßlos übertreibende Werbung (etwa: "Wir sind die besten Architekten von München!") sowie eine unmittelbare Verknüpfung mit Bauprodukten – vergleichbar mit einer Trikotwerbung im Sport. Bauprodukte dürfen hingegen mit Architekten werben – ein kleiner aber feiner Unterschied.
Ehrenrettung
Schlussendlich sei noch eine Lanze für die Seriosität von Herrn Torsten Muhlack gebrochen: Denn zu allem Überfluss beschäftigte sich vier Tage vor unserem Gesprächstermin das ZDF- Magazin neo royale (Sendung vom 24.2.2023, verfügbar in der ZDF- Mediathek) mit dem Abrechnungsverhalten von selbsternannten Business- Coaches. Alle darin vorgestellten Protagonisten ließen ihre Einnahmen von einem identischen Finanzdienstleister verwalten, dessen fragwürdiges Geschäftsgebaren – so Böhmermann – derzeit juristisch überprüft würde. Nach Eindruck des Autors steht Herr Muhlack aber damit nicht in Verbindung.
Robert Mehl, Aachen
Schlussendlich sei noch eine Lanze für die Seriosität von Herrn Torsten Muhlack gebrochen: Denn zu allem Überfluss beschäftigte sich vier Tage vor unserem Gesprächstermin das ZDF- Magazin neo royale (Sendung vom 24.2.2023, verfügbar in der ZDF- Mediathek) mit dem Abrechnungsverhalten von selbsternannten Business- Coaches. Alle darin vorgestellten Protagonisten ließen ihre Einnahmen von einem identischen Finanzdienstleister verwalten, dessen fragwürdiges Geschäftsgebaren – so Böhmermann – derzeit juristisch überprüft würde. Nach Eindruck des Autors steht Herr Muhlack aber damit nicht in Verbindung.
Robert Mehl, Aachen