Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Lille Langebro Brücke
Typ:
Klappbrücke
Ort:
Kopenhagen [Satellit]
Staat:
Dänemark
Architekt:
WilkinsonEyre 🔗, London
Materialien:
Stahl, Beton
Publiziert:
structure 19.09.2019
Seiten:
online
Inhalt:
[Artikel]      
 

Lille Langebro Fahrradbrücke in Kopenhagen

Brücke mit "mehr" Blick

Das Ingenieurbüro WilkinsonEyre hat zusammen mit dem BuroHappold im Kopenhagener Stadthafen eine leicht geschwungene, ausgesprochen schlanke Fuß- und Fahrradbrücke geschaffen, die für den Schiffsverkehr horizontal aufgefahren werden kann.
Kopenhagen besitzt den Ruf, die europäische Fahrradhauptstadt zu sein, die neue Lille Langebro (kleine Langbrücke), eine elegante Rad- und Fußgängerbrücke bestärkt diese Aussage. Die 160 m lange Klappbrücke ist das Resultat eines Architekturwettbewerbes, der von dem dänischen Investor Realdania By & Byg 2015 ausgelobt, vom britischen Architekturbüro WilkinsonEyre gewonnen und schließlich durch den Bauherrn der Stadt Kopenhagen geschenkt wurde. Die Brücke liegt prominent vor dem neuen, von OMA entworfenen BLOX- Gebäude, in dem sich unter anderem das Dänische Architekturzentrum befindet. Die Brücke orientiert sich dabei am urbanen Straßenverlauf und verbindet in einer leichten Kurve schlüssig zwei Straßen, die zuvor am Hafen einfach endeten.
Tragende Flügel
Die Tragstruktur scheint aus zwei scharfkantigen, seitlich auskragenden, flügelartigen Metallbändern zu bestehen. Tatsächlich sind es außenliegende, dreieckige Hohlprofile in denen ein vorgespanntes Stahlseil verläuft. Der eigentliche Fahrbahnkörper ist eine verhältnismäßig flache Metallkassette, die über quer laufende Stahlschwerter ausgesteift ist. Im Schwung der Brücke scheinen diese seitlichen Bandstrukturen in sich verdreht zu sein. Die Seitengeländer sind darauf fixiert, gleichwohl laufen diese gekrümmten "Tragflächen" darunter hindurch und bilden gleichzeitig die seitlichen Fahrbahnbankette des Fuß- und Radweges.
Die Brücke weist einen mittigen Stich auf, der eine lichte Höhe von 5,4 m oberhalb der Wasserlinie schaff under als Navigationsraum für Schiffpassagen vorgeschrieben ist. Für Schiffe mit einem höheren Aufbau kann die Brücke zudem horizontal - vergleichbar mit einem Tor - aufgeschwenkt werden. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieur BuroHappold wurde hierzu ein Öffnungsmechanismus entwickelt, der Drehpunkte diskret auf den beiden Mittelpfeilern vorsieht. Insgesamt ist die neue Brücke in vier Abschnitte unterteilt, wobei die am Kai ansetzenden Rampenelemente, jeweils 28 m messen und die beiden zentralen Schwenkelemente je 48 m lang sind. Infolge des erwähnten, in den Brückenkörper integrierten Vorspannseils sind alle vier Bauteile in sich stabil und mussten nirgendwo verankert oder eingespannt werden. Auch wurden alle vier Elemente zunächst extern vorgefertigt und dann mit einem großen Schiffskran an ihre Position gehoben.
Gute Aussicht
Die Wegbreite misst insgesamt 10 m, 7 m davon bilden einen zweispurigen Radweg, die restlichen 3 m sind Fußgängern vorbehalten. Die Brüstung ist aus gebürstetem Edelstahl gefertigt und mit einem Edelstahlnetz ausgefüllt. In die Handläufe ist zudem die Brückenbeleuchtung integriert. In seiner minimierten Eleganz stufen die Urheber des Projekts dieselbe als wegweisend für Brückensektor ein. Denn einerseits gelang es, die Bautiefe des Brückenkörpers erheblich zu minimieren und zudem die Öffnungsmechaniken so zu platzieren, das es Passanten möglich ist, den Blick ohne Sichthindernisse über den Hafen schweifen lassen.
Robert Mehl, Aachen
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