Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Emerson-Copeland Europa-Hauptverwaltung
Typ:
Büro- / Verwaltungsgebäude
Ort:
Aachen [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Nellessen Brasse Partner 🔗, Aachen-Roetgen
Materialien:
Beton, Betonfertigteile
Publiziert:
BFT 07/2006
Seiten:
4 - 6
Inhalt:
Bürohaus in Aachen
Understatement in Fertigteilen
Eine zukunftsweisende, offene und kommunikative Architektur wünschten sich die Bauherren. Die typischen Lösungen aus Stahl und Glas lehnte man aber als wenig zeitlos ab. Die Antwort lautete: Fertigteile
Der Bau ist das europäische Hauptquartier der Firma Emerson Climate Technologies, eines weltweit führenden Unternehmens im Bereich der Klimatechnik. Der neue Firmensitz sollte mit seiner architektonischen Formensprache die Firmenphilosophie des Unternehmens in einer sinnfälligen Art und Weise umsetzen: Zukunftsorientiert, offen und kommunikativ - nach innen wie nach außen.
Dabei empfand man die sonst so gebräuchliche Lösung in Form einer vorgehängten Fassade aus Stahlpaneelen als zu wenig zeitlos. Denn auch die Anmutung einer Nachhaltigkeit sollte durch das Bauwerk transportiert werden.
Die Lösung ist nunmehr eine hybride Konstruktion aus Fertigteilen und Ortbeton, deren Ausführung allein schon die Bezeichnung "innovativ" erhalten muss. Die Fassade des Gebäudes besteht aus tragenden Sichtbetonfertigteilen, die im Bereich der Büros in einer Sandwichkonstruktion ausgeführt worden sind. Sie enthalten eine 16 cm starke, werkseitig eingebrachte Polystyroldämmung. Die Ausführung des thermisch getrennten und unbeheizten Fluchttreppenhauses erfolgte aus statischen Gründen aus massiven Betonelementen.
Der Charakter des Gebäudes wird von der Straßenseite durch die rahmenartig umlaufenden Putzbalkone geprägt. Sie vermitteln den Eindruck, als ob die Deckenplatten der einzelnen Geschosse die Fassade durchdringen würden. Tatsächlich wird dieser Eindruck formal angestrebt, jedoch aus thermischen Gründen verständlicherweise nicht umgesetzt. Vielmehr bestehen die vorkragenden Elemente aus Fertigteilen die mittels Schöck- Isokörben an den tragenden Bauteilen befestigt worden sind. Die Korbkonstruktion selber wird geschickt durch eine Glasfassade verdeckt, welche in derselben senkrechten Ebene liegt.
Auf die tragenden Fassadenbauteile wurden die Decken in Ortbeton aufbetoniert. Zum Einsatz kam dabei das Sky- Deck- System der Firma Peri, das ein schnelles Ausschalen der Deckenflächen unter gleichzeitigem Erhalt der stützenden Komponente einer Schalungsunterkonstruktion gestattet. Die so geschaffene Sichtbetonoptik harmoniert sehr gut mit denen der Fertigteile.
Außer den Decken und einigen Rundstützen, die aufgrund der hohen statischen Anforderungen nicht wirtschaftlich vorproduziert werden konnten, entstanden alle anderen Betonelemente in dem Fertigteilwerk der Firma Nessler- Grünzig in Aachen. Dazu gehören auch der Fahrstuhlschacht, die beiden Versorgungsschächte für die digitale Haustechnik, die Wandscheibe mit dem Firmenschild sowie die Treppenelemente. Während es bei den Stufen vor allem darauf ankam, eine möglichst homogene, porenfreie Oberfläche zu erzeugen, war die zusätzliche Anforderung bei den horizontalen Tragbalken, diese für das statische Gefüge des Treppenhauses zu nutzen. Nunmehr dienen sie der wechselseitigen Aussteifung der ansonsten frei stehenden fast 12 m hohen Wandelemente. Die Tragbalken wurden im Werk zunächst mit einem U-förmigen Querschnitt hergestellt und auch so in das Gebäude montiert. Anschließend wurden in der durchlaufenden Vertiefung L-förmige Armierungseisen verlegt. Schließlich wurde die gesamte Aussparung mit Ortbeton bis zur Oberkante vergossen. Das Metall verbindet nunmehr biegesteif die Balkenkonstruktion mit den Wandelementen. Der Verguss bleibt jedoch unsichtbar, da die Tragbalken abschließend mit Fertigteilplatten belegt worden sind.
Das Gebäude befindet sich am Rand eines Technologieparks im Übergang von den urbanen Ausläufern der Stadt Aachen in das hügelige, landwirtschaftlich geprägte Vorland der Eifel. Insbesondere das Treppenhaus gibt einen beeindruckenden Ausblick auf die sanften Erhebungen und die grüne Natur frei. Neben dem Sichtbeton kennzeichnet eine vornehme Schlichtheit die innere Gestaltung des Bauwerkes. Materialien wie Metall, Glas und Holz treten dezent in den Hintergrund und geben den Blick frei für das Wesentliche: Die Natur als Perspektive und den Menschen in seinem Büro.
Robert Mehl, Aachen
Dabei empfand man die sonst so gebräuchliche Lösung in Form einer vorgehängten Fassade aus Stahlpaneelen als zu wenig zeitlos. Denn auch die Anmutung einer Nachhaltigkeit sollte durch das Bauwerk transportiert werden.
Die Lösung ist nunmehr eine hybride Konstruktion aus Fertigteilen und Ortbeton, deren Ausführung allein schon die Bezeichnung "innovativ" erhalten muss. Die Fassade des Gebäudes besteht aus tragenden Sichtbetonfertigteilen, die im Bereich der Büros in einer Sandwichkonstruktion ausgeführt worden sind. Sie enthalten eine 16 cm starke, werkseitig eingebrachte Polystyroldämmung. Die Ausführung des thermisch getrennten und unbeheizten Fluchttreppenhauses erfolgte aus statischen Gründen aus massiven Betonelementen.
Der Charakter des Gebäudes wird von der Straßenseite durch die rahmenartig umlaufenden Putzbalkone geprägt. Sie vermitteln den Eindruck, als ob die Deckenplatten der einzelnen Geschosse die Fassade durchdringen würden. Tatsächlich wird dieser Eindruck formal angestrebt, jedoch aus thermischen Gründen verständlicherweise nicht umgesetzt. Vielmehr bestehen die vorkragenden Elemente aus Fertigteilen die mittels Schöck- Isokörben an den tragenden Bauteilen befestigt worden sind. Die Korbkonstruktion selber wird geschickt durch eine Glasfassade verdeckt, welche in derselben senkrechten Ebene liegt.
Auf die tragenden Fassadenbauteile wurden die Decken in Ortbeton aufbetoniert. Zum Einsatz kam dabei das Sky- Deck- System der Firma Peri, das ein schnelles Ausschalen der Deckenflächen unter gleichzeitigem Erhalt der stützenden Komponente einer Schalungsunterkonstruktion gestattet. Die so geschaffene Sichtbetonoptik harmoniert sehr gut mit denen der Fertigteile.
Außer den Decken und einigen Rundstützen, die aufgrund der hohen statischen Anforderungen nicht wirtschaftlich vorproduziert werden konnten, entstanden alle anderen Betonelemente in dem Fertigteilwerk der Firma Nessler- Grünzig in Aachen. Dazu gehören auch der Fahrstuhlschacht, die beiden Versorgungsschächte für die digitale Haustechnik, die Wandscheibe mit dem Firmenschild sowie die Treppenelemente. Während es bei den Stufen vor allem darauf ankam, eine möglichst homogene, porenfreie Oberfläche zu erzeugen, war die zusätzliche Anforderung bei den horizontalen Tragbalken, diese für das statische Gefüge des Treppenhauses zu nutzen. Nunmehr dienen sie der wechselseitigen Aussteifung der ansonsten frei stehenden fast 12 m hohen Wandelemente. Die Tragbalken wurden im Werk zunächst mit einem U-förmigen Querschnitt hergestellt und auch so in das Gebäude montiert. Anschließend wurden in der durchlaufenden Vertiefung L-förmige Armierungseisen verlegt. Schließlich wurde die gesamte Aussparung mit Ortbeton bis zur Oberkante vergossen. Das Metall verbindet nunmehr biegesteif die Balkenkonstruktion mit den Wandelementen. Der Verguss bleibt jedoch unsichtbar, da die Tragbalken abschließend mit Fertigteilplatten belegt worden sind.
Das Gebäude befindet sich am Rand eines Technologieparks im Übergang von den urbanen Ausläufern der Stadt Aachen in das hügelige, landwirtschaftlich geprägte Vorland der Eifel. Insbesondere das Treppenhaus gibt einen beeindruckenden Ausblick auf die sanften Erhebungen und die grüne Natur frei. Neben dem Sichtbeton kennzeichnet eine vornehme Schlichtheit die innere Gestaltung des Bauwerkes. Materialien wie Metall, Glas und Holz treten dezent in den Hintergrund und geben den Blick frei für das Wesentliche: Die Natur als Perspektive und den Menschen in seinem Büro.
Robert Mehl, Aachen