Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Messner Mountain Museum
Typ:
Museum
Ort:
Kronplatz (Bruneck) [Satellit]
Staat:
Italien
Architekt:
Zaha M. Hadid † 🔗, London
Materialien:
Betonfertigteile
Publiziert:
VISO 04/2017
Seiten:
18 - 25
Inhalt:
Messner Mountain Museum Corones, Kronplatz/Südtirol
Der Architekturgletscher
Das Messner Mountain Museum auf dem Kronplatz in Südtirol ist eines der letzten Projekte ihres Büros, dessen Vollendung Zaha M. Hadid noch erlebt hat. Am 31. März 2016 verstarb sie überraschend in Miami. Der Bau ist geprägt von sphärisch gekrümmten Freiformen und zeigt die alpine Kunstsammlung des Extrembergsteigers Reinhold Messner.
So wildromantisch einsam gelegen wie die Aufnahmen suggerieren, schmiegt sich das Messner Mountain Museum (MMM) nicht in die Alpenlandschaft: Es liegt am südwestlichen Rand des Gipfelplateaus des 2275 m hohen Kronplatz, einem freistehenden Kegelberg bei Bruneck in Südtirol. Erschlossen wird die runde, 300 m durchmessende Hochfläche allseitig von vier Kabinenbahnen. Im Zentrum wurde im Jahr 2000 eine Gipfelkirche errichtet, direkt daneben befindet sich ein Kinderparadies und das unentbehrliche Gipfelrestaurant. Skifahrer gleiten langsam im Stemmschritt an dem eigenartigen Bau vorbei, der mit einem verspiegelten Eingang lockt: Bedingt durch dessen leichte Vorwärtsneigung erscheint darin plötzlich das vollständige Spiegelbild des passierenden Wintersportlers - ohne Horizont, inmitten von Schnee: ein Handy- Selfi ist obligat. Neugierig geworden, schnallen nun nicht wenige ihre Skier ab und treten näher, auch der stolze Ticketpreis von 8 Euro hält nicht ab. So ist das 1000 m² große Museum meist gut besucht; bemerkenswert für eine Ausstellung unbekannter Werke des modernen Realismus zum Thema Bergwelt. Schritte schwerer Skischuhe hallen durch die drei ineinander übergehenden Ebenen. Entsprechend robust ist der Fußboden in purem Zementestrich angelegt. "Die Assoziation war eine ausgespülte Gletscherhöhle, die wir als Landschaft interpretieren", erläutert Peter Irmscher, beteiligter Projektarchitekt bei Zaha Hadid Achitects. "Hinter dem Eingang, vor der eigentlichen Ausstellung, senkt sich die Decke ab: Wir wollten die Besucher quasi in die Ausstellung spülen." Wichtig war den Architekten, allen Ausstellungsräumen einen Tageslichtbezug zu geben. Dies sollte der Orientierung dienen, aber auch einen Bezug zur Alpenlandschaft schaffen. Das Museum teilt sich in drei Finger, langgestreckte Räume, die jeweils vor großen Glasflächen enden. Dem nördlichsten Finger vorgelagert ist ein Balkon. Diese Aussichtsplattform war die Grundidee des gesamten Projektes; der Liftbetreiber Skirama suchte zunächst nach einer neuen sommerlichen Touristenattraktion, konnte dann aber den Alpinisten Reinhold Messner als Leihgeber und Kurator eines Museums gewinnen.
Baukonstruktion
Der Entwurfsansatz war Messners Wunsch nach einem minimalen Natureingriff und einer kaum augenfälligen Architektur. So entstand das eingegrabene Konzept von Zaha Hadid, das sich äußerlich nur in den erwähnten Glasfronten manifestiert. Der Bau erfolgte in drei fünfmonatigen Phasen während der Sommermonate. 2012 begann der Aushub von 4.000 m³ Erdreich. Die bewachsene Oberflächenschicht lagerte man separat, um damit die Erdkuppe des Museumsdaches zu formen. Der Rohbau wurde im ersten Jahr abgeschlossen, im zweiten Jahr wurden die Sichtbetonelemente vorgefertigt und weitgehend montiert, der Innenrohbau vorangetrieben und zum Winter hin die Glasscheiben eingesetzt. Im dritten Jahr erfolgte schließlich der Innenausbau. Anders als ausgeführt, sah die Planung eine erheblich höhere Aufschüttung vor, auch die Konstruktion ist dafür ausgelegt. Die Ausführung überwachte allerdings der Bauherr, der spontan entschied, dass "nun genug sei!". Die fließenden Innenräume des MMM sind geprägt von gekrümmten Betonoberflächen. Es handelt sich um dünne Schalen, die - gehalten von Metallschienen - die bis zu 70 cm starken Rohbaudecken und -wände verkleiden. Die 3 - 4 cm starken Betonpaneelen sind mit einer Mischung aus Glas- und Carbonfasern bewehrt. Die mitunter doppelt gekrümmten Elemente bilden nicht nur die "innere Haut", sie formen auch die wulstigen äußeren "Fensterrahmen".
Der Entwurfsansatz war Messners Wunsch nach einem minimalen Natureingriff und einer kaum augenfälligen Architektur. So entstand das eingegrabene Konzept von Zaha Hadid, das sich äußerlich nur in den erwähnten Glasfronten manifestiert. Der Bau erfolgte in drei fünfmonatigen Phasen während der Sommermonate. 2012 begann der Aushub von 4.000 m³ Erdreich. Die bewachsene Oberflächenschicht lagerte man separat, um damit die Erdkuppe des Museumsdaches zu formen. Der Rohbau wurde im ersten Jahr abgeschlossen, im zweiten Jahr wurden die Sichtbetonelemente vorgefertigt und weitgehend montiert, der Innenrohbau vorangetrieben und zum Winter hin die Glasscheiben eingesetzt. Im dritten Jahr erfolgte schließlich der Innenausbau. Anders als ausgeführt, sah die Planung eine erheblich höhere Aufschüttung vor, auch die Konstruktion ist dafür ausgelegt. Die Ausführung überwachte allerdings der Bauherr, der spontan entschied, dass "nun genug sei!". Die fließenden Innenräume des MMM sind geprägt von gekrümmten Betonoberflächen. Es handelt sich um dünne Schalen, die - gehalten von Metallschienen - die bis zu 70 cm starken Rohbaudecken und -wände verkleiden. Die 3 - 4 cm starken Betonpaneelen sind mit einer Mischung aus Glas- und Carbonfasern bewehrt. Die mitunter doppelt gekrümmten Elemente bilden nicht nur die "innere Haut", sie formen auch die wulstigen äußeren "Fensterrahmen".
Kein Messner- Mausoleum
Oft wird der starke Natureingriff kritisiert, immerhin wurde viel Erdreich auf einem Berggipfel bewegt. Aber der Bau steht nicht allein, er ist Teil des Kronplatz- Gipfelvillages, einer Agglomeration, die man an sich verurteilen könnte, in den Alpen aber nicht ungewöhnlich ist. Kritische Stimmen unterstellen ferner, dass sich Messner hier ein Mausoleum schuf - gleichwohl es Skirama baute. Vor Ort erscheint der Gedanke abwegig, da Leben und Werk des Extrembergsteigers weitgehend ausgeblendet sind. Nur wenige Vitrinen zeigen nicht näher bezeichnete Bergsteigerutensilien, wie Seile oder Steigeisen. Glorifizierung geht anders.
Robert Mehl, Aachen
Oft wird der starke Natureingriff kritisiert, immerhin wurde viel Erdreich auf einem Berggipfel bewegt. Aber der Bau steht nicht allein, er ist Teil des Kronplatz- Gipfelvillages, einer Agglomeration, die man an sich verurteilen könnte, in den Alpen aber nicht ungewöhnlich ist. Kritische Stimmen unterstellen ferner, dass sich Messner hier ein Mausoleum schuf - gleichwohl es Skirama baute. Vor Ort erscheint der Gedanke abwegig, da Leben und Werk des Extrembergsteigers weitgehend ausgeblendet sind. Nur wenige Vitrinen zeigen nicht näher bezeichnete Bergsteigerutensilien, wie Seile oder Steigeisen. Glorifizierung geht anders.
Robert Mehl, Aachen