Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Arche Nebra / Himmelsscheibe Nebra
Typ:
Fundstellenmuseum
Ort:
Nebra [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Holzer-Kobler Architekturen 🔗, Zürich
Materialien:
Beton, Betonfertigteile, Glas
Publiziert:
DBZ 03/2008
Seiten:
54 - 59
Inhalt:
Besucherzentrum Arche in Nebra
Kunstgriff zu den Sternen
Die berühmte Himmelsscheibe von Nebra ist ihrer Bedeutung entsprechend ab diesem Monat im Sachsen- Anhaltinischen Landesmuseum in Halle dauerhaft zu sehen. Die Kleinstadt Nebra erhielt nun – gewissermaßen als Entschädigung – ein Fundstellenmuseum.
Wie ein überdimensionales Aussichtspunktfernglas ist die Ausstellungshalle auf die eigentliche, etwa 3,5 km entfernte Ausgrabungsstelle ausgerichtet. Diese ist exakt auf der Kuppe des als Naturschutzgebiet eingestuften Mittelberges gelegen und durch einen etwa 26 m hohen Aussichtsturm gut sichtbar markiert. Der Turm stammt ebenfalls von denselben Architekten.
Das neue Museum besteht aus einem anthrazitfarbenen Sockelgeschoss, über den der eigentliche Ausstellungsraum, Arche genannt, zu schweben scheint. Ein vollverglastes Foyer mit angeschlossenem Café füllt den Zwischenraum zwischen dem durch eine eloxierte Aluminiumhaut golden schimmernden Winkel und seiner rau verputzten Basis. Das Obergeschoss liegt auf nur 3 Punkten auf: Dem zentralen Versorgungskern auf der westlichen Längsseite und zwei etwa 75 cm starken Rundstützen auf der gegenüberliegenden Flanke. Sie tragen einen annähernd quadratischen Rahmen im Obergeschoss: Es sind die Innenwände, welche den zentralen Luftraum und das daran anschließende Planetarium umgeben. Über eine nicht sichtbare Wechselkonstruktion sind die äußeren bumerangartigen und vollkommen geschlossenen Wände an das innere Tragwerk angeschlossen. Sie sind über ihre gesamte Konstruktionshöhe statisch wirksam und gestatten sowohl das Foyerlevel frei von weiteren Stützelementen zu halten als auch das Ausstellungsgeschoss an den Stirnseiten über mehr als 10 m auskragen zu lassen. Die Decke und das Dach wurden mittels Betonfertigteilen realisiert, die zwischen die in Ortbeton ausgeführten Außen- und Innenwände eingehängt wurden. Deren sparrenartige Untersichten strukturieren die beiden langgestreckten, seitlich angeordneten Erschließungsgänge des Obergeschosses. Optisch verbindet der schon erwähnte zentrale Luftraum das Foyer mit dem darüber angeordneten Präsentationsbereich. Eine einläufige Treppe weist einladend den Weg nach oben. Sie wird durch ein den gesamten Bereich überspannendes Oberlicht erhellt, welches den himmlisch-astronomischen Inhalt der Ausstellung architektonisch-subtil vorwegnimmt.
Der Ausgangspunkt des gesamten Ausstellungskonzeptes war die Frage, wie man schlüssig etwas präsentieren kann, das selber nicht da ist, diese Abwesenheit offenkundig zu machen und gleichzeitig den Besuchern das Fehlen nicht als Menetekel erscheinen zu lassen. Die Züricher Architekten Barbara Holzer und Tristan Kobler, die sowohl das Gebäude wie auch die Ausstellung verantworten, erhoben kurzerhand das Präsentationsmobiliar zum Exponat. Vom Standpunkt des Raumeingangs aus gesehen formen die beiden raumgreifenden Vitrinen mit Unterstützung einer Deckeninstallation das Abbild von drei Hauptelementen der Himmelsscheibe: Sonne, Mond und Siebengestirn (Plejaden). Mit zunehmender Annäherung an diese Interieurs lösen sich diese in bizarr geschwungene, mäandernd verschlungene Freiformen auf. Die Körper geben nun zahlreiche Nischen frei, in denen vorwiegend holographisch-animierte Präsentationen gezeigt werden.
Neben den in Gold ausgeführten Darstellungen von Sonne, Mond und Sterne zeigt die echte Himmelsscheibe auch noch eine Sonnenbarke oder Arche. Gemäß des damaligen Glaubens wurde mit ihr des nachts die Sonne durch das Himmelsmeer hindurch zurück zu ihrem morgendlichen Ausgangspunkt verschifft. Natürlich ist der gesamte Bau vor allem als eine Allegorie darauf zu begreifen. Mit dem Wissen, dass dieses navale Element gleichzeitig auch das Unten auf der Scheibe markiert, erkennt man besonders bei Einbruch der Nacht die besondere Qualität des Entwurfes: Die Architekten haben nicht nur den Fundort über die Fernrohrassoziation in den Entwurf mit einbezogen. Zusammen mit dem ganzen Firmament formt der Bau nichts weniger als die besagte Scheibe.
Robert Mehl, Aachen
Das neue Museum besteht aus einem anthrazitfarbenen Sockelgeschoss, über den der eigentliche Ausstellungsraum, Arche genannt, zu schweben scheint. Ein vollverglastes Foyer mit angeschlossenem Café füllt den Zwischenraum zwischen dem durch eine eloxierte Aluminiumhaut golden schimmernden Winkel und seiner rau verputzten Basis. Das Obergeschoss liegt auf nur 3 Punkten auf: Dem zentralen Versorgungskern auf der westlichen Längsseite und zwei etwa 75 cm starken Rundstützen auf der gegenüberliegenden Flanke. Sie tragen einen annähernd quadratischen Rahmen im Obergeschoss: Es sind die Innenwände, welche den zentralen Luftraum und das daran anschließende Planetarium umgeben. Über eine nicht sichtbare Wechselkonstruktion sind die äußeren bumerangartigen und vollkommen geschlossenen Wände an das innere Tragwerk angeschlossen. Sie sind über ihre gesamte Konstruktionshöhe statisch wirksam und gestatten sowohl das Foyerlevel frei von weiteren Stützelementen zu halten als auch das Ausstellungsgeschoss an den Stirnseiten über mehr als 10 m auskragen zu lassen. Die Decke und das Dach wurden mittels Betonfertigteilen realisiert, die zwischen die in Ortbeton ausgeführten Außen- und Innenwände eingehängt wurden. Deren sparrenartige Untersichten strukturieren die beiden langgestreckten, seitlich angeordneten Erschließungsgänge des Obergeschosses. Optisch verbindet der schon erwähnte zentrale Luftraum das Foyer mit dem darüber angeordneten Präsentationsbereich. Eine einläufige Treppe weist einladend den Weg nach oben. Sie wird durch ein den gesamten Bereich überspannendes Oberlicht erhellt, welches den himmlisch-astronomischen Inhalt der Ausstellung architektonisch-subtil vorwegnimmt.
Der Ausgangspunkt des gesamten Ausstellungskonzeptes war die Frage, wie man schlüssig etwas präsentieren kann, das selber nicht da ist, diese Abwesenheit offenkundig zu machen und gleichzeitig den Besuchern das Fehlen nicht als Menetekel erscheinen zu lassen. Die Züricher Architekten Barbara Holzer und Tristan Kobler, die sowohl das Gebäude wie auch die Ausstellung verantworten, erhoben kurzerhand das Präsentationsmobiliar zum Exponat. Vom Standpunkt des Raumeingangs aus gesehen formen die beiden raumgreifenden Vitrinen mit Unterstützung einer Deckeninstallation das Abbild von drei Hauptelementen der Himmelsscheibe: Sonne, Mond und Siebengestirn (Plejaden). Mit zunehmender Annäherung an diese Interieurs lösen sich diese in bizarr geschwungene, mäandernd verschlungene Freiformen auf. Die Körper geben nun zahlreiche Nischen frei, in denen vorwiegend holographisch-animierte Präsentationen gezeigt werden.
Neben den in Gold ausgeführten Darstellungen von Sonne, Mond und Sterne zeigt die echte Himmelsscheibe auch noch eine Sonnenbarke oder Arche. Gemäß des damaligen Glaubens wurde mit ihr des nachts die Sonne durch das Himmelsmeer hindurch zurück zu ihrem morgendlichen Ausgangspunkt verschifft. Natürlich ist der gesamte Bau vor allem als eine Allegorie darauf zu begreifen. Mit dem Wissen, dass dieses navale Element gleichzeitig auch das Unten auf der Scheibe markiert, erkennt man besonders bei Einbruch der Nacht die besondere Qualität des Entwurfes: Die Architekten haben nicht nur den Fundort über die Fernrohrassoziation in den Entwurf mit einbezogen. Zusammen mit dem ganzen Firmament formt der Bau nichts weniger als die besagte Scheibe.
Robert Mehl, Aachen