Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Aerial Walkway
Typ:
Terminalverbindungsbrücke
Ort:
Sea-Tac Airport, Seattle [Satellit]
Staat:
USA
Architekt:
SOM 🔗, New York
Materialien:
Stahl, Glas
Publiziert:
structure 10.03.2020
Seiten:
online
Inhalt:
Aerial Walkway des Sea- Tac Airport, Seattle
Brücke mit Entasis
Am Sea- Tac- Flughafen bei Seattle wird derzeit das östliche Satellitenterminal mit einer fußläufigen Brücke an das Hauptgebäude angeschlossen. Diese Verbindung liegt so hoch, dass eine Boeing 747 darunter durchfahren kann.
„Sea- Tac“ ist eine Wortverschmelzung aus „Seattle- Tacoma“ und verweist darauf, dass der Flugplatz zwischen diesen beiden Hafenstädten am Puget Sound im US- Bundesstaat Washington liegt. Ebenfalls nicht unbedeutend dürfte sein, dass das große Werk des Flugzeugherstellers Boeing kaum 10 km von ihm entfernt ist. Insofern nimmt es nicht wunder, dass anstehende Airportarbeiten selbstverständlich auf dessen Modellreihen abgestimmt sind und die größte Boeing- Maschine, das Modell 747-8, natürlich den neuen Aerial Walkway unterfahren kann. Entsprechend beachtlich sind dessen Dimensionen: Die lichte Durchfahrtshöhe beträgt 80 Fuß (24,38 m) und der eigentliche Brückenkörper erstreckt sich über eine Spannweite von 650 Fuß (198,11 m).
Im Jahr 2015 wurde ein Konsortium bestehend aus den beiden amerikanischen Architekturbüros Skidmore, Owings & Merrill (SOM) und Miller Hull Partnership zusammen mit der Baufirma Clark Construction Group ausgewählt, um die bestehende International Arrivals Facility (IAF) des Sea- Tac zu sanieren und zu erweitern. Zur Kapazitätsverdopplung der internationalen Flüge wurde die Anzahl der Gates von 12 auf 20 erhöht, die der Check-in- Schalter von 30 auf 80 und die Anzahl der Gepäckbandanlagen von vier auf sieben. Die neue Mehrebenenanlage feierte im Dezember 2018 ihr Richtfest.
Teil dieser Erweiterung ist besagter Aerial Walkway, eine fußläufige Anbindung des separaten Abfertigungsgebäudes. Mit dessen Tragwerksplanung beauftragt war das Stuttgarter Ingenieurbüro schlaich bergermann partner (sbp). Die Anordnung der zugehörigen Rolltreppen und Aufzugsschächte sowie deren barrierefreie Anbindung ergab die realisierte Geometrie eines auf der Spitze stehenden Dreiecks als Brückenköpfe. Die Druckkräfte werden dabei über geneigte Stützen abgeleitet, die seitlich des Rolltreppenkastens angeordnet sind. Dieses Entwurfskonzept erlaubte eine Vorfertigung des mittleren Brückenabschnitts außerhalb des Rollfeldes. Fertig vormontiert wurde die knapp 200 m lange „Röhre“ per Schwertransport unterhalb ihrer künftigen Position platziert. Danach zog man diese mit auf den Brückenköpfen temporär montierten Winden an Stahlseilen nach oben. So konnten die Störung des Flugbetriebs und die Schließung des entsprechenden Rollfeldbereiches auf lediglich sieben Tage beschränkt werden. Auch nach dem „Brückenlift“ halten die geneigten Brückenauflager das Mittelstück wie Kranausleger querkraftmomentfrei in seiner Position. Halt gegeben wird diesen durch jeweils vier 140 mm starke, rückwärtige Zugseile, die vertikal im Untergrund verankert sind. Der Brückenkörper besteht aus einem oberen und einem unteren Stahlhohlkasten mit Seitenarmen. Dabei weist jedoch – anders als etwa bei Autobahnbrücken – die breite Fläche des Obergurts nach unten, da er im Deckenbereich des künftigen Skywalks angeordnet ist. Vertikal verbunden sind beide Tragelemente mit 115 mm starken Stahlstangen. Sie dienen der Lastverteilung auf den Obergurt, wodurch der Querschnitt des unteren Hohlkastens reduziert werden konnte.
Den Brückenfußboden bildet eine orthotrope (biegesteife) Stahl- Beton- Platte, die zusätzlich alle 10 Fuß (3,00 m) von Stahlquerträgern unterfangen wird. Im gleichen Rhythmus gehen seitliche Diagonalausleger zu den auskragenden Seitenflächen ab. Im Bereich des Deckenträgers auftretende Querkräfte werden durch horizontale Diagonalstreben im Abstand von 20 Fuß (6,00 m) aufgenommen. Zu ihrer Mitte hin nimmt die Brückenbreite von 20 Fuß (6,00 m) auf 38 Fuß (11,58 m) zu. Ähnlich einer griechischen Säule besitzt der Brückenkörper eine Bauchung, eine Entasis. Statisch entsteht so aus einem linearen Körper ein konusartiges Raumtragwerk, dem eine zusätzliche Steifheit immanent ist. Um ein von Seitenwind ausgelöstes Schwingen der Brücke zu mindern, sind in Brückenmitte entsprechende Dämpfer vorgesehen. Schließlich ist der Ort der berühmten „Tacoma Bay Bridge Collapse“, das Pflichtvideo einer jeden Statikvorlesung, ebenfalls nicht weit entfernt.
https://www.youtube.com/watch?v=XggxeuFDaDU“
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/aerial-walkway-sea-tac-airport-bei-seattle-35343
Im Jahr 2015 wurde ein Konsortium bestehend aus den beiden amerikanischen Architekturbüros Skidmore, Owings & Merrill (SOM) und Miller Hull Partnership zusammen mit der Baufirma Clark Construction Group ausgewählt, um die bestehende International Arrivals Facility (IAF) des Sea- Tac zu sanieren und zu erweitern. Zur Kapazitätsverdopplung der internationalen Flüge wurde die Anzahl der Gates von 12 auf 20 erhöht, die der Check-in- Schalter von 30 auf 80 und die Anzahl der Gepäckbandanlagen von vier auf sieben. Die neue Mehrebenenanlage feierte im Dezember 2018 ihr Richtfest.
Teil dieser Erweiterung ist besagter Aerial Walkway, eine fußläufige Anbindung des separaten Abfertigungsgebäudes. Mit dessen Tragwerksplanung beauftragt war das Stuttgarter Ingenieurbüro schlaich bergermann partner (sbp). Die Anordnung der zugehörigen Rolltreppen und Aufzugsschächte sowie deren barrierefreie Anbindung ergab die realisierte Geometrie eines auf der Spitze stehenden Dreiecks als Brückenköpfe. Die Druckkräfte werden dabei über geneigte Stützen abgeleitet, die seitlich des Rolltreppenkastens angeordnet sind. Dieses Entwurfskonzept erlaubte eine Vorfertigung des mittleren Brückenabschnitts außerhalb des Rollfeldes. Fertig vormontiert wurde die knapp 200 m lange „Röhre“ per Schwertransport unterhalb ihrer künftigen Position platziert. Danach zog man diese mit auf den Brückenköpfen temporär montierten Winden an Stahlseilen nach oben. So konnten die Störung des Flugbetriebs und die Schließung des entsprechenden Rollfeldbereiches auf lediglich sieben Tage beschränkt werden. Auch nach dem „Brückenlift“ halten die geneigten Brückenauflager das Mittelstück wie Kranausleger querkraftmomentfrei in seiner Position. Halt gegeben wird diesen durch jeweils vier 140 mm starke, rückwärtige Zugseile, die vertikal im Untergrund verankert sind. Der Brückenkörper besteht aus einem oberen und einem unteren Stahlhohlkasten mit Seitenarmen. Dabei weist jedoch – anders als etwa bei Autobahnbrücken – die breite Fläche des Obergurts nach unten, da er im Deckenbereich des künftigen Skywalks angeordnet ist. Vertikal verbunden sind beide Tragelemente mit 115 mm starken Stahlstangen. Sie dienen der Lastverteilung auf den Obergurt, wodurch der Querschnitt des unteren Hohlkastens reduziert werden konnte.
Den Brückenfußboden bildet eine orthotrope (biegesteife) Stahl- Beton- Platte, die zusätzlich alle 10 Fuß (3,00 m) von Stahlquerträgern unterfangen wird. Im gleichen Rhythmus gehen seitliche Diagonalausleger zu den auskragenden Seitenflächen ab. Im Bereich des Deckenträgers auftretende Querkräfte werden durch horizontale Diagonalstreben im Abstand von 20 Fuß (6,00 m) aufgenommen. Zu ihrer Mitte hin nimmt die Brückenbreite von 20 Fuß (6,00 m) auf 38 Fuß (11,58 m) zu. Ähnlich einer griechischen Säule besitzt der Brückenkörper eine Bauchung, eine Entasis. Statisch entsteht so aus einem linearen Körper ein konusartiges Raumtragwerk, dem eine zusätzliche Steifheit immanent ist. Um ein von Seitenwind ausgelöstes Schwingen der Brücke zu mindern, sind in Brückenmitte entsprechende Dämpfer vorgesehen. Schließlich ist der Ort der berühmten „Tacoma Bay Bridge Collapse“, das Pflichtvideo einer jeden Statikvorlesung, ebenfalls nicht weit entfernt.
https://www.youtube.com/watch?v=XggxeuFDaDU“
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/aerial-walkway-sea-tac-airport-bei-seattle-35343