Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Max und Franz Bruno Frisch
Typ:
Biographie
Ort:
Zürich [Satellit]
Staat:
Schweiz
Architekt:
Materialien:
Scheidegger & Spiess 🔗(Verlag)
Publiziert:
baublatt 7/2024
Seiten:
28 - 31
Inhalt:
Buchbesprechung "Gebaute Beziehungen"
Opus Magnum
Petra Hagen Hodgson legt mit "Gebaute Beziehungen" eine umfassende Doppelmonographie zum architektonischen Schaffen des Schriftstellers und Architekten Max Frisch und dessen Vaters Franz Bruno Frisch vor.
Der Zauber dieses Buches versteckt sich in einer Fussnote: Die Autorin Petra Hagen Hodgson hat als junge Studentin der Germanistik und Kunstgeschichte in den 1980er Jahren den Schriftsteller und Architekten Max Frisch wiederholt persönlich getroffen und ihn zu seiner Architektur interviewt. Diese Gespräche bildeten die Grundlage ihrer Lizentiatsarbeit bei Prof. Stanislaus von Moos, denn Frischs planerisches Schaffen war damals von der Wissenschaft noch weitgehend unerforscht. Auch in dem 480-seitigen Werk "Gebaute Beziehungen – Max Frisch und Bruno Franz Frisch" bezieht sich Petra Hagen Hodgson immer wieder auf diese damals mit einer sperrigen Bandmaschine mitgeschnittenen Interviews. Die so erhobenen Aussagen von Max Frisch sollten auch die Grundlage ihrer Promotion bilden, zu der es aber seinerzeit nicht kam. In beeindruckender Beharrlichkeit verlor sie dieses Projekt aber nie aus den Augen und legt ihre Promotionsschrift in Form der vorliegenden Doppelmonograpie pünktlich zu ihrer Pensionierung an der ZHAW vor.
Bereits 1986 war ihr viel beachtetes Buch "Städtebau im Kreuzverhör – Max Frisch zum Städtebau der fünfziger Jahre" im damals neu gegründeten LIT- Verlag erschienen. Darin beschäftigt sie sich erstmals mit Frischs städtebaulichen Schriften wie "wir selber bauen unsre Stadt", "Der Laie und die Architektur" und vor allem "achtung: die Schweiz". Auch wenn Petra Hagen Hodgson selbst Frischs rückblickende Aussagen als vielfach geschönt bewertet, berühren diese in ihrer Unmittelbarkeit. So äussert sich Frisch ja auch zur Qualität der städtebaulichen Lehre während seines ETH- Studiums in den 1930er Jahren wie folgt: "Städtebau [...] war damals kein Lehrfach an der ETH, sondern – man darf es gar nicht sagen, wie das war – Städtebau hiess: Es wäre schön, wenn man hier einen Grünzug durchführen könnte usw., das war also rein geschmäcklerisch-ästhetisch" (S. 138).
Die intensive Auseinandersetzung mit dem architektonischen Werk von Max Frisch prägte nicht unerheblich Hagen Hodgson Werdegang. So lehrte sie ab 2007 an der ZHAW zum Thema Gartenstadt und leitete dort die Forschungsgruppe "Grün und Gesundheit". Dieses Thema findet sich auch bei Frisch wieder: Er hatte als Architekt der Garten- und Landschaftsplanung einen grossen Stellenwert eingeräumt – man denke hier nur an sein einziges grösseres Projekt: das Freibad Letzigraben in Zürich: Im vorgeschalteten Wettbewerb setzte sich der Entwurf seines jungen Büros eben wegen der Natureinbindung gegenüber den etablierten Architekten durch. Sicherlich steht die Anlage ob dieser Qualitäten und nicht wegen dem grossen Namen unter Denkmalschutz.
Bereits 1986 war ihr viel beachtetes Buch "Städtebau im Kreuzverhör – Max Frisch zum Städtebau der fünfziger Jahre" im damals neu gegründeten LIT- Verlag erschienen. Darin beschäftigt sie sich erstmals mit Frischs städtebaulichen Schriften wie "wir selber bauen unsre Stadt", "Der Laie und die Architektur" und vor allem "achtung: die Schweiz". Auch wenn Petra Hagen Hodgson selbst Frischs rückblickende Aussagen als vielfach geschönt bewertet, berühren diese in ihrer Unmittelbarkeit. So äussert sich Frisch ja auch zur Qualität der städtebaulichen Lehre während seines ETH- Studiums in den 1930er Jahren wie folgt: "Städtebau [...] war damals kein Lehrfach an der ETH, sondern – man darf es gar nicht sagen, wie das war – Städtebau hiess: Es wäre schön, wenn man hier einen Grünzug durchführen könnte usw., das war also rein geschmäcklerisch-ästhetisch" (S. 138).
Die intensive Auseinandersetzung mit dem architektonischen Werk von Max Frisch prägte nicht unerheblich Hagen Hodgson Werdegang. So lehrte sie ab 2007 an der ZHAW zum Thema Gartenstadt und leitete dort die Forschungsgruppe "Grün und Gesundheit". Dieses Thema findet sich auch bei Frisch wieder: Er hatte als Architekt der Garten- und Landschaftsplanung einen grossen Stellenwert eingeräumt – man denke hier nur an sein einziges grösseres Projekt: das Freibad Letzigraben in Zürich: Im vorgeschalteten Wettbewerb setzte sich der Entwurf seines jungen Büros eben wegen der Natureinbindung gegenüber den etablierten Architekten durch. Sicherlich steht die Anlage ob dieser Qualitäten und nicht wegen dem grossen Namen unter Denkmalschutz.
Vielfältige Beziehungen
Tatsächlich führt der Buchtitel "Gebaute Beziehungen – Max Frisch und Franz Bruno Frisch" latent in die irre, da sich Hagen Hodgson nicht nur mit der Vater- Sohn- Beziehung auseinandersetzt. Gut die Hälfte des Buchs versucht das architektonische Wesen von Max Frisch zu fassen. So untersucht das Kapitel "Vom genauen Hinschauen: Positionierungen, Einflüsse, Umbrüche" ausführlich die äusseren Faktoren, die Frisch architektonisch beeinflussten. Dem Umstand, dass Max Frisch sowohl Architektur als auch Städtebau als eine politische Aufgabe begriff, ist das gleichnamige Kapitel gewidmet. Ein weiteres Kapitel, das mit "Möglichkeitsbilder für die neue Stadt" betitelt ist, beschäftigt sich mit den von Frisch erkannten und formulierten urbanen Zielen. Darüber hinaus beleuchtet ein Kapitel das gegenseitige Durchdringen von Architektur und Literatur. Es ist mit dem ihm gewidmeten, bildhaft-konkreten Gedicht seines Freundes und Künstler Gottfried Honegger überschrieben:
Tatsächlich führt der Buchtitel "Gebaute Beziehungen – Max Frisch und Franz Bruno Frisch" latent in die irre, da sich Hagen Hodgson nicht nur mit der Vater- Sohn- Beziehung auseinandersetzt. Gut die Hälfte des Buchs versucht das architektonische Wesen von Max Frisch zu fassen. So untersucht das Kapitel "Vom genauen Hinschauen: Positionierungen, Einflüsse, Umbrüche" ausführlich die äusseren Faktoren, die Frisch architektonisch beeinflussten. Dem Umstand, dass Max Frisch sowohl Architektur als auch Städtebau als eine politische Aufgabe begriff, ist das gleichnamige Kapitel gewidmet. Ein weiteres Kapitel, das mit "Möglichkeitsbilder für die neue Stadt" betitelt ist, beschäftigt sich mit den von Frisch erkannten und formulierten urbanen Zielen. Darüber hinaus beleuchtet ein Kapitel das gegenseitige Durchdringen von Architektur und Literatur. Es ist mit dem ihm gewidmeten, bildhaft-konkreten Gedicht seines Freundes und Künstler Gottfried Honegger überschrieben:
"für Dich hat jedes Wort
sein Mass
sein Gewicht
seine Farbe
seinen Klang"
sein Mass
sein Gewicht
seine Farbe
seinen Klang"
Franz Bruno Frischs Werk
Max Frisch hat sein Verhältnis zu seinem Vater wiederholt als "Vakuum" bezeichnet. Auch hat er die Darstellung, dass dieser ein ehrgeiziger "Self-made- Man" war, der infolge einer mangelnden architektonischen Qualität 1932 erfolglos verstarb, durchaus mitgetragen. Unbeirrt dieser Aussagen weist Hagen Hodgson mit ihrem Werk aber überzeugend nach, dass weder das eine, noch das andere auf Franz Bruno Frisch (1871-1932) zutrifft. Hinsichtlich der persönlichen Beziehung verweist sie vorrangig darauf hin, dass Frisch- Junior sich überhaupt erst vier Jahre nach dem plötzlichen Vatertod aus freien Stücken zu einem Architekturstudium an der ETH Zürich entschloss. Er unternahm diesen Schritt bewusst, um einen "Brotberuf" zu erlernen, weil er der Meinung war, dass ihm der damals ausgeübte Journalistenberuf langfristig keine finanzielle Sicherheit bieten würde. Sicherlich geprägt hat ihn dabei das zeitlebens enge Verhältnis zu seiner Mutter Karolina Bettina (Lina genannt) Frisch (1875-1966). Sie entstammte einem grossbürgerlichen Haus und empfand ihr Dasein ob der späten Erfolglosigkeit ihres Ehemanns als nicht standesgemäss.
Im Gespräch mit der Autorin räumt Frisch jedoch ein, dass er die Tätigkeit seines Vaters durchaus mit positiven Erinnerungen verband. So erinnert er sich, dass er als kleiner Junge im väterlichen Büro etliche Zeit verbrachte und "dort basteln durfte" (S. 118). Für den Architektenberuf sprach nach Frisch auch, dass er wusste, wie es in so einem Büro zuging. Den Büroalltag konnte er sich durchaus plastisch räumlich ausmalen.
Richtig ist, dass Franz Bruno Frisch nie Architektur studiert hat, sondern 1890 als Bauzeichner in das angesehene Architekturbüro von Albert August Müller (1846-1912) eintrat. Schnell erwarb er sich dort Ansehen als kompetenter "Allrounder", dem zunehmend verantwortungsvollere Realisierungen übertragen wurden. Schon 1897 – also mit erst 26 Jahren – wurde ihm die Ausführungsplanung und die Bauleitung der Villa Sihlberg (heute bekannt als Schloss Sihlberg) übertragen. Neben weiteren, im damals angesagten Heimatstil errichteten Villenprojekten zeichnet er auch für den Badepavillon in Horgen verantwortlich, der zwischen 1899 und 1901 im Neu- Rokoko- Stil entstand.
Hagen Hodgson verweist auf die damals gängige Praxis, dass nicht-studierte Architekten Büros eröffneten. Auch kann sie nachvollziehen, dass Franz Bruno Frisch in Aussicht eines eigenen Auftrags – es war das Mehrfamilienhaus in der Gladbachstrasse 30 – sein Lehrbüro verlies. In der kurzen Blütezeit seines eigenen Büros zwischen 1909 und 1914 realisierte er neun (!) Bauprojekte. Hervorzuheben sind das Gemeindehaus in Hausen am Albis (1912), das Schulhaus Rifferswil (1913) sowie die Zürcher Einfamilienhauskolonie Rossbergstrasse 20-38 (1915). Von seinen insgesamt 13 Bauten (vier davon für das Büro Müller), wurden lediglich zwei abgerissen, neun davon stehen heute unter Denkmalschutz.
Franz Bruno Frischs Karriere endet jäh mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die Baubranche stand weitgehend still und nicht nur er erhielt keine Aufträge mehr. Er schwenkte pragmatisch um und versuchte als Makler zu überleben.
Max Frisch hat sein Verhältnis zu seinem Vater wiederholt als "Vakuum" bezeichnet. Auch hat er die Darstellung, dass dieser ein ehrgeiziger "Self-made- Man" war, der infolge einer mangelnden architektonischen Qualität 1932 erfolglos verstarb, durchaus mitgetragen. Unbeirrt dieser Aussagen weist Hagen Hodgson mit ihrem Werk aber überzeugend nach, dass weder das eine, noch das andere auf Franz Bruno Frisch (1871-1932) zutrifft. Hinsichtlich der persönlichen Beziehung verweist sie vorrangig darauf hin, dass Frisch- Junior sich überhaupt erst vier Jahre nach dem plötzlichen Vatertod aus freien Stücken zu einem Architekturstudium an der ETH Zürich entschloss. Er unternahm diesen Schritt bewusst, um einen "Brotberuf" zu erlernen, weil er der Meinung war, dass ihm der damals ausgeübte Journalistenberuf langfristig keine finanzielle Sicherheit bieten würde. Sicherlich geprägt hat ihn dabei das zeitlebens enge Verhältnis zu seiner Mutter Karolina Bettina (Lina genannt) Frisch (1875-1966). Sie entstammte einem grossbürgerlichen Haus und empfand ihr Dasein ob der späten Erfolglosigkeit ihres Ehemanns als nicht standesgemäss.
Im Gespräch mit der Autorin räumt Frisch jedoch ein, dass er die Tätigkeit seines Vaters durchaus mit positiven Erinnerungen verband. So erinnert er sich, dass er als kleiner Junge im väterlichen Büro etliche Zeit verbrachte und "dort basteln durfte" (S. 118). Für den Architektenberuf sprach nach Frisch auch, dass er wusste, wie es in so einem Büro zuging. Den Büroalltag konnte er sich durchaus plastisch räumlich ausmalen.
Richtig ist, dass Franz Bruno Frisch nie Architektur studiert hat, sondern 1890 als Bauzeichner in das angesehene Architekturbüro von Albert August Müller (1846-1912) eintrat. Schnell erwarb er sich dort Ansehen als kompetenter "Allrounder", dem zunehmend verantwortungsvollere Realisierungen übertragen wurden. Schon 1897 – also mit erst 26 Jahren – wurde ihm die Ausführungsplanung und die Bauleitung der Villa Sihlberg (heute bekannt als Schloss Sihlberg) übertragen. Neben weiteren, im damals angesagten Heimatstil errichteten Villenprojekten zeichnet er auch für den Badepavillon in Horgen verantwortlich, der zwischen 1899 und 1901 im Neu- Rokoko- Stil entstand.
Hagen Hodgson verweist auf die damals gängige Praxis, dass nicht-studierte Architekten Büros eröffneten. Auch kann sie nachvollziehen, dass Franz Bruno Frisch in Aussicht eines eigenen Auftrags – es war das Mehrfamilienhaus in der Gladbachstrasse 30 – sein Lehrbüro verlies. In der kurzen Blütezeit seines eigenen Büros zwischen 1909 und 1914 realisierte er neun (!) Bauprojekte. Hervorzuheben sind das Gemeindehaus in Hausen am Albis (1912), das Schulhaus Rifferswil (1913) sowie die Zürcher Einfamilienhauskolonie Rossbergstrasse 20-38 (1915). Von seinen insgesamt 13 Bauten (vier davon für das Büro Müller), wurden lediglich zwei abgerissen, neun davon stehen heute unter Denkmalschutz.
Franz Bruno Frischs Karriere endet jäh mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die Baubranche stand weitgehend still und nicht nur er erhielt keine Aufträge mehr. Er schwenkte pragmatisch um und versuchte als Makler zu überleben.
Max Frischs Werk
Gleichwohl Max Frisch architektonisches Schaffen erheblich geringer ausfiel, räumt die Autorin diesem erheblich mehr Raum ein. Freimütig bekennt sie, dass der Quellenstand – verfügbar über das an der ETH Zürich angesiedelte Max Frisch Archiv – hier ein ungleich besserer sei. Das Oeuvre von Max Frisch wird überragt von dem bereits erwähnten Freibad im Zürcher Letzigraben, dessen Ausführung sich kriegsbedingt von 1942 bis 1949 hinzog. Stilistisch hebt es sich deutlich von den anderen Realisationen Frischs ab. Es ist von einer Ästhetik geprägt, die den Stil der 1950er Jahre vorweggreift und zeichnet sich – wie eingangs erwähnt – durch eine sinnfällige Verschmelzung von Garten- und Landschaftsbau aus. Dominiert wird die Anlage von einem achteckigen Pavillon am höchsten Geländepunkt.
Daneben konnte Frisch noch vier Wohnhäuser realisieren, zwei (1941 und 1960) für seinen Bruder Franz (1903-1978), ferner ein kleineres Siedlerhaus in Bauma (1945) sowie ein grösseres Landhaus in Schaan/Liechtenstein. Zudem beteiligte er sich letztlich erfolglos an zahlreichen Architekturwettbewerben. Hervorzuheben ist der Wettbewerb zum Seebad Horgen von 1950, den er auch gewann. Infolge zahlreicher im Vorfeld ungekannter Planungshindernisse, kam es jedoch zu keiner Beauftragung der weit gediehenen Planung.
Auch wenn sie als Mitarbeiterin seines Büros oder Miturheberin der Entwürfe nie genannt wird, ist für Hagen Hodgson die kreative Teilhabe von Frischs erster Ehefrau Gertrud Frisch-von Meyenburg – Trudy genannt – (1916-2009) unzweifelhaft. Schliesslich war sie eine der wenigen Frauen, die mit Frisch zusammen Architektur studierten. Beide heirateten 1942 und sie bekam in kurzer Zeit drei Kinder. Die Autorin hält es für sicher, dass sich das Paar über die laufenden Projekte austauschte und sie ihn aktiv unterstützte, zumal sie seit 1940 ebenfalls diplomiert war.
1952 erhielt Frisch von der Rockefeller Stiftung ein Stipendium, das ihm einen einjährigen Aufenthalt in den USA ermöglichte. Die Auseinandersetzung mit der dortigen Architektur veranlasste ihn seinen Architekturstil zu überdenken. So wandte er sich von der neuen Sachlichkeit ab und einer glaslastigen Ästhetik zu, von der seine beiden letzten Wettbewerbseingaben geprägt sind. 1954 veräusserte er sein Architekturbüro an seinen Mitarbeiter Hannes Trösch (1924-2002) und professionalisierte seine Tätigkeit als Schriftsteller.
Von Max Frischs Bauten stehen heute noch das Freibad und das kleine Siedlerhaus in Bauma. Zu seinen Lebzeiten abgerissen wurde in den 1980er Jahren das jüngere Haus seines Bruders nahe Lugano, das Frisch für sein gelungenstes Wohnhausprojekt hielt. 2005 folgte das Landhaus Ferster in Liechtenstein und schliesslich 2014 das erste brüderliche Wohnhaus in Arlesheim – Frischs erstes Gebäude überhaupt.
Gleichwohl Max Frisch architektonisches Schaffen erheblich geringer ausfiel, räumt die Autorin diesem erheblich mehr Raum ein. Freimütig bekennt sie, dass der Quellenstand – verfügbar über das an der ETH Zürich angesiedelte Max Frisch Archiv – hier ein ungleich besserer sei. Das Oeuvre von Max Frisch wird überragt von dem bereits erwähnten Freibad im Zürcher Letzigraben, dessen Ausführung sich kriegsbedingt von 1942 bis 1949 hinzog. Stilistisch hebt es sich deutlich von den anderen Realisationen Frischs ab. Es ist von einer Ästhetik geprägt, die den Stil der 1950er Jahre vorweggreift und zeichnet sich – wie eingangs erwähnt – durch eine sinnfällige Verschmelzung von Garten- und Landschaftsbau aus. Dominiert wird die Anlage von einem achteckigen Pavillon am höchsten Geländepunkt.
Daneben konnte Frisch noch vier Wohnhäuser realisieren, zwei (1941 und 1960) für seinen Bruder Franz (1903-1978), ferner ein kleineres Siedlerhaus in Bauma (1945) sowie ein grösseres Landhaus in Schaan/Liechtenstein. Zudem beteiligte er sich letztlich erfolglos an zahlreichen Architekturwettbewerben. Hervorzuheben ist der Wettbewerb zum Seebad Horgen von 1950, den er auch gewann. Infolge zahlreicher im Vorfeld ungekannter Planungshindernisse, kam es jedoch zu keiner Beauftragung der weit gediehenen Planung.
Auch wenn sie als Mitarbeiterin seines Büros oder Miturheberin der Entwürfe nie genannt wird, ist für Hagen Hodgson die kreative Teilhabe von Frischs erster Ehefrau Gertrud Frisch-von Meyenburg – Trudy genannt – (1916-2009) unzweifelhaft. Schliesslich war sie eine der wenigen Frauen, die mit Frisch zusammen Architektur studierten. Beide heirateten 1942 und sie bekam in kurzer Zeit drei Kinder. Die Autorin hält es für sicher, dass sich das Paar über die laufenden Projekte austauschte und sie ihn aktiv unterstützte, zumal sie seit 1940 ebenfalls diplomiert war.
1952 erhielt Frisch von der Rockefeller Stiftung ein Stipendium, das ihm einen einjährigen Aufenthalt in den USA ermöglichte. Die Auseinandersetzung mit der dortigen Architektur veranlasste ihn seinen Architekturstil zu überdenken. So wandte er sich von der neuen Sachlichkeit ab und einer glaslastigen Ästhetik zu, von der seine beiden letzten Wettbewerbseingaben geprägt sind. 1954 veräusserte er sein Architekturbüro an seinen Mitarbeiter Hannes Trösch (1924-2002) und professionalisierte seine Tätigkeit als Schriftsteller.
Von Max Frischs Bauten stehen heute noch das Freibad und das kleine Siedlerhaus in Bauma. Zu seinen Lebzeiten abgerissen wurde in den 1980er Jahren das jüngere Haus seines Bruders nahe Lugano, das Frisch für sein gelungenstes Wohnhausprojekt hielt. 2005 folgte das Landhaus Ferster in Liechtenstein und schliesslich 2014 das erste brüderliche Wohnhaus in Arlesheim – Frischs erstes Gebäude überhaupt.
Sprossenfenster und Guckkastenbühne
Max Frisch lehnte aber eigentlich grosse Glasflächen ab. Er wollte vielmehr dem Ausblick einen Rahmen geben und diesen so abstrahieren. Deshalb favorisierte er kleinere Fensteröffnungen und deren Sprossen- Unterteilung. In der Fenstersegmentierung erkannte Frisch eine Nähe zum geliebten Theater. Für ihn abstrahierten ein klassisches Guckkastentheater mit seinem Sockel und dem Vorhang ein Schauspiel in gleicher Weise wie Fensterspossen die aussenliegende Welt.
Als Theatermensch konnte Frisch ausgesprochen wenig mit dem "Totaltheater" anfangen, das in den 1960er Jahren sehr populär war. 1965 war er als theaterkundiger und prominenter Architekt in das Preisgericht des internationalen Wettbewerbs zum neuen Zürcher Schauspielhaus berufen worden. Diesen gewann der Däne Jørn Utzon, dessen weltbekanntes Opernhaus von Sydney seinerzeit noch im Bau war. Frisch machte sich erfolgreich für eine Umplanung des Siegerentwurfs zugunsten eines Guckkastentheaters stark. 1970 wurde das viel beachtete Projekt jedoch eingestellt, da die Verantwortlichen eine Kostenexplosion ähnlich wie bei dem australischen Opernhaus fürchteten. Als Ergebnis wurde der bestehende Altbau nur umfassend saniert.
Max Frisch lehnte aber eigentlich grosse Glasflächen ab. Er wollte vielmehr dem Ausblick einen Rahmen geben und diesen so abstrahieren. Deshalb favorisierte er kleinere Fensteröffnungen und deren Sprossen- Unterteilung. In der Fenstersegmentierung erkannte Frisch eine Nähe zum geliebten Theater. Für ihn abstrahierten ein klassisches Guckkastentheater mit seinem Sockel und dem Vorhang ein Schauspiel in gleicher Weise wie Fensterspossen die aussenliegende Welt.
Als Theatermensch konnte Frisch ausgesprochen wenig mit dem "Totaltheater" anfangen, das in den 1960er Jahren sehr populär war. 1965 war er als theaterkundiger und prominenter Architekt in das Preisgericht des internationalen Wettbewerbs zum neuen Zürcher Schauspielhaus berufen worden. Diesen gewann der Däne Jørn Utzon, dessen weltbekanntes Opernhaus von Sydney seinerzeit noch im Bau war. Frisch machte sich erfolgreich für eine Umplanung des Siegerentwurfs zugunsten eines Guckkastentheaters stark. 1970 wurde das viel beachtete Projekt jedoch eingestellt, da die Verantwortlichen eine Kostenexplosion ähnlich wie bei dem australischen Opernhaus fürchteten. Als Ergebnis wurde der bestehende Altbau nur umfassend saniert.
Ein Standardwerk
In ihrer Vollständigkeit beeindrucken vor allem die architektonischen Werkverzeichnisse von Vater und Sohn Frisch. Insbesondere die Recherchearbeit zum Schaffen von Frisch- Senior gilt es zu würdigen, da diese schlüssig die bisherige Beurteilung seiner fachlichen Kompetenz widerlegt. Bedeutsam ist die Arbeit aber nicht zuletzt, weil die Autorin Max Frisch noch persönlich zu dem Thema der Architektur befragen konnte. Zudem war es ihr vergönnt, noch alle Bauten von Max Frisch – auch das am Luganer See – zu besuchen. Entsprechend ist dieses wertvolle Werk als das einer echten Zeitzeugin anzusprechen.
Robert Mehl, Aachen
In ihrer Vollständigkeit beeindrucken vor allem die architektonischen Werkverzeichnisse von Vater und Sohn Frisch. Insbesondere die Recherchearbeit zum Schaffen von Frisch- Senior gilt es zu würdigen, da diese schlüssig die bisherige Beurteilung seiner fachlichen Kompetenz widerlegt. Bedeutsam ist die Arbeit aber nicht zuletzt, weil die Autorin Max Frisch noch persönlich zu dem Thema der Architektur befragen konnte. Zudem war es ihr vergönnt, noch alle Bauten von Max Frisch – auch das am Luganer See – zu besuchen. Entsprechend ist dieses wertvolle Werk als das einer echten Zeitzeugin anzusprechen.
Robert Mehl, Aachen
Gebaute Beziehungen
Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten im Kontext ihrer Zeit
ISBN 978-3-03942-179-4
von Petra Hagen Hodgson
2023
Gebunden
480 Seiten, 323 farbige und 128 s/w- Abbildungen
21 x 28.5 cm
ISBN 978-3-03942-128-2
Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten im Kontext ihrer Zeit
ISBN 978-3-03942-179-4
von Petra Hagen Hodgson
2023
Gebunden
480 Seiten, 323 farbige und 128 s/w- Abbildungen
21 x 28.5 cm
ISBN 978-3-03942-128-2