Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Nervia-Brücke
Typ:
Fußgängerbrücke
Ort:
Ventimiglia [Satellit]
Staat:
Italien
Architekt:
LD+SR 🔗, Genua
Materialien:
Corten-Stahl, Holz
Publiziert:
structure 22.10.2019
Seiten:
online
Inhalt:
Fahrradbrücke über die Nervia, Ventimiglia
Verbinden und innehalten
Für den Ausbau des ligurischen Westradweges wurde zwischen Ventimiglia und Camporosso eine Fußgänger- und Radfahrbrücke über die Nervia geschaffen. Die Flussaue ist in diesem Bereich ein nur gut 100 m breites Naturschutzgebiet, was bei der Planung und dem Bau zu berücksichtigen war.
Die beiden ligurischen Orte Ventimiglia und Camporosso trennt das Flüsschen Nervia, dessen langgestreckte, 44 ha umfassende Talaue ein für Ligurien sehr bedeutsames Naturschutzgebiet ist, da hier 160 Pflanzen- und 140 Tierarten heimisch sind. Einen so fragilen Naturraum erwartet man an diesem innerstädtischen Ort wahrlich nicht: Westlich an die hier in Nord- Süd- Richtung verlaufende Nervia schließt sich das aufgelassene Bahnhofsgelände von Ventimiglia an; östlich beginnt eine Gewächshauslandschaft von Camporosso.
Flusskreuzung mit "creuzen"
Die neue 120 m lange Brücke überspannt die geschützte Landschaft im Mündungsbereich der Nervia in das ligurische Meer. Entsprechend legten die Brückenarchitekten Luca Dolmetta und Silvia Rizzo ihren Entwurf ausgesprochen introvertiert an: Neben den beiden Brückenköpfen musste ein schlankes Stützenpaar reichen, von denen das westliche Element zur Längsaussteifung nach innen geneigt ist. Alle vier Ortbetonelemente weisen regalartige Nischen auf, die Vögeln als Brutflächen dienen sollen. Die beiden Stützen teilen die zwischen 3,00 m - 5,50 m breite Brückenfläche in drei gleichmäßige Teile von rd. 40 m Länge.
Die unregelmäßige Grundrissform, aber auch die leicht ansteigende Brüstungshöhe fußen teilweise auf statischen Erfordernissen, sind aber auch formal gewollt. So haben sich LD + SR- Architetti - so der offizielle Name des Büros - von den "creuze" inspirieren lassen, alte, ligurische, von durchgehenden Mauern flankierte Wirtschaftswege. Aber auch unregelmäßige Stützmauerassoziationen, wie man sie aus Weinbergen kennt, finden die Architekten als Bild akzeptabel. Tatsächlich wollten die Architekten ihrer Brücke nicht nur die klassische, zwei Ufer miteinander verbindende Funktion geben, sondern mit einer außermittigen Aufweitung zudem einen Ort zum innehalten schaffen. Die bis zu 1,70 m hohen Brüstungen dienen primär zum Fernhalten der, vom Verkehr ausgehenden Unruhe auf das Naturschutzgebiet, wo zahlreiche Vögel, etwa in den erwähnten Betonnischen brüten. Dennoch finden sich in diesen "Brücken-creuze" schmale, horizontale Sehspalte in unregelmäßiger Anordnung, die einen Blick auf den Flusslauf gewähren.
Die neue 120 m lange Brücke überspannt die geschützte Landschaft im Mündungsbereich der Nervia in das ligurische Meer. Entsprechend legten die Brückenarchitekten Luca Dolmetta und Silvia Rizzo ihren Entwurf ausgesprochen introvertiert an: Neben den beiden Brückenköpfen musste ein schlankes Stützenpaar reichen, von denen das westliche Element zur Längsaussteifung nach innen geneigt ist. Alle vier Ortbetonelemente weisen regalartige Nischen auf, die Vögeln als Brutflächen dienen sollen. Die beiden Stützen teilen die zwischen 3,00 m - 5,50 m breite Brückenfläche in drei gleichmäßige Teile von rd. 40 m Länge.
Die unregelmäßige Grundrissform, aber auch die leicht ansteigende Brüstungshöhe fußen teilweise auf statischen Erfordernissen, sind aber auch formal gewollt. So haben sich LD + SR- Architetti - so der offizielle Name des Büros - von den "creuze" inspirieren lassen, alte, ligurische, von durchgehenden Mauern flankierte Wirtschaftswege. Aber auch unregelmäßige Stützmauerassoziationen, wie man sie aus Weinbergen kennt, finden die Architekten als Bild akzeptabel. Tatsächlich wollten die Architekten ihrer Brücke nicht nur die klassische, zwei Ufer miteinander verbindende Funktion geben, sondern mit einer außermittigen Aufweitung zudem einen Ort zum innehalten schaffen. Die bis zu 1,70 m hohen Brüstungen dienen primär zum Fernhalten der, vom Verkehr ausgehenden Unruhe auf das Naturschutzgebiet, wo zahlreiche Vögel, etwa in den erwähnten Betonnischen brüten. Dennoch finden sich in diesen "Brücken-creuze" schmale, horizontale Sehspalte in unregelmäßiger Anordnung, die einen Blick auf den Flusslauf gewähren.
Flaches Brückenband
Die hohen Brüstungen bestehen aus einem Corten- Stahl- Tragwerk, dass innenseitig etwa zur Hälfte mit einer vertikalen Holzschalung geschlossen ist, die besagte Seeschlitze aufweist. Die andere Hälfte ist mit einer bunten Holzstablattung belegt, die in ihrer halboffenen Anordnung ebenfalls einen vagen Blick auf Landschaft gestattet. Ihre Farbgebung und Anmutung soll an Schilfgras erinnern.
Die Stahlkonstruktion der Brüstungen ließ eine erhebliche Reduktion des Ortbeton- Brückenkörperquerschnitts zu, da diese statisch als Randbalken fungieren. So war es möglich, den Kastenträger als ein schmales Betonband auszuführen. Der darauf aufgebrachte Fahrbahnbelag besteht aus "Albino Asphalt", einem Baustoff, mit weißem Gesteinsmehl aus einem lokalen Steinbruch als Zuschlag. So erscheint die Gehfläche wie begehbarer Weißbeton.
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/verbinden-und-innehalten-rad-und-fussgaengerbruecke-ueber-die-nervia-ventimigliait-34834
Die hohen Brüstungen bestehen aus einem Corten- Stahl- Tragwerk, dass innenseitig etwa zur Hälfte mit einer vertikalen Holzschalung geschlossen ist, die besagte Seeschlitze aufweist. Die andere Hälfte ist mit einer bunten Holzstablattung belegt, die in ihrer halboffenen Anordnung ebenfalls einen vagen Blick auf Landschaft gestattet. Ihre Farbgebung und Anmutung soll an Schilfgras erinnern.
Die Stahlkonstruktion der Brüstungen ließ eine erhebliche Reduktion des Ortbeton- Brückenkörperquerschnitts zu, da diese statisch als Randbalken fungieren. So war es möglich, den Kastenträger als ein schmales Betonband auszuführen. Der darauf aufgebrachte Fahrbahnbelag besteht aus "Albino Asphalt", einem Baustoff, mit weißem Gesteinsmehl aus einem lokalen Steinbruch als Zuschlag. So erscheint die Gehfläche wie begehbarer Weißbeton.
Robert Mehl, Aachen
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