Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Mirror-Mirror
Typ:
Dachaufstockung
Ort:
Assen [Satellit]
Staat:
Niederlande
Architekt:
Remco Siebring 🔗, Amsterdam
Materialien:
Holz, Spiegelglas
Publiziert:
VISO 6/2017
Seiten:
38 - 45
Inhalt:
Reihenhausaufstockung in Assen, NL
Sichtbar unsichtbar
Ein junger niederländischer Architekt kann mit seinem ersten Projekt, einem fast skulptural anmutenden Entwurf die Denkmalbehörde im niederländischen Assen überzeugen, ein Baudenkmal partiell aufzustocken.
Die Emmastraat ist eine typische niederländische Wohnstraße. Die Hausnummer 41 ist der linke Teil eines zweigeschossigen, relativ unauffälligen Doppelhauses mit einem Mittelrisaliten, wie einige davon hier nebeneinander stehen. Das geklinkerte Ensemble steht unter Denkmalschutz; es stammt von 1916 und war die erste Reihenhaussiedlung mit Flachdach in den nördlichen Niederlanden.
Die heutigen Inhaber hatten bedingt durch Familienzuwachs zunehmend ein Platzproblem, schätzten aber gleichzeitig dessen zentrale Lage in der parkartig angelegten Stadt. Napoleon Bonaparte hatte während der französischen Besatzungszeit erwogen, hier ein Jagdschloss zu errichten, worauf der bis heute prägende Landschaftsbau begann. Bis zum Baubeginn war die französische Ära passé und auf dem avisierten Schlossgelände verblieb eine Brache, die Siedlung von 1916 besetzt einen Teil davon.
Die Bauherren wandten sich - nach einer architektonischen Lösung für ihr Problem suchend - an den Architekten Remco Siebring, der in langwierigen Verhandlungen die Denkmalbehörde mit seiner Idee einer verspiegelten Dachaufstockung überzeugen konnte. Das nun umgesetzte Konzept setzt darauf, dass sich in den verspiegelten Wandflächen des eingeschossigen Aufbaus vor allem der Himmel mit seinen Wolkenstrukturen spiegelt.
Die heutigen Inhaber hatten bedingt durch Familienzuwachs zunehmend ein Platzproblem, schätzten aber gleichzeitig dessen zentrale Lage in der parkartig angelegten Stadt. Napoleon Bonaparte hatte während der französischen Besatzungszeit erwogen, hier ein Jagdschloss zu errichten, worauf der bis heute prägende Landschaftsbau begann. Bis zum Baubeginn war die französische Ära passé und auf dem avisierten Schlossgelände verblieb eine Brache, die Siedlung von 1916 besetzt einen Teil davon.
Die Bauherren wandten sich - nach einer architektonischen Lösung für ihr Problem suchend - an den Architekten Remco Siebring, der in langwierigen Verhandlungen die Denkmalbehörde mit seiner Idee einer verspiegelten Dachaufstockung überzeugen konnte. Das nun umgesetzte Konzept setzt darauf, dass sich in den verspiegelten Wandflächen des eingeschossigen Aufbaus vor allem der Himmel mit seinen Wolkenstrukturen spiegelt.
Balkon wird Treppenhaus
Der zweigeschossige Bungalow weist kein ausgesprochenes Treppenhaus auf, das man in seiner Logik für eine Aufstockung fortführen könnte. Hingegen besitzen alle Doppelhäuser des Ensembles kaum nutzbare Balkone an ihren Flanken. Die Nachbarhäuser steht einfach viel zu nah beieinander: Auf dem Freisitz gibt es kaum Privatsphäre, dafür aber eine immense Verschattung. Remco Siebring nutzte diese "verschenkte Fläche" als Dachaufgang und erschloss so die zwei neuen Räume auf dem Dach.
Der Bebauungsplan des Quartiers lässt eine Bauhöhe von maximal 10 Metern zu, das sind nicht ganz zwei zusätzliche Geschosse, jedoch erheblich mehr als eines. Einem Raum verlieh er einen turmartigen Charakter, reizte so die genehmigungsfähige Bauhöhe voll aus und konnte hierin eine gedrungene Schlafempore realisieren. Diese erstreckt sich über den Flur hinweg, der vom Treppenaufgang her den Raum seitlich erschließt und vor Kopf mit einer Tür zum zweiten Raum endet.
Im Turmzimmer führt - vertikal über der einläufigen "Balkontreppe" angeordnet - eine Treppe auf die Empore. Diese ist eingehaust, womit dieser Raum vom Aufgang darunter separiert wird.
Die Festverglasungen der großen, annähernd quadratischen Fensterflächen sind allesamt leicht getönt. Belüftet werden die Räume durch in den Raumecken angeordnete, hochformatige Fenster, die im geschlossenen Zustand von der äußeren Spiegelfläche verdeckt werden. Gleichwohl die Öffnungen eine Brüstungsschwelle von gut 40 cm besitzen, wird über diese das begehbare Flachdach erschlossen.
Der zweigeschossige Bungalow weist kein ausgesprochenes Treppenhaus auf, das man in seiner Logik für eine Aufstockung fortführen könnte. Hingegen besitzen alle Doppelhäuser des Ensembles kaum nutzbare Balkone an ihren Flanken. Die Nachbarhäuser steht einfach viel zu nah beieinander: Auf dem Freisitz gibt es kaum Privatsphäre, dafür aber eine immense Verschattung. Remco Siebring nutzte diese "verschenkte Fläche" als Dachaufgang und erschloss so die zwei neuen Räume auf dem Dach.
Der Bebauungsplan des Quartiers lässt eine Bauhöhe von maximal 10 Metern zu, das sind nicht ganz zwei zusätzliche Geschosse, jedoch erheblich mehr als eines. Einem Raum verlieh er einen turmartigen Charakter, reizte so die genehmigungsfähige Bauhöhe voll aus und konnte hierin eine gedrungene Schlafempore realisieren. Diese erstreckt sich über den Flur hinweg, der vom Treppenaufgang her den Raum seitlich erschließt und vor Kopf mit einer Tür zum zweiten Raum endet.
Im Turmzimmer führt - vertikal über der einläufigen "Balkontreppe" angeordnet - eine Treppe auf die Empore. Diese ist eingehaust, womit dieser Raum vom Aufgang darunter separiert wird.
Die Festverglasungen der großen, annähernd quadratischen Fensterflächen sind allesamt leicht getönt. Belüftet werden die Räume durch in den Raumecken angeordnete, hochformatige Fenster, die im geschlossenen Zustand von der äußeren Spiegelfläche verdeckt werden. Gleichwohl die Öffnungen eine Brüstungsschwelle von gut 40 cm besitzen, wird über diese das begehbare Flachdach erschlossen.
10-Meter plus 10 %
Der neue Dachaufbau besteht weitgehend aus einer Holzkonstruktion aus selbsttragenden, insgesamt 30 cm dicken Wandelementen. Nur die Verkleidung des alten Balkons im 1. OG ist eine Pfosten- Riegel- Bauweise. Die Wände bestehen aus zwei massiven Brettschichtholztafeln - eine 10 cm und eine 12 cm stark, zwischen denen eine 6 cm dicke Isolationsschicht sitzt. Auf der Außenseite wurde darauf vollflächig eine 2 cm starke Multiplexplatte geklebt, um die gegebenen Brettsperrholzstöße zu nivellieren. Darauf wurden die Spiegelgläser mithilfe 2 mm starker, UV-fester Klebebänder fixiert, die auf vertikal montierten, 2 mm dicken Stahlbänder sitzen. So entstand ein 4 mm tiefer, hinterlüfteter Bereich zur Kompensation der thermischen Glasverformungen.
Die Spiegelfassade endet in einer flachen Attika, nur so hoch wie eine Rechteckrinne dahinter. An diese schließt die Flachdachdämmung an, die sich jedoch um 10 cm über die Dachkante erhebt. Die Dachkante hält exakt die zulässige Bauhöhe von 10 m ein; das höhere Flachdach wurde im Rahmen der niederländischen 1%-Planungstoleranzregel genehmigt, auch weil das erhöhte Flachdach von der Straße aus nicht sichtbar ist.
Der neue Dachaufbau besteht weitgehend aus einer Holzkonstruktion aus selbsttragenden, insgesamt 30 cm dicken Wandelementen. Nur die Verkleidung des alten Balkons im 1. OG ist eine Pfosten- Riegel- Bauweise. Die Wände bestehen aus zwei massiven Brettschichtholztafeln - eine 10 cm und eine 12 cm stark, zwischen denen eine 6 cm dicke Isolationsschicht sitzt. Auf der Außenseite wurde darauf vollflächig eine 2 cm starke Multiplexplatte geklebt, um die gegebenen Brettsperrholzstöße zu nivellieren. Darauf wurden die Spiegelgläser mithilfe 2 mm starker, UV-fester Klebebänder fixiert, die auf vertikal montierten, 2 mm dicken Stahlbänder sitzen. So entstand ein 4 mm tiefer, hinterlüfteter Bereich zur Kompensation der thermischen Glasverformungen.
Die Spiegelfassade endet in einer flachen Attika, nur so hoch wie eine Rechteckrinne dahinter. An diese schließt die Flachdachdämmung an, die sich jedoch um 10 cm über die Dachkante erhebt. Die Dachkante hält exakt die zulässige Bauhöhe von 10 m ein; das höhere Flachdach wurde im Rahmen der niederländischen 1%-Planungstoleranzregel genehmigt, auch weil das erhöhte Flachdach von der Straße aus nicht sichtbar ist.
Architektonisches Start-up
Der Architekt Remco Siebring erfuhr durch die selbstbewusste Dachaufstockung eine enorme mediale Aufmerksamkeit, die sich in der bemerkenswerten Auftragslage widerspiegelt: So plant er derzeit im belgischen Gent eine vergleichbare, nur ungleich größere Dachaufstockung und im fernen Bahrein realisiert er eine Museumserweiterung, diese wegen des Klimas allerdings in Betonfertigteilen.Robert Mehl, Aachen
Der Architekt Remco Siebring erfuhr durch die selbstbewusste Dachaufstockung eine enorme mediale Aufmerksamkeit, die sich in der bemerkenswerten Auftragslage widerspiegelt: So plant er derzeit im belgischen Gent eine vergleichbare, nur ungleich größere Dachaufstockung und im fernen Bahrein realisiert er eine Museumserweiterung, diese wegen des Klimas allerdings in Betonfertigteilen.Robert Mehl, Aachen