Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Nederlands Architectuurinstituut (NAi)
Typ:
Architektur-Museum
Ort:
Maastricht [Satellit]
Staat:
Niederlande
Architekt:
Guus Beumer 🔗 (Museumsleiter)
Materialien:
Altbausanierung
Publiziert:
DBZ 05/2007
Seiten:
20
Inhalt:
Das Niederländische Architekturinstitut NAi jetzt auch in Maastricht
Theorie trifft Praxis
Was für Deutschland das Deutsche Architektur Zentrum (DAZ) in Berlin ist, ist für die Niederlande das "Nederlands Architectuurinstituut" in Rotterdam kurz "NAi" genannt. Von seinem Selbstverständnis sieht sich das NAi eher als ein Kulturinstitut, denn als Architekturmuseum, da es versucht, den öffentlichen Diskurs um die Gestaltung des menschlichen Raumes in vielfältiger Weise medial anzustoßen und fortzuführen.
Seit September vergangenen Jahres besitzt das NAi nunmehr einen bemerkenswert gut platzierten Satelliten in Maastricht. Die Dezentralisation verfolgt das Ziel, die flächendeckende Präsenz des Institutes zu verbessern. Die Außenstelle soll sich verstärkt regionalen Themen widmen. Durch die Wahl von im wortwörtlichen Sinne naheliegenden Inhalten hofft man, das breite Publikum besser anzusprechen und für architektonische und städtebauliche Themen zu interessieren. Von einem zentralen Ausstellungszentrum aus lässt sich dies dagegen nur schwer bewerkstelligen.
In Betracht kamen im Vorfeld Groningen im Norden und Maastricht im Süden. Letztendlich entschied man sich für die südliche Variante aufgrund der besseren Konditionen vor Ort. Die private Investmentgesellschaft VESTEDA bot sich dort als Partner an. Es ist das erste Projekt in den Niederlanden, bei dem ein Wirtschaftsunternehmen als fester Sponsor ein Museum unterstützt. Zwar beinhaltet dies im Wesentlichen nur die Bereitstellung des Gebäudes, jedoch bringt die Firma noch etwas anderes mit: echten Glamour.
Das heutige Gesicht des modernen Maastricht beruht in einem großen Maße auf den Bemühungen dieser vormals halböffentlichen Projektentwicklungsgesellschaft. Sie betrieb in den 90er Jahren die Konversion einer alten keramischen Fabrik, deren Gelände direkt an der Maas vis-á-vis der Altstadt gelegen ist. Beruhend auf dem Masterplan von dem damals noch jungen Jo Coenen entstand hier das heutige "Centre Céramique".
Das Quartier, besticht durch seine bemerkenswert hohe Konzentration von Bauwerken, die von international bekannten Architekten stammen. Den Reigen eröffnete 1995 Aldo Rossi mit dem Bonnefantenmuseum, einem seiner letzten Werke. Schräg gegenüber davon steht eines der ersten Projekte von Wiel Arets. Das einzige Hochhaus des Quartiers stammt von Alvaro Siza, das seinen Schatten auf eine zweiflügelige Appartementanlage von Mario Botta wirft. Davor die neue Stadtbibliothek von Jo Coenen, der auch den vorlagerten Platz entworfen hat. Werke von Herman Hertzberger, Luigi Snozzi oder die Fußgängerbrücke von René Greisch fügen sich stimmig in ein Gesamtbild eines architektonisch ambitionierten Quartiers ein.
Hintergrund der hohen Gestalterdichte von internationalem Rang: das bis dato unterentwickelte und unbeliebte Gegenüber der Altstadt aufzuwerten. Tatsächlich beinhalten die meisten Gebäude exklusive Eigentumswohnungen. Das Konzept der Schaffung einer hochwertigen und vor allem illustren Architekturlandschaft zur Erhöhung des jeweiligen Immobilienwertes wurde zwar hier nicht erfunden, aber in beeindruckender Weise umgesetzt. Sicherlich hatte es auch Vorbildcharakter für spätere Projekte vergleichbarer Größenordnung, wie etwa dem Düsseldorfer Medienhafen.
Von der alten keramischen Manufaktur haben nur zwei kleine Hallenbauten überlebt. In der älteren, gedrungeneren Halle direkt an der Maas residiert heute ein Theater, die zweite, wohl etwas jüngere Halle von 1912 steht leicht versetzt auf dem Vorplatz des Bonnefantenmuseums. Das auch noch von Aldo Rossi instandgesetzte Industriedenkmal war lange unzugänglich. Ursprünglich sollte hier die Skulpturensammlung des Bonnefantenmuseums untergebracht werden. Da dieses aus statischen Gründen aber nicht möglich war, wählte schließlich die VESTEDA selber den viergeschossigen Bau zu ihrem Sitz.
Aber erst der Einzug des NAi und die Umwidmung des Erd- und des Dachgeschosses zur Ausstellungsfläche geben dem Bau auch die inhaltliche Würde, die es städtebaulich schon immer inne hatte: Das Bauwerk, das vor allen anderen Bauten da war, widmet sich nun dem, was vor dem Bauen kommt: Den Visionen und der Frage, was Architektur eigentlich ist.
Robert Mehl, Aachen
Seit September vergangenen Jahres besitzt das NAi nunmehr einen bemerkenswert gut platzierten Satelliten in Maastricht. Die Dezentralisation verfolgt das Ziel, die flächendeckende Präsenz des Institutes zu verbessern. Die Außenstelle soll sich verstärkt regionalen Themen widmen. Durch die Wahl von im wortwörtlichen Sinne naheliegenden Inhalten hofft man, das breite Publikum besser anzusprechen und für architektonische und städtebauliche Themen zu interessieren. Von einem zentralen Ausstellungszentrum aus lässt sich dies dagegen nur schwer bewerkstelligen.
In Betracht kamen im Vorfeld Groningen im Norden und Maastricht im Süden. Letztendlich entschied man sich für die südliche Variante aufgrund der besseren Konditionen vor Ort. Die private Investmentgesellschaft VESTEDA bot sich dort als Partner an. Es ist das erste Projekt in den Niederlanden, bei dem ein Wirtschaftsunternehmen als fester Sponsor ein Museum unterstützt. Zwar beinhaltet dies im Wesentlichen nur die Bereitstellung des Gebäudes, jedoch bringt die Firma noch etwas anderes mit: echten Glamour.
Das heutige Gesicht des modernen Maastricht beruht in einem großen Maße auf den Bemühungen dieser vormals halböffentlichen Projektentwicklungsgesellschaft. Sie betrieb in den 90er Jahren die Konversion einer alten keramischen Fabrik, deren Gelände direkt an der Maas vis-á-vis der Altstadt gelegen ist. Beruhend auf dem Masterplan von dem damals noch jungen Jo Coenen entstand hier das heutige "Centre Céramique".
Das Quartier, besticht durch seine bemerkenswert hohe Konzentration von Bauwerken, die von international bekannten Architekten stammen. Den Reigen eröffnete 1995 Aldo Rossi mit dem Bonnefantenmuseum, einem seiner letzten Werke. Schräg gegenüber davon steht eines der ersten Projekte von Wiel Arets. Das einzige Hochhaus des Quartiers stammt von Alvaro Siza, das seinen Schatten auf eine zweiflügelige Appartementanlage von Mario Botta wirft. Davor die neue Stadtbibliothek von Jo Coenen, der auch den vorlagerten Platz entworfen hat. Werke von Herman Hertzberger, Luigi Snozzi oder die Fußgängerbrücke von René Greisch fügen sich stimmig in ein Gesamtbild eines architektonisch ambitionierten Quartiers ein.
Hintergrund der hohen Gestalterdichte von internationalem Rang: das bis dato unterentwickelte und unbeliebte Gegenüber der Altstadt aufzuwerten. Tatsächlich beinhalten die meisten Gebäude exklusive Eigentumswohnungen. Das Konzept der Schaffung einer hochwertigen und vor allem illustren Architekturlandschaft zur Erhöhung des jeweiligen Immobilienwertes wurde zwar hier nicht erfunden, aber in beeindruckender Weise umgesetzt. Sicherlich hatte es auch Vorbildcharakter für spätere Projekte vergleichbarer Größenordnung, wie etwa dem Düsseldorfer Medienhafen.
Von der alten keramischen Manufaktur haben nur zwei kleine Hallenbauten überlebt. In der älteren, gedrungeneren Halle direkt an der Maas residiert heute ein Theater, die zweite, wohl etwas jüngere Halle von 1912 steht leicht versetzt auf dem Vorplatz des Bonnefantenmuseums. Das auch noch von Aldo Rossi instandgesetzte Industriedenkmal war lange unzugänglich. Ursprünglich sollte hier die Skulpturensammlung des Bonnefantenmuseums untergebracht werden. Da dieses aus statischen Gründen aber nicht möglich war, wählte schließlich die VESTEDA selber den viergeschossigen Bau zu ihrem Sitz.
Aber erst der Einzug des NAi und die Umwidmung des Erd- und des Dachgeschosses zur Ausstellungsfläche geben dem Bau auch die inhaltliche Würde, die es städtebaulich schon immer inne hatte: Das Bauwerk, das vor allen anderen Bauten da war, widmet sich nun dem, was vor dem Bauen kommt: Den Visionen und der Frage, was Architektur eigentlich ist.
Robert Mehl, Aachen