Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Corinthians Stadion
Typ:
Fußballstadion
Ort:
São Paulo [Satellit]
Staat:
Brasilien
Architekt:
CDC Arquitetos, Statik: Werner Sobek 🔗
Materialien:
Stahl, Glas, Betonfertigteile
Publiziert:
DBZ-Stadionheft 2014
Seiten:
18 - 23
Inhalt:
Corinthians- Stadion in São Paulo
Ins Netz gegangen
São Paulo besitzt gleich drei Vereine, die in der obersten brasilianischen Fußballliga spielen, einer davon sind die Corinthians. Unabhängig von der anstehenden Fußball- WM beschloss der Club 2011 ein neues Stadion auf seinem bisherigen Trainingsgelände im Vorortstadtteil Itaquera zu bauen. Die ausgesprochen industriell geprägte Stadt liegt auf einer flachen Hochebene, vielleicht 40 km vom Meer entfernt, am Fuße des sogenannten Brasilianischen Berglandes, einem bis zu 1 200 m hohen Mittelgebirge. Die neue Arena liegt gut erreichbar an einem großen Pendlerbahnhof und direkt an einer Stadtautobahn.
Markantes Dach
Die für die Errichtung des neuen Stadions verantwortlichen brasilianischen Architekten CDCA (Coutinho, Diegues, Cordeiro Arquitectos) beauftragten mit der Realisierung der 200 x 250 m großen und ausgesprochen flachen Dachscheibe das Stuttgarter Ingenieurbüro von Werner Sobek. Die Haupttribüne auf der Westseite besitzt drei Ränge, das gegenüberliegende Dach auf der Ostflanke derer zwei. Die beiden Tribünen vor Kopf weisen in der Version nach der WM nur einen Rang auf. Da das Stadion um die Tiefe des untersten Ranges schüsselartig eingegraben ist, schließen die Oberkanten dieser Kopfränge somit bündig mit dem Gelände ab. Für die Weltmeisterschaft wurden an den beiden Seiten noch zusätzliche temporäre Ränge errichtet, denen man die Zuschauerzahl von etwa 48 000 auf 65 807 erhöhte.
Während die Tribünengebäude „klassische“ Stahlbetongebäude in Skelettbauweise sind, besteht das minimal gewölbte Dach aus einem leichten Stahlflächentragwerk mit einer Spielfeldöffnung von 150 x 85 m. Die Architekten wünschten sich ein gleichmäßig starkes Tragwerk, für das die deutschen Ingenieure eine Höhe von 3,5 m ermittelten. Trotz seiner filigranen Konstruktion ist es jedoch geschlossen, seine Untersicht ist mit einer PTFE- Folie verkleidet und seine seitlichen Kanten sind mit Aluminiumblechen verblendet. Die eigentliche Dachhaut sind Trapezbleche, die zwischen Nebenträger ge spannt wurden und auf denen eine wasserführende Cladding liegt. Da das Dach ein fugenloses Tragwerk ist, ergeben sich bei einer Dachfläche von über 25 000 m² enorme temperaturbedingte Zwangskräfte, welche von horizontalen Gleitlagern kompensiert werden. Die Dachkonstruktion fällt von Westen nach Osten bei einer Spannweite von 171 m um etwa 10 m ab. Durch das abgesenkte Spielfeld liegen die Traufe und die entsprechenden Dachauflager rund 57 m über dem Grün. Die Haupttribüne selber ist gut 85 m tief.
Die für die Errichtung des neuen Stadions verantwortlichen brasilianischen Architekten CDCA (Coutinho, Diegues, Cordeiro Arquitectos) beauftragten mit der Realisierung der 200 x 250 m großen und ausgesprochen flachen Dachscheibe das Stuttgarter Ingenieurbüro von Werner Sobek. Die Haupttribüne auf der Westseite besitzt drei Ränge, das gegenüberliegende Dach auf der Ostflanke derer zwei. Die beiden Tribünen vor Kopf weisen in der Version nach der WM nur einen Rang auf. Da das Stadion um die Tiefe des untersten Ranges schüsselartig eingegraben ist, schließen die Oberkanten dieser Kopfränge somit bündig mit dem Gelände ab. Für die Weltmeisterschaft wurden an den beiden Seiten noch zusätzliche temporäre Ränge errichtet, denen man die Zuschauerzahl von etwa 48 000 auf 65 807 erhöhte.
Während die Tribünengebäude „klassische“ Stahlbetongebäude in Skelettbauweise sind, besteht das minimal gewölbte Dach aus einem leichten Stahlflächentragwerk mit einer Spielfeldöffnung von 150 x 85 m. Die Architekten wünschten sich ein gleichmäßig starkes Tragwerk, für das die deutschen Ingenieure eine Höhe von 3,5 m ermittelten. Trotz seiner filigranen Konstruktion ist es jedoch geschlossen, seine Untersicht ist mit einer PTFE- Folie verkleidet und seine seitlichen Kanten sind mit Aluminiumblechen verblendet. Die eigentliche Dachhaut sind Trapezbleche, die zwischen Nebenträger ge spannt wurden und auf denen eine wasserführende Cladding liegt. Da das Dach ein fugenloses Tragwerk ist, ergeben sich bei einer Dachfläche von über 25 000 m² enorme temperaturbedingte Zwangskräfte, welche von horizontalen Gleitlagern kompensiert werden. Die Dachkonstruktion fällt von Westen nach Osten bei einer Spannweite von 171 m um etwa 10 m ab. Durch das abgesenkte Spielfeld liegen die Traufe und die entsprechenden Dachauflager rund 57 m über dem Grün. Die Haupttribüne selber ist gut 85 m tief.
Gewölbte Westfassade
Der Besucher betritt das Stadion über die erwähnte Freitreppe auf der Westseite, vor der ein großflächiger Parkplatz angelegt ist. Er gelangt dann in ein 25 m hohes Atrium, das sich über die gesamte Längsseite des Hauptgebäudes, also über 220 m, erstreckt. Über Rampen, Aufzüge und Rolltreppen gelangt er von dort in die Obergeschosse mit den entsprechenden Tribünenzugängen, aber ebenso zu den VIP- Zonen, den Logen und natürlich zu den gastronomischen Bereichen. Äußerlich abgeschlossen wird dieses vorhallenartige Volumen durch eine gebäudehohe Fassadenfront aus weiß bedrucktem und damit schemenhaft opakem Glas. Augenfällig ist eine große, mittig angeordnete „Delle“ oberhalb des Haupteingangs. Diese Wölbung wollen die Architekten als eine Allegorie auf ein Tornetz verstanden wissen, in das gerade ein Fußball schlägt. Für dieses spezielle Detail wurde ein großer Teil der Tragkonstruktion eigens sphärisch gekrümmt und die erforderlichen Zuschnitte der einzelnen Glaspaneele wurden individuell mit einem CAD- Programm ermittelt. Auch wurden die entsprechenden Elemente werkmäßig vorgewölbt. Unter dem Hauptgebäude befindet sich in Ergänzung zu dem großen Parkareal eine dreigeschossige Tiefgarage, die sich über dessen gesamte Grundrissfläche erstreckt.
Zweifellos ist es der nationalen wirtschaftlichen Bedeutung von São Paulo geschuldet, dass das Eröffnungsspiel der WM hier stattfinden wird. Allerdings ist dieses Stadion, trotz seiner auf den ersten Blick eher ungewohnten Erscheinung, dafür ein mehr als würdiger Austragungsort.
Robert Mehl, Aachen
Der Besucher betritt das Stadion über die erwähnte Freitreppe auf der Westseite, vor der ein großflächiger Parkplatz angelegt ist. Er gelangt dann in ein 25 m hohes Atrium, das sich über die gesamte Längsseite des Hauptgebäudes, also über 220 m, erstreckt. Über Rampen, Aufzüge und Rolltreppen gelangt er von dort in die Obergeschosse mit den entsprechenden Tribünenzugängen, aber ebenso zu den VIP- Zonen, den Logen und natürlich zu den gastronomischen Bereichen. Äußerlich abgeschlossen wird dieses vorhallenartige Volumen durch eine gebäudehohe Fassadenfront aus weiß bedrucktem und damit schemenhaft opakem Glas. Augenfällig ist eine große, mittig angeordnete „Delle“ oberhalb des Haupteingangs. Diese Wölbung wollen die Architekten als eine Allegorie auf ein Tornetz verstanden wissen, in das gerade ein Fußball schlägt. Für dieses spezielle Detail wurde ein großer Teil der Tragkonstruktion eigens sphärisch gekrümmt und die erforderlichen Zuschnitte der einzelnen Glaspaneele wurden individuell mit einem CAD- Programm ermittelt. Auch wurden die entsprechenden Elemente werkmäßig vorgewölbt. Unter dem Hauptgebäude befindet sich in Ergänzung zu dem großen Parkareal eine dreigeschossige Tiefgarage, die sich über dessen gesamte Grundrissfläche erstreckt.
Zweifellos ist es der nationalen wirtschaftlichen Bedeutung von São Paulo geschuldet, dass das Eröffnungsspiel der WM hier stattfinden wird. Allerdings ist dieses Stadion, trotz seiner auf den ersten Blick eher ungewohnten Erscheinung, dafür ein mehr als würdiger Austragungsort.
Robert Mehl, Aachen