Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Piscina Municipal "Valdesanchuela"
Typ:
Schwimmbad
Ort:
Valdemoro [Satellit]
Staat:
Spanien
Architekt:
Alberto Nicolau, Madrid
Materialien:
Stahl, Glas, Betonfertigteile
Publiziert:
Beton + Fertigteiljahrbuch 2008
Seiten:
60 - 63
Inhalt:
Schwimmbad in Valdemoro/E
Leicht und schwer zugleich
Im Speckgürtel von Madrid entwickeln sich ehemalige Kleinstädte in einem rasenden Tempo zu Metropolen. Wie auch an anderen Orten der Welt, ist diese Entwicklung vornehmlich eine Folge der im Vergleich zur nahen Hauptstadt deutlich günstigeren Immobilienpreise. Sie locken sowohl Privatleute wie auch finanzstarke Unternehmen an. Hervorgerufen wird dieser sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit vollziehende Strukturwandel durch die noch kurze Mitgliedschaft Spaniens in der EU. Erst 1995 trat das Land dem Staatenbund bei. Der damit verbundene Aufschwung führte zu der Situation, dass die Gemeinden eine Infrastruktur besaßen, de vergleichbar mit dem Zustand der Bundesrepublik in den frühen 60er Jahre war, aber den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts zu entsprechen hatte. In der Verbindung mit einer exorbitanten Nachfrage führte dieses zu einer rasanten Erschließung von Wohngebieten und Industriearealen.
Mittlerweile ist der erste Boom überstanden und die Kommunen beginnen in Konkurrenz zueinander zu treten: Neben den klassischen Stadtentwicklungsprojekten im Bereich des Straßen- und Tiefbaus folgen nunmehr verstärkt Vorhaben zur Steigerung der Lebensqualität und der lokalen Identifikation. Derzeit werden in ganz Spanien öffentliche Bauten wie Stadthallen, Sportplätze, Bibliotheken, Gesundheitszentren und eben auch Hallenbäder errichtet. Es liegt in der Natur einer solchen Dynamik, dass allen diesen Projekte nur immer eine besonders kurze Bauzeit zugestanden wird. Der Ort Valdemoro ist ein typischer Vertreter dieser Entwicklung. Jedoch – und das macht ihn wieder besonders – gehen dort die Verantwortlichen mit einem außerordentlichen Sinn für gute und nachhaltige Architektur ans Werk.
Mittlerweile ist der erste Boom überstanden und die Kommunen beginnen in Konkurrenz zueinander zu treten: Neben den klassischen Stadtentwicklungsprojekten im Bereich des Straßen- und Tiefbaus folgen nunmehr verstärkt Vorhaben zur Steigerung der Lebensqualität und der lokalen Identifikation. Derzeit werden in ganz Spanien öffentliche Bauten wie Stadthallen, Sportplätze, Bibliotheken, Gesundheitszentren und eben auch Hallenbäder errichtet. Es liegt in der Natur einer solchen Dynamik, dass allen diesen Projekte nur immer eine besonders kurze Bauzeit zugestanden wird. Der Ort Valdemoro ist ein typischer Vertreter dieser Entwicklung. Jedoch – und das macht ihn wieder besonders – gehen dort die Verantwortlichen mit einem außerordentlichen Sinn für gute und nachhaltige Architektur ans Werk.
Der Entwurf
Natürlich würde sich ein Freibad noch schneller realisieren lassen, nur macht dies in Spanien keinen Sinn. Sommers ist es im Land zu heiß, um sich tagsüber draußen sportlich zu betätigen und auch der milde spanische Winter ist so kühl, dass man nicht im Freien baden möchte. Hallenbäder dagegen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und haben einen hohen öffentlichen Prestigewert. So ist es nicht verwunderlich, dass für die Realisierung des schon zweiten Hallenbades der kleinen Gemeinde ein ambitionierter Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde, den der junge Architekt Alberto Nicolau für sich entscheiden konnte. Sein Konzept vereinte drei Vorzüge ineinander: Es hatte einen so markanten, wie repräsentativen Charakter, es war schnell zu errichten und versprach, nicht so teuer zu werden.Bei seinem Entwurf hatte Nicolau – im wahrsten Sinne des Wortes – den Blick durch eine Schwimmbrille vor Augen: In dem Moment, in dem das Utensil halb in das nasse Element eingetaucht ist, bildet sich der Wasserspiegel als schwingende Phase auf dem Glas ab. Diese Zerlegung eines Volumens in hintereinander gelegte Schnittbilder wollte er mit seinem Bauwerk nachvollziehen. So schuf er in einer stählernen Leichtbaukonstruktion eine heftig verspringende Dachlandschaft. Die so erstandenen vertikalen Flanken, die zwischen den einzelnen Abschnitten vermitteln, schloss er mit lichtdurchlässigen Polycarbonatplatten. Fertiggestellt zeigt sich die beabsichtigte Wirkung nunmehr besonders gut im Gegenlicht.
Die Konstruktion
Der Leichtigkeit der Hallenkonstruktion wollte er jedoch ein formal massives Element entgegenstellen, so dass auch von außen die funktionelle Aufteilung des Gebäudes ablesbar wird. Während die eigentliche Schwimmhalle mit einer über die gesamte Gebäudebreite von 44 m durchgehenden und somit querstoßfreien Aluminiumpaneele verkleidet wurde, erhielt das repräsentative Eingangsfoyer eine Fassade aus Betonfertigteilen. Ursprünglich war geplant, diesen Bereich in Ortbeton auszuführen. Die Entscheidung für eine vorgefertigte Bauweise ergab sich jedoch aus der Vorgabe des Bauherren, das Projekt binnen acht Monaten zu errichten. Es sollte bis zur diesjährigen Kommunalwahl fertiggestellt sein.Der Schnelligkeit wegen wurde die Unterkonstruktion der Halle wie auch des Foyers in gleicher Weise aus einer Stahlrahmenkonstruktion errichtet. Während die mächtigen Fachwerkträger im Schwimmbadbereich jedoch sichtbar belassen unter der Dachkonstruktion hinweglaufen, wurde die Spannrichtung der Foyerdecke um 90° gedreht und konnte mit deutlich geringeren Querschnitten realisiert werden. Um auch die Auflast durch die Seitenwände gering zu halten, wählte man für die Seitenwände kassettierte Elemente aus Glasfaserbeton (GRC), deren effektive Materialstärke etwa 4 cm beträgt. Um nochmals einen Bezug auf das nasse, textilarme Badeleben im Inneren des Gebäudes herzustellen, wurde diese dünne Außenhaut nach ihrer Montage farblich blau gefasst.
Die Tribüne
Das imposante Foyer ist der Möglichkeit geschuldet, in dem Schwimmzentrum auch Wettkämpfe durchführen zu können. Dazu wurde in den Bau eine Tribüne für 500 Zuschauer integriert. Das gebäudehohe Foyer vermittelt die entsprechenden Besucherströme. Bewusst wird hier mit Überraschungseffekten gearbeitet, da vom Eingangsniveau die eigentliche Halle nicht einsehbar ist. Während die Sportler zunächst über eine Treppe eine Ebene hinab auf die Ebene de Badebetriebes geführt werden, leitet eine weitere Treppe die Zuschauer hinauf zum Hochpunkt der Tribüne, deren sieben Sitzreihen ebenfalls aus Betonfertigteilen bestehen.Ob nun in der Außenwirkung die monolithische Blockhaftigkeit des Eingangsbereiches einen Kontrapunkt zu der schwerelos wirkenden Dachkonstruktion schafft oder die archaische Erscheinung der Fertigteilränge die Filigranität der sichtbaren Tragkonstruktion kontrastiert - der sinnfällige Charakter von Beton hat massiv Gelingen des Entwurfes beigetragen.
Robert Mehl, Aachen
Robert Mehl, Aachen