Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Yeoju Golf Resort
Typ:
Golfhotel
Ort:
Yeoju [Satellit]
Staat:
Süd Korea
Architekt:
Shigeru Ban 🔗 Tokio
Materialien:
Holz, Kunststoff
Publiziert:
DBZ 05/2010
Seiten:
10
Inhalt:
Metz reloaded
Shigeru Ban auch in Südkorea: Yeoju Golf Resort
Es ist, als hätte sich ein Kreis geschlossen: Die formale Idee des Centre Pompidou in Metz war ein chinesischer Strohhut. Dessen Webmuster wurde zum Basismodul der frei geformten Dachkonstruktion der lothringischen Museumsdependance des Pariser Stammhauses. Nun hat der Architekt Shigeru Ban mit dem Dach des Klubhauses des Yeoju Golf Resort in Südkorea eine zweite Holzkonstruktion geschaffen, die sich aus einem identischen Entwurfansatz generiert, allerdings konsequent weiter entwickelt. Konstruktiv findet das Centre Pompidou von Metz in Yeoju seine Vollendung; oder: Der chinesische Strohhut ist nach Asien heimgekehrt.
Während bei der Variante von Metz noch die sechs vorhandenen Ebenen des Holztragwerkes deutlich wie ein echtes Flechtwerk übereinander liegen, sind es in Yeoju nur fünf. Diese sind jedoch so ineinander verschränkt, dass sie optisch nur noch wie eine einzige Ebene wirken. Das Dach besteht aus einem regelmäßigen Raster, das in fünf verschiedene Typen zerlegt werden konnte und dessen Elementgröße jeweils 9 x 9 m beträgt. Die jeweilige Länge der Durchlaufträger wird durch dieses Raster ebenfalls definiert, da die Träger immer an den Feldgrenzen enden. In Metz war es „nur“ notwendig, die bis zu 85 m langen Brettschichthölzer jeweils einzeln passgenau zu verformen und zu verwinden, um diese dann mit entsprechenden Anschlussdollen exakt übereinander zu positionieren. In Yeoju konnte die Detaillösung von Metz nicht eingesetzt werden, da hier die optische Wirkung von nur einer Tragwerksebene Ebene erzielt werden sollte. So mussten die Durchlaufträger, die sich auch hier kreuzen und dabei die markanten Dreiecke in der Dachfläche formen, an diesen Knotenpunkten winkelgenau ausgefräst werden. Für diese Kreuzblattverbindungen musste die Fräse in fünf Achsen geführt werden. Zusätzlich war eine exakte Ausführung jeweiligen Stirnflächen an den Feldgrenzen gefordert. Also an den Kanten, wo die einzelnen 9 x 9 m Elementen aneinander stoßen. Denn auch hier sollte ja keine offene Fuge klaffen. Beachtlich ist dabei, dass das Tragwerk der mit opakem Kunststoff bedeckten Witterungshülle aus knapp 7000 Knotenpunkten besteht. Dies vor dem Hintergrund, dass in Metz die Dachkonstruktion 7500 qm überspannt und es in Yeoju nur 2500 qm sind; also ein Drittel davon.
Aufgrund seiner symmetrischeren Geometrie konnte in Yeoju das Tragwerk allerdings sehr rational ausgeführt werden: 21 Stützen tragen prinzipiell eine regelmäßige Ebene. Allerdings mit der Besonderheit, dass die baumartig ausgebildeten Stützen direkt in das Dachgeflecht übergehen und so letztendlich von oben jeweils wie ein Strudel erscheinen.
Gefertigt werden konnten sowohl der Entwurf von Metz wie von Yeoju nur durch eine funktionierende digitale Planungs- und Produktionskette CAD – CAE (Computer Aided Engineering) – CAM (Computer Aided Manufacturing). Denn leider können Hersteller und Baufirmen die von den Architekten generierten Freiformen (Fachbegriffe: Splines und NURBS) auch nur ansatzweise für Fertigungsprozesse oder gar für Stücklisten verwenden, geschweige denn einfach umrechnen. Dementsprechend wurden sowohl Metz wie auch Yeoju von einem identischen Planungskonsortium aus Ingenieuren, Geometrie- und Fertigungsspezialisten realisiert. Bis auf den Holzbauer, weil eine Firma allein das Material nicht für beide Projekte gleichzeitig hätten liefern können. Sich das Wunder in Südkorea anzuschauen wird nicht ganz leicht, spielen darf dort nur, wer eingeladen wird und eine Mio. € Eintrittsgebühr zahlt; Metz ist da günstiger zu haben.
Robert Mehl, Aachen
Während bei der Variante von Metz noch die sechs vorhandenen Ebenen des Holztragwerkes deutlich wie ein echtes Flechtwerk übereinander liegen, sind es in Yeoju nur fünf. Diese sind jedoch so ineinander verschränkt, dass sie optisch nur noch wie eine einzige Ebene wirken. Das Dach besteht aus einem regelmäßigen Raster, das in fünf verschiedene Typen zerlegt werden konnte und dessen Elementgröße jeweils 9 x 9 m beträgt. Die jeweilige Länge der Durchlaufträger wird durch dieses Raster ebenfalls definiert, da die Träger immer an den Feldgrenzen enden. In Metz war es „nur“ notwendig, die bis zu 85 m langen Brettschichthölzer jeweils einzeln passgenau zu verformen und zu verwinden, um diese dann mit entsprechenden Anschlussdollen exakt übereinander zu positionieren. In Yeoju konnte die Detaillösung von Metz nicht eingesetzt werden, da hier die optische Wirkung von nur einer Tragwerksebene Ebene erzielt werden sollte. So mussten die Durchlaufträger, die sich auch hier kreuzen und dabei die markanten Dreiecke in der Dachfläche formen, an diesen Knotenpunkten winkelgenau ausgefräst werden. Für diese Kreuzblattverbindungen musste die Fräse in fünf Achsen geführt werden. Zusätzlich war eine exakte Ausführung jeweiligen Stirnflächen an den Feldgrenzen gefordert. Also an den Kanten, wo die einzelnen 9 x 9 m Elementen aneinander stoßen. Denn auch hier sollte ja keine offene Fuge klaffen. Beachtlich ist dabei, dass das Tragwerk der mit opakem Kunststoff bedeckten Witterungshülle aus knapp 7000 Knotenpunkten besteht. Dies vor dem Hintergrund, dass in Metz die Dachkonstruktion 7500 qm überspannt und es in Yeoju nur 2500 qm sind; also ein Drittel davon.
Aufgrund seiner symmetrischeren Geometrie konnte in Yeoju das Tragwerk allerdings sehr rational ausgeführt werden: 21 Stützen tragen prinzipiell eine regelmäßige Ebene. Allerdings mit der Besonderheit, dass die baumartig ausgebildeten Stützen direkt in das Dachgeflecht übergehen und so letztendlich von oben jeweils wie ein Strudel erscheinen.
Gefertigt werden konnten sowohl der Entwurf von Metz wie von Yeoju nur durch eine funktionierende digitale Planungs- und Produktionskette CAD – CAE (Computer Aided Engineering) – CAM (Computer Aided Manufacturing). Denn leider können Hersteller und Baufirmen die von den Architekten generierten Freiformen (Fachbegriffe: Splines und NURBS) auch nur ansatzweise für Fertigungsprozesse oder gar für Stücklisten verwenden, geschweige denn einfach umrechnen. Dementsprechend wurden sowohl Metz wie auch Yeoju von einem identischen Planungskonsortium aus Ingenieuren, Geometrie- und Fertigungsspezialisten realisiert. Bis auf den Holzbauer, weil eine Firma allein das Material nicht für beide Projekte gleichzeitig hätten liefern können. Sich das Wunder in Südkorea anzuschauen wird nicht ganz leicht, spielen darf dort nur, wer eingeladen wird und eine Mio. € Eintrittsgebühr zahlt; Metz ist da günstiger zu haben.
Robert Mehl, Aachen