Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Living Gardens
Typ:
Ausstellungs-Pavillon
Ort:
Peking [Satellit]
Staat:
VR China
Architekt:
mad architects 🔗, Peking
Materialien:
Holz, Photovoltaikzellen
Publiziert:
structure 18.10.2018
Seiten:
online
Inhalt:
Living Garden Pavillon, Peking/CN
Energiegewinn mit Halbschatten
In Peking vor dem Bird's Nest von Herzog & de Meuron findet eine kleine Bauausstellung statt. Dazu zählt ein kleines Gewächshaus. Es besitzt eine gekrümmte Leimholzbinderkonstruktion als, die mit halbtransparenten Photovoltaikzellen belegt ist. In Herne- Sodingen gibt es etwas vergleichbares seit gut 20 Jahren.
Noch bis zum 9. November 2018 wird in Peking auf dem Vorplatz des Bird's Nest, dem 2008er Olympiastadion von Herzog & de Meurons die Ausstellung "2018 China House Vision" gezeigt. Der "Living Garden Pavillon" von MAD Architects ist eine von zehn Kleinarchitekturen, die dort zu sehen ist.
Gitter formt Dach Der Bau besteht im wesentlichen aus einer sphärisch gekrümmten Dachschale, die an einer Stelle im Boden verankert von zahlreichen, ausgesprochen schlanken Edelstahlstützen hochgehalten wird. Diese Stäbe stehen nicht zwingend senkrecht, manche haben eine diagonale Orientierung, die der Kompensation der Querkräfte, letztlich also der Windaussteifung dienen.
Bemerkenswert ist die Ausführung des Daches. Ein verformtes Gitter aus Bambus- Leimbolzbindern, zusammengefügt mit einem speziellen Beschlag, der neben den erforderlichen Winkelverbindern noch über eine Photovoltaikhalterung verfügt, ergeben eine halboffene, halbtransparente Dachhaut. Die erwähnte Halterung funktioniert wie ein umgedrehter Bürostuhl: Dort wo sich die Sitzfläche befindet, ist ein Teller platziert auf dem die erwähnten vier Winkelbeschlägen geschweißt sind. Von diesem Teller geht ein rd. 20 cm langes Rohr ab an dem wiederum vier etwa 30 cm lange Stahllaschen sitzen - die "Bürostuhlfüße". Dort wo deren Rollen sitzen, ist ein quadratisches, rd. 50 x 50 cm großes Photovoltaikpaneel eingeclipst.
Bemerkenswert ist die Ausführung des Daches. Ein verformtes Gitter aus Bambus- Leimbolzbindern, zusammengefügt mit einem speziellen Beschlag, der neben den erforderlichen Winkelverbindern noch über eine Photovoltaikhalterung verfügt, ergeben eine halboffene, halbtransparente Dachhaut. Die erwähnte Halterung funktioniert wie ein umgedrehter Bürostuhl: Dort wo sich die Sitzfläche befindet, ist ein Teller platziert auf dem die erwähnten vier Winkelbeschlägen geschweißt sind. Von diesem Teller geht ein rd. 20 cm langes Rohr ab an dem wiederum vier etwa 30 cm lange Stahllaschen sitzen - die "Bürostuhlfüße". Dort wo deren Rollen sitzen, ist ein quadratisches, rd. 50 x 50 cm großes Photovoltaikpaneel eingeclipst.
Halbtransparente Photovoltaik Das besondere an diesen Paneelen ist, dass die Strom produzierenden Photozellen, hier nicht in blickdichte Tafeln integriert sind, sondern auf unkaschierte Glasscheiben geklebt und damit durchsichtig sind. Die Elemente erzeugen so nicht nur Strom, sondern auch einen Halbschatten, der an einen Blätterwald erinnert. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die halboffene Anlage des Daches: Die großen Abstände zwischen den einzelnen Solarpaneelen waren nie auf eine Regendichtheit angelegt. Wie bei einem natürlichen Blätterdach sammeln sich die ersten Regenspritzer auf der Dachhaut, tropfen aber irgendwann durch. Insofern wird dieser Pavillon zurecht als Gewächshaus genutzt. Die Pflanzen unter diesem Dach gedeihen gut, sie erhalten auf natürliche Weise Wasser, ausreichend Sonne. Dennoch ist es etwas wärmer und windgeschützter als in einem echten Freiraum.
Gestern und Heute Der Bau besitzt in seinem Entwurfsgedanken eine subtile Nähe zur Akademie Mont Cenis in Herne- Sodingen. Dieser Bau entstand vor 20 Jahren im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) "Emscherpark". Das von dem französischen Architekturbüro Jourda und Perraudin zusammen mit dem deutschen Architekten Manfred Hegger mehr als fußballfeldgroße Hallengebäude ist eine Haus-in- Haus- Architektur. Kleinere Gebäudevolumen wurden unter einem großen - hier jedoch ebenen - Glasdach platziert, das aus zahllosen, halbtransparenten Photovoltaikelementen besteht. Lange Jahre war dies die größte gebäudeintegrierte Photovoltaikanlage Deutschlands, die zudem autark den Gebäudeenergiebedarf der Akademie sicherstellte. Bestärkt durch die hölzernen Rundstützen in Baumstammdimension, die das rd. 15 m hohe Glasflachdach tragen, fühlt man sich als Besucher dort wie in einem lichten Laubwald. Hier wurden schon 1998 die raumbildnerischen Möglichkeiten halbtransparenter PV- Elemente aufgezeigt. Im neuen Jahrtausend startete ein harter Preiskampf, ästhetische Sonderlösungen interessierten nicht mehr und das blickdichte Standardpaneel aus Fernost rollte den Markt auf. Nun hat China das halbtransparente Modul entdeckt. Vielleicht eine neue Hoffnung für die Architektur.
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/living-garden-pavillon-in-peking-energiegewinn-mit-halbschatten-33094
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/living-garden-pavillon-in-peking-energiegewinn-mit-halbschatten-33094