Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Typ:
Schulungs- und Ausbildungszentrum
Ort:
Erlangen [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
SCOPE Architekten GmbH 🔗, Stuttgart
Materialien:
Zuber Beton GmbH 🔗, Crailsheim (Kunde)
Publiziert:
Beton Bauteile 2024
Seiten:
32 - 37
Inhalt:
Siemens Healthineers Schulungszentrum, Erlangen/D
Fassade fokussiert Funktion
An seinem Standort Erlangen errichtete der Siemens Heathineers für seine dort produzierten medizinischen Großgeräte ein Schulungs- und Ausbildungszentrum. Dessen Betonfertigteilfassade ist geprägt von Lisenen, die die scheibenweise Arbeit etwa eines Computer- Tomographen (CT) versinnbildlichen.
Der Siemens Konzern hat in Erlangen seine Gesundheitstechniksparte angesiedelt, die den Namen Healthineers trägt. An dem Standort werden medizinische Großgeräte wie Computer- Tomographen (CT), Magnet- Resonanz- Tomographen (MRT) oder leistungsfähige Röntgengeräte hergestellt und vertrieben. Über die Jahre hat Siemens Healthineers unweit des dortigen Stadtzentrums einen nach dem Konzern benannten Campus entwickelt, dessen neustes städtebauliches Element ein Schulungs- und Ausbildungszentrum an der Allee am Röthelheimpark ist.
Dem Bau kommt eine Doppelfunktion zu: Zum einen erfahren hier intern Auszubildende und Angestellte ihre Berufsschulungen, zum anderen wird hier aber auch das medizinische Personal, das künftig mit den erworbenen Großgeräten arbeiten soll, mit diesen intensiv vertraut gemacht.
Dem Bau kommt eine Doppelfunktion zu: Zum einen erfahren hier intern Auszubildende und Angestellte ihre Berufsschulungen, zum anderen wird hier aber auch das medizinische Personal, das künftig mit den erworbenen Großgeräten arbeiten soll, mit diesen intensiv vertraut gemacht.
Fenster nach außen
Oliver Kettenhofen, Inhaber des Stuttgarter Architekturbüros Scope Architekten, das mit der Planung und der Realisation dieses Schulungszentrums beauftragt war, erinnert sich, dass es ursprünglich einen ganz anderen Entwurf gab. Dieser sah vor, das Gebäude ausschließlich intern über den Campus zu erschließen. Die Architekten erkannten aber die Möglichkeit, die Schulungsbereiche als Schaufenster zu nutzen und damit der Öffentlichkeit zu zeigen, was Siemens Healthineers an diesem Standort konkret herstellt. Vor diesem Hintergrund sahen sie unmittelbar an der Straßenkreuzung der Allee am Röthelheimpark mit der Doris- Ruppenstein- Straße eine große überdachte Eingangssituation vor, die im Erdgeschoss direkt mit einer öffentlichen Kantine verbunden ist. Daran schließt sich eine große offene Lobby mit einer breiten Treppe an, die einlädt, auch die oberen Geschosse aufzusuchen.
Der eigentliche Schulungsbereich besteht aus 16 Geräteräumen, in denen die jeweils aktuellen Modelle voll funktionstüchtig aufgebaut sind. Entsprechend der didaktischen Idee der Architekten gewähren von den Fluren abgehende Fenster Einblicke in diese Unterrichtseinheiten. Zudem finden sich neben diesen Screens erklärende Texte zu diesen Einblicken in den Schulungsbereich. Eine besondere Herausforderung war dabei eine strahlenundurchlässige Ausführung dieser Fenster, da diese Geräte sowohl starke Magnetwellen wie auch Röntgenstrahlen emittieren.
Im dritten bis fünften Obergeschoss finden sich überwiegend klassische Unterrichtsräume mit größeren Hörsälen und kleineren Seminarräumen, die über breite Flure erschlossen sind, in denen die Architekten Lerninseln für moderne Unterrichtsformen und eine interaktive Kommunikation vorgesehen haben.
Oliver Kettenhofen, Inhaber des Stuttgarter Architekturbüros Scope Architekten, das mit der Planung und der Realisation dieses Schulungszentrums beauftragt war, erinnert sich, dass es ursprünglich einen ganz anderen Entwurf gab. Dieser sah vor, das Gebäude ausschließlich intern über den Campus zu erschließen. Die Architekten erkannten aber die Möglichkeit, die Schulungsbereiche als Schaufenster zu nutzen und damit der Öffentlichkeit zu zeigen, was Siemens Healthineers an diesem Standort konkret herstellt. Vor diesem Hintergrund sahen sie unmittelbar an der Straßenkreuzung der Allee am Röthelheimpark mit der Doris- Ruppenstein- Straße eine große überdachte Eingangssituation vor, die im Erdgeschoss direkt mit einer öffentlichen Kantine verbunden ist. Daran schließt sich eine große offene Lobby mit einer breiten Treppe an, die einlädt, auch die oberen Geschosse aufzusuchen.
Der eigentliche Schulungsbereich besteht aus 16 Geräteräumen, in denen die jeweils aktuellen Modelle voll funktionstüchtig aufgebaut sind. Entsprechend der didaktischen Idee der Architekten gewähren von den Fluren abgehende Fenster Einblicke in diese Unterrichtseinheiten. Zudem finden sich neben diesen Screens erklärende Texte zu diesen Einblicken in den Schulungsbereich. Eine besondere Herausforderung war dabei eine strahlenundurchlässige Ausführung dieser Fenster, da diese Geräte sowohl starke Magnetwellen wie auch Röntgenstrahlen emittieren.
Im dritten bis fünften Obergeschoss finden sich überwiegend klassische Unterrichtsräume mit größeren Hörsälen und kleineren Seminarräumen, die über breite Flure erschlossen sind, in denen die Architekten Lerninseln für moderne Unterrichtsformen und eine interaktive Kommunikation vorgesehen haben.
Layering
Nähert man sich dem Gebäude, fällt als erstes dessen vertikale Fassadenstruktur auf. „Die Arbeitsweise von MRTs oder auch von CTs ist die, unzählige Schnittansichten des menschlichen Körpers zu erstellen. Mit den Fassadenlisenen wollten wir dafür eine formale Entsprechung finden. Wir haben diese Gestaltungsidee intern als „Layering“ bezeichnet“, erinnert sich Oliver Ketten-hofen. Schnell war auch klar, dass man die dafür erforderliche Präzision nur mit einer Betonfertigteilkonstruktion erreichen konnte. Sie wurde als Vorhangfassade realisiert, die vor eine gedämmte Ortbetonwand montiert wurde. Mit den vertikalen Lisenen entfiel die Notwendigkeit der formalen Gestaltung einer Vertikalfuge. In der Horizontalen finden die vorgehängten Fertigteile ihren jeweiligen Abschluss durch zurückspringende Friese, die bündig mit den Lisenenhinterkanten abschließen. In die Lisenenflächen eingeschnitten sind an der der Allee zugewandten Südfassade querrechteckige Fensterflächen, deren linke (bzw. westliche) Laibungen leicht eingedreht sind. Auch diese Außenfenster geben Einblicke in die Unterrichtsräume der Großgeräte und wurden entsprechend strahlenundurchlässig ausgeführt.
Nähert man sich dem Gebäude, fällt als erstes dessen vertikale Fassadenstruktur auf. „Die Arbeitsweise von MRTs oder auch von CTs ist die, unzählige Schnittansichten des menschlichen Körpers zu erstellen. Mit den Fassadenlisenen wollten wir dafür eine formale Entsprechung finden. Wir haben diese Gestaltungsidee intern als „Layering“ bezeichnet“, erinnert sich Oliver Ketten-hofen. Schnell war auch klar, dass man die dafür erforderliche Präzision nur mit einer Betonfertigteilkonstruktion erreichen konnte. Sie wurde als Vorhangfassade realisiert, die vor eine gedämmte Ortbetonwand montiert wurde. Mit den vertikalen Lisenen entfiel die Notwendigkeit der formalen Gestaltung einer Vertikalfuge. In der Horizontalen finden die vorgehängten Fertigteile ihren jeweiligen Abschluss durch zurückspringende Friese, die bündig mit den Lisenenhinterkanten abschließen. In die Lisenenflächen eingeschnitten sind an der der Allee zugewandten Südfassade querrechteckige Fensterflächen, deren linke (bzw. westliche) Laibungen leicht eingedreht sind. Auch diese Außenfenster geben Einblicke in die Unterrichtsräume der Großgeräte und wurden entsprechend strahlenundurchlässig ausgeführt.
Ausführung
Das am meisten reproduzierte Fassadenelement findet sich an der Gebäudesüdseite hin zur prominenten Allee: Es ist die eingeschossige Umrahmung der querrechteckigen Fensterflächen, die jeweils eine Fassadenachse umfassen. Deren vertikale Bauteilfugen werden jeweils durch eine vorspringende Lisene verdeckt. Es gibt einen zweigeschossigen Sockelbereich und eine darauf sitzende viergeschossige Obergeschosszone. Diese teilt sich auf in weitere acht querrechteckige Fenster sowie einen sich über diese vier Ebenen erstreckenden Glasscreen, der jedoch geschossweise unterteilt ist. In etwas kleinerer Form findet sich dieses Großflächenfensterdetail an der Ostseite des Gebäudes noch einmal wieder.
Die Elemente dieser Betonfertigteilfassade wurden bei der Crailsheimer Zuber Beton GmbH gefertigt und in deren Auftrag durch die Bautzener MRT GmbH samt der darunter befestigten Dämmung montiert. Als eine besondere Herausforderung betrachten die Techniker von Zuber Beton die Konzeption und die Ausführung der jeweils 15 cm breiten und 15 cm tiefen Lisenen. Sie wurden mit Hilfe von in die Schalung eingelegten Silikonmatrizen produziert. Dabei war es wichtig, dass die vorstehenden Rippen leicht konisch angelegt sind, um ein einfaches Ausschalen zu ermöglichen. Sie weisen eine Schräge von 5 mm auf, die entsprechenden Betonkanten sind ausgesprochen scharf angelegt. So wurde bei den Vorderkanten auf ein Brechen derselben bewusst verzichtet, da die Vorderflächen leicht gesandstrahlt wurden und damit ihre Kanten unweigerlich eine Abrundung erfuhren. Bei den hinteren Kanten ergab sich hingegen eine automatische Abrundung durch die Weichheit der eingelegten Silikonmatrize. Scope Architekten schätzen Präzision, Handwerklichkeit und Haptik bei Sichtbetonflächen. Sie wünschten sich, dass die vorderen Elementflächen leicht gesandstrahlt, die hinteren Rippenflächen jedoch schalungsglatt sein sollten. Um dies zu gewährleisten, legten die Techniker von Zuber Beton vor dem Strahlen in die Elemtentkerben hölzerne Hohlkörper als Oberflächenschutz ein. Interessant ist auch die Herstellung der verdeckten Fassadenfenster, die quasi durch die vertikalen Lisenen vergittert sind. Im Bereich der Fensteröffnungen sind diese als Stäbe vollplastisch ausgeführt. Sie wurden in zwei Schritten produziert: Zuerst wurde deren innere Hälfte mit der vertikalen Schnittfläche nach oben mit daraus herausragenden Bewehrungsbügeln betoniert. Auf diese wurde dann die Außenseite aufbetoniert.
Das am meisten reproduzierte Fassadenelement findet sich an der Gebäudesüdseite hin zur prominenten Allee: Es ist die eingeschossige Umrahmung der querrechteckigen Fensterflächen, die jeweils eine Fassadenachse umfassen. Deren vertikale Bauteilfugen werden jeweils durch eine vorspringende Lisene verdeckt. Es gibt einen zweigeschossigen Sockelbereich und eine darauf sitzende viergeschossige Obergeschosszone. Diese teilt sich auf in weitere acht querrechteckige Fenster sowie einen sich über diese vier Ebenen erstreckenden Glasscreen, der jedoch geschossweise unterteilt ist. In etwas kleinerer Form findet sich dieses Großflächenfensterdetail an der Ostseite des Gebäudes noch einmal wieder.
Die Elemente dieser Betonfertigteilfassade wurden bei der Crailsheimer Zuber Beton GmbH gefertigt und in deren Auftrag durch die Bautzener MRT GmbH samt der darunter befestigten Dämmung montiert. Als eine besondere Herausforderung betrachten die Techniker von Zuber Beton die Konzeption und die Ausführung der jeweils 15 cm breiten und 15 cm tiefen Lisenen. Sie wurden mit Hilfe von in die Schalung eingelegten Silikonmatrizen produziert. Dabei war es wichtig, dass die vorstehenden Rippen leicht konisch angelegt sind, um ein einfaches Ausschalen zu ermöglichen. Sie weisen eine Schräge von 5 mm auf, die entsprechenden Betonkanten sind ausgesprochen scharf angelegt. So wurde bei den Vorderkanten auf ein Brechen derselben bewusst verzichtet, da die Vorderflächen leicht gesandstrahlt wurden und damit ihre Kanten unweigerlich eine Abrundung erfuhren. Bei den hinteren Kanten ergab sich hingegen eine automatische Abrundung durch die Weichheit der eingelegten Silikonmatrize. Scope Architekten schätzen Präzision, Handwerklichkeit und Haptik bei Sichtbetonflächen. Sie wünschten sich, dass die vorderen Elementflächen leicht gesandstrahlt, die hinteren Rippenflächen jedoch schalungsglatt sein sollten. Um dies zu gewährleisten, legten die Techniker von Zuber Beton vor dem Strahlen in die Elemtentkerben hölzerne Hohlkörper als Oberflächenschutz ein. Interessant ist auch die Herstellung der verdeckten Fassadenfenster, die quasi durch die vertikalen Lisenen vergittert sind. Im Bereich der Fensteröffnungen sind diese als Stäbe vollplastisch ausgeführt. Sie wurden in zwei Schritten produziert: Zuerst wurde deren innere Hälfte mit der vertikalen Schnittfläche nach oben mit daraus herausragenden Bewehrungsbügeln betoniert. Auf diese wurde dann die Außenseite aufbetoniert.
Weiß als Corporate Identity
Die Siemens Healthineers AG verortet sich stark im Bereich der Medizin und begreift deshalb ein klinisches Weiß als ihre Unternehmensfarbe, weshalb der Fassadenbeton „weißer als weiß“ angelegt wurde: Natürlich wurde ein Weißbeton verwendet, dessen Wirkung zudem mit weißen Titandioxidpigmenten verstärkt wurde. Unterstützt wurde dies durch die Verwendung von weißem Sand und weißem Marmor als Zuschlag. Um eine Langlebigkeit der Farbwirkung zu gewährleisten, wurden vor der Montage alle Betonelemente hydrophobiert, das Erdgeschoss des Schulungszentrums erhielt zudem einen Graffitischutz.
Die Siemens Healthineers AG verortet sich stark im Bereich der Medizin und begreift deshalb ein klinisches Weiß als ihre Unternehmensfarbe, weshalb der Fassadenbeton „weißer als weiß“ angelegt wurde: Natürlich wurde ein Weißbeton verwendet, dessen Wirkung zudem mit weißen Titandioxidpigmenten verstärkt wurde. Unterstützt wurde dies durch die Verwendung von weißem Sand und weißem Marmor als Zuschlag. Um eine Langlebigkeit der Farbwirkung zu gewährleisten, wurden vor der Montage alle Betonelemente hydrophobiert, das Erdgeschoss des Schulungszentrums erhielt zudem einen Graffitischutz.
Großformatige Tapetentür
Neben der Fensterfront, die die öffentliche Kantine im Erdgeschoss belichtet, ordneten die Architekten eine gleichsam mit Lisenen belegte und so kaum auffällige, jedoch recht breite Portaltür an. Sie bildet einerseits den Notausgang des daran anschließenden Fluchttreppenhauses, sie ist aber ebenfalls der Zugang, über den die schweren Großgeräte in das Haus eingebracht werden. Siemens Healthineers ist bestrebt, die Schulungen immer an ihren neuesten Medizintechnikprodukten auszuführen, weshalb diese regelmäßig ausgetauscht werden. Um den Austausch dieser tonnenschweren Anlagen logistisch sicherzustellen, mussten die Geschossdecken für solche dynamischen Lasten ausgelegt werden. Vor diesem Hintergrund weisen diese eine beeindruckende Stärke von 40 cm auf.
Neben der Fensterfront, die die öffentliche Kantine im Erdgeschoss belichtet, ordneten die Architekten eine gleichsam mit Lisenen belegte und so kaum auffällige, jedoch recht breite Portaltür an. Sie bildet einerseits den Notausgang des daran anschließenden Fluchttreppenhauses, sie ist aber ebenfalls der Zugang, über den die schweren Großgeräte in das Haus eingebracht werden. Siemens Healthineers ist bestrebt, die Schulungen immer an ihren neuesten Medizintechnikprodukten auszuführen, weshalb diese regelmäßig ausgetauscht werden. Um den Austausch dieser tonnenschweren Anlagen logistisch sicherzustellen, mussten die Geschossdecken für solche dynamischen Lasten ausgelegt werden. Vor diesem Hintergrund weisen diese eine beeindruckende Stärke von 40 cm auf.
Fazit
Das Schulungs- und Ausbildungszentrum der Siemens Healthineers AG beeindruckt nicht nur durch seine wohldurchdachte ästhetische Ausformung, seine funktionalen Details sprechen für eine ausgesprochen langlebige, zweckorientierte Nutzung dieses Gebäudes. Auch das ist eine gelungene Form von Nachhaltigkeit.
Das Schulungs- und Ausbildungszentrum der Siemens Healthineers AG beeindruckt nicht nur durch seine wohldurchdachte ästhetische Ausformung, seine funktionalen Details sprechen für eine ausgesprochen langlebige, zweckorientierte Nutzung dieses Gebäudes. Auch das ist eine gelungene Form von Nachhaltigkeit.