Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Medienzentrum Hannover
Typ:
Bürogebäude
Ort:
Hannover [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Alessandro Mendini 🔗, Mailand
Materialien:
Glas
Publiziert:
DBZ-online 03/08
Seiten:
-
Inhalt:
Interferente Fassade
Alessandro und Francesco Mendini entwarfen neue Gebäudehülle in Hannover.
Ein neuartiges Fassadenkonzept sorgt derzeit in Hannover für Furore. Die neue Außenhaut ist Teil einer Altbausanierung an der Ecke Stiftstraße/Lange Laube, die schon von weitem durch ihre homogene türkisblaue Farbe und die vorgesetzten goldgelben Treppenrisaliten ins Auge fällt. Im Rahmen eines Direktauftrages der Hannoveraner Verlagsgesellschaft Madsack wurde der Umbau von den Mailänder Architekten und Designer Alessandro und Francesco Mendini geplant. Diese hatten schon einmal in Hannover für wohlwollendes Aufsehen gesorgt: Anfang der neunziger Jahre errichteten sie am nahen Steintorplatz eine eigenwillige Bushaltestelle im Stil der Postmoderne.
Die neue Fassade wurde ausgeführt als eine Nur- Glas- Konstruktion, was bedeutet, dass auch die mit Mauerwerk geschlossenen Bereiche des Gebäudes mit Glas verblendet worden sind. Bedingt durch Glanz und Reflexeffekte des Glases entsteht so aus größerer Entfernung ein sowohl homogen wie auch abstrakt entrückter Baukörper. Tritt man jedoch näher an das Objekt heran, wird diese Erscheinung zugunsten eines weit verstörenderen Effektes aufgelöst: Die Doppelglasfassade verändert ihre Anmutung durch die Bewegung des Betrachters: Eine Farbveränderung scheint einem, gleich einer Welle auf der Wand, zu folgen. Grund dafür ist ein Interferenzeffekt, der daraus resultiert, dass die äußere Glasschicht mit senkrechten Linien bedruckt worden ist. Diese farbige Strichschar gibt auch den Baukörpern ihre jeweilige Farbe: Türkis für den Hauptkörper und Gelb bei den Treppenhäusern. Die innere Glasebene ist entweder mit einer gleichmäßigen gelben Farbschicht oder im Falle der Treppenhäuser mit einer zweiten gleichartig gelben Linienschar bedruckt. Die Interferenzeffekte entstehen nun entweder durch die Überlagerung der beiden Linienebenen oder durch die Überlagerung mit dem eigenen Schatten, der gut sichtbar auf die hintere, hellgelbe Ebene geworfen wird. In den Abschnitten, in denen sowohl die äußere wie auch die innere Glasebene mit Linien bedruckt ist, entsteht auf diese Weise ein halbtransparenter Effekt. Schemenhaft wird – so man unmittelbar davor steht – ein Einblick in das Gebäude gestattet. Gleichzeitig werden aus dem dunkleren Inneren deutliche Sichtbezüge nach Außen geschaffen.
Der ausdrucksstarke Charakter dieser Fassade kommt nicht von ungefähr. Zwar besaßen die sanierten Gebäude, die in den fünfziger Jahren als nüchterne Zweckbauten entstanden, nur eine weiß verputzte Lochfassade. Sie gehören jedoch zum Komplex des so genannten Anzeiger Hochhauses, das als erstes Hochhaus in Hannover 1928 von Fritz Höger errichtet worden ist. Der 10-geschossige Bau steht im selben Block, ist jedoch dem Steintorplatz zugewandt. Zusammen mit dem ebenfalls von Höger errichteten Chile- Haus in Hamburg ist das Stammhaus der heutigen „Hannoverische Allgemeine Zeitung“ eine der wenigen noch erhaltenen, stadtbildprägenden Inkunabeln der expressiven Architektur aus dem ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts.
Gleichwohl die Gebrüder Mendini für diesen Bau eine neue eigenständige Form entwickelt haben, steht diese in ihrem expressiven Geist dem historischen Bestand in beeindruckender Form nahe.
Robert Mehl, Aachen
Die neue Fassade wurde ausgeführt als eine Nur- Glas- Konstruktion, was bedeutet, dass auch die mit Mauerwerk geschlossenen Bereiche des Gebäudes mit Glas verblendet worden sind. Bedingt durch Glanz und Reflexeffekte des Glases entsteht so aus größerer Entfernung ein sowohl homogen wie auch abstrakt entrückter Baukörper. Tritt man jedoch näher an das Objekt heran, wird diese Erscheinung zugunsten eines weit verstörenderen Effektes aufgelöst: Die Doppelglasfassade verändert ihre Anmutung durch die Bewegung des Betrachters: Eine Farbveränderung scheint einem, gleich einer Welle auf der Wand, zu folgen. Grund dafür ist ein Interferenzeffekt, der daraus resultiert, dass die äußere Glasschicht mit senkrechten Linien bedruckt worden ist. Diese farbige Strichschar gibt auch den Baukörpern ihre jeweilige Farbe: Türkis für den Hauptkörper und Gelb bei den Treppenhäusern. Die innere Glasebene ist entweder mit einer gleichmäßigen gelben Farbschicht oder im Falle der Treppenhäuser mit einer zweiten gleichartig gelben Linienschar bedruckt. Die Interferenzeffekte entstehen nun entweder durch die Überlagerung der beiden Linienebenen oder durch die Überlagerung mit dem eigenen Schatten, der gut sichtbar auf die hintere, hellgelbe Ebene geworfen wird. In den Abschnitten, in denen sowohl die äußere wie auch die innere Glasebene mit Linien bedruckt ist, entsteht auf diese Weise ein halbtransparenter Effekt. Schemenhaft wird – so man unmittelbar davor steht – ein Einblick in das Gebäude gestattet. Gleichzeitig werden aus dem dunkleren Inneren deutliche Sichtbezüge nach Außen geschaffen.
Der ausdrucksstarke Charakter dieser Fassade kommt nicht von ungefähr. Zwar besaßen die sanierten Gebäude, die in den fünfziger Jahren als nüchterne Zweckbauten entstanden, nur eine weiß verputzte Lochfassade. Sie gehören jedoch zum Komplex des so genannten Anzeiger Hochhauses, das als erstes Hochhaus in Hannover 1928 von Fritz Höger errichtet worden ist. Der 10-geschossige Bau steht im selben Block, ist jedoch dem Steintorplatz zugewandt. Zusammen mit dem ebenfalls von Höger errichteten Chile- Haus in Hamburg ist das Stammhaus der heutigen „Hannoverische Allgemeine Zeitung“ eine der wenigen noch erhaltenen, stadtbildprägenden Inkunabeln der expressiven Architektur aus dem ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts.
Gleichwohl die Gebrüder Mendini für diesen Bau eine neue eigenständige Form entwickelt haben, steht diese in ihrem expressiven Geist dem historischen Bestand in beeindruckender Form nahe.
Robert Mehl, Aachen