Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Erweiterung Folkwang Museum
Typ:
Kunstmuseum
Ort:
Essen [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
David Chipperfield 🔗, London
Materialien:
Beton, Glas, Stahl
Publiziert:
Beton Bauteile 2011-b
Seiten:
20 - 21
Inhalt:
Ein Gespräch mit Alexander Schwarz, David Chipperfield Architects
Interview mit Fertigteilfans
Das international bekannte Architekturbüro von David Chipperfield verwendete in seinen drei jüngst fertig gestellten Projekten, die im nachfolgenden eingehend vorgestellt werden, Betonfertigteile. Diese finden sich überdies vorwiegend an prominenten Stellen im Gebäude. Der Design Director der Berliner Büroniederlassung, Alexander Schwarz, verriet uns, ob dies ein Zufall war, oder ob dies mit Bedacht geschehen ist.
Sowohl bei dem Neuen Museum, dem Folkwang Museum wie auch bei dem Kaufhaus Tyrol wurden Betonfertigteile eingesetzt. Da überdies alle drei Projekte relativ zeitnah zueinander fertig gestellt wurden, fällt deren Einsatz besonders auf. Tatsächlich setzt Ihr Architekturbüro vielmehr als jedes andere auf der Welt auf diese Konstruktionsform. Was ist der Grund dieser Präferenz?
Die Fertigstellungen fielen eher zufällig zusammen. Unser Interesse entstand primär bei dem Neuen Museum in Berlin. Hier hatten wir einen Planungsvorlauf von annähernd 10 Jahren. Es ging uns darum eine zeitgenössische Ausführungsqualität zu finden, die mithalten konnte mit der hohen handwerklichen Qualität des 19. Jhd. – der Zeit, in dem der Bau ursprünglich entstanden ist. Betonfertigteile erschienen uns da als eine passende Antwort. Wir haben sehr viel Forschungsarbeit betrieben, um die aktuelle Technologie an ihre Grenzen zu bringen, auch in Bezug auf die Größe und die Präzision. Dort gibt es Elemente von bis zu 10 m auf 4 m, wir haben nur 5 mm breite Fugen und eine Toleranz von +/- 1 mm. Aus dieser Erfahrung haben wir das Thema für andere Bauten weiter entwickelt.
Die Fertigstellungen fielen eher zufällig zusammen. Unser Interesse entstand primär bei dem Neuen Museum in Berlin. Hier hatten wir einen Planungsvorlauf von annähernd 10 Jahren. Es ging uns darum eine zeitgenössische Ausführungsqualität zu finden, die mithalten konnte mit der hohen handwerklichen Qualität des 19. Jhd. – der Zeit, in dem der Bau ursprünglich entstanden ist. Betonfertigteile erschienen uns da als eine passende Antwort. Wir haben sehr viel Forschungsarbeit betrieben, um die aktuelle Technologie an ihre Grenzen zu bringen, auch in Bezug auf die Größe und die Präzision. Dort gibt es Elemente von bis zu 10 m auf 4 m, wir haben nur 5 mm breite Fugen und eine Toleranz von +/- 1 mm. Aus dieser Erfahrung haben wir das Thema für andere Bauten weiter entwickelt.
Fiel die Wahl auf Betonfertigteile eher aus technischen Gründen, aus logistischen oder aus formalen Erwägungen?
Logistische Erwägungen haben gar nicht so sehr im Vordergrund gestanden. Unser Hauptaugenmerk lag vielmehr auf der garantierten Qualität. Wir wollten in Hinblick auf die spätere Nutzung eine Rohbauqualität erreichen, die der eines Ausbaus entspricht. Wichtig war uns zudem ein formaler Aspekt: Die Fügung der Teile hat eine tektonische Sprache. Aus der Tatsache, dass die Teile aufeinander gestapelt sind, ergibt sich für uns ein architektonisches Thema, das uns gerade beim Neuen Museum besonders interessiert hat.
Wie ist das etwa beim Kaufhaus Tyrol abzulesen?
Beim Kaufhaus Tyrol in Innsbruck gibt es die tragenden vertikalen Teile und die horizontalen Elemente, die darauf liegen. Das ist ein archetypisches Architekturthema, das ja auch schon bei den griechischen Tempeln vorkommt: Ein Architrav liegt massig auf den Säulen. Dort sind die einzelnen Teile, die »Lasten« und die Teile, die »Tragen« deutlich ablesbar zueinander gefügt. Die Tatsache, dass es Fugen gibt, erzwingt eine tektonische Aussage.
Sehen Sie Betonfertigteile auch zukünftig als ein bevorzugtes Material an, um Ihre Vorstellungen von Architektur umzusetzen?
Ja, auf jeden Fall. Wir wollen gerne mit dem Thema weitermachen. Wir sind der Meinung, man ist da überhaupt noch nicht ans Ende gekommen.
Haben Sie da schon konkrete Ideen für ein zukünftiges Arbeiten mit Betonfertigteilen?
Was wir auf jeden Fall interessant finden, ist die faserbewehrte Betontechnologie, wodurch die Bauteile sehr viel dünner und leichter werden. Spannend finden wir es in diesem Zusammenhang, die Elemente in hängenden Fassadenkonstruktionen einzusetzen. Und natürlich auch das Erstellen unterschiedlicher Oberflächenqualitäten. Beton ist quasi ein designtes Material, bei dem die Zuschlagstoffe frei wählbar sind. Dadurch hat man praktisch die Möglichkeit, sein »eigenes« Material zu erfinden. Der Ansatz ist vielleicht ein wenig vergleichbar mit dem Schönheitsempfinden der Barockzeit. Stuckmarmor galt damals als vornehmer, als echter Marmor. Der künstliche Marmor war attraktiver, da er nach eigenen ästhetischen Vorstellungen entworfen werden konnte.
Sehr geehrter Herr Schwarz, wir danken für das Gespräch.
Design Director Alexander Schwarz sprach mit Robert Mehl, Aachen
Design Director Alexander Schwarz sprach mit Robert Mehl, Aachen