Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Haltestelle Zoo
Typ:
Stadtbahnhaltestelle
Ort:
Köln [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Rübsamen + Partner 🔗, Bochum
Materialien:
Stahl, Glas
Publiziert:
DBZ 10/2011
Seiten:
38 - 43
Inhalt:
Stadtbahnstation am Kölner Zoo
Halt im Großstadtdschungel
Selten findet man an Haltestellen bemerkenswerte Architektur, denn in der Regel sind diese Orte von geringen Haushaltsmitteln und urbanem Pragmatismus geprägt. In Köln wurde nun eine wichtige Station aus ihrem formalen Dornröschenschlaf geweckt.
Nach dem Dom ist der Zoo der zweistärkste Besuchermagnet in Köln. Entsprechend hoch frequentiert ist die dazugehörige Stadtbahnhaltestelle. Zumal wenn über diese auch noch die Flora – der botanische Garten – und die Touristenseilbahn über den Rhein bedient wird. Eigentlich sollten Rübsamen + Partner für diesen prominenten Haltepunkt nur ein neues Farbkonzept und ein attraktives Geländer entwickeln, dass vorzugsweise aus Stahl gesägte Tierfiguren aufweisen sollte. Diese Arbeiten sollten am Rande einer Baumaßnahme durchgeführt werden, mit der auf dem Niveau von konventionellen Schönheitsreparaturen die Station behindertengerecht gemacht werden sollte. Bei einer Begehung vor Ort fiel den Planern die extrem hohe Ausnutzung der Station auf, und sie registrierten das Fehlen einer entsprechenden städtebaulichen Akzentuierung. Anstatt nun lediglich das zu liefern, was ihnen aufgetragen war, beschlossen sie alles auf eine Karte zu setzen und ein freches, aber auch gebührend attraktives Konzept zu entwickeln, auch auf die Gefahr hin den Auftrag wieder entzogen zu bekommen. So begann ein langer, aber erfolgreicher Marsch durch zahlreiche Behörden und kommunale Gremien. Der Weg endete erfolgreich diesen März mit der Fertigstellung der Station. Der Entwurf besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: eine prägnante Überdachung der beiden Bahnsteige und eine rollstuhlgerechte Fahrgastbrücke über die Gleise. Diese beiden Elemente beschreiben jeweils eine ellipsoid gestauchte, halbkreisförmige Figur und stoßen jeweils mit ihren Schenkelenden aneinander.
Die Brücke
Dabei macht der Entwurf sich zunutze, dass unmittelbar am südlichen Ende der Bahnsteige die Stadtbahn abtaucht und unterirdisch Richtung Bahnhof weiter verläuft. So musste etwa nur die Hälfte der sonst üblichen Scheitelhöhe zum Queren der Gleisanlage erreicht werden und die maximale Steigung von 6 % sowie die alle 6,50 m vorgeschriebenen horizontalen Ruheflächen konnten problemlos eingehalten werden. Die Brücke besteht aus einem nach unten gerichteten dreieckigen Kastenprofil aus nahtgeschweißtem Stahl, das von seinem Kiel bis zur Gehfläche eine Höhe von etwa 90 cm aufweist. Die Brücke hat eine Gangbreite von rund 3 m, was in etwa so breit ist, wie auch die Bahnsteige. Wichtig war den Planern, die beiden Bahnsteige und die Brücke, insbesondere in ihren Oberflächen, als eine durchgehende Einheit erscheinen zu lassen. Angesichts der unterschiedlichen Rohbaumaterialien – Beton für die Bahnsteige, Stahl bei der Brücke – eine hehre, aber unrealistisch erscheinende Vision. Realisiert werden konnte das Konzept durch einen abriebfesten Kunstharzbelag, der auch im Tiefgaragenbau zunehmend Verwendung findet und der auf beide Materialien aufgebracht werden kann. Seine Rauheit erhält der Belag mittels durchgefärbter Kunstharzchips, auch besitzt er rissüberbrückende Eigenschaften. Bei Stahl ist nur eine Auftragstärke von 2 mm notwendig, Beton muss hoch verdichtet und glatt poliert sein, zudem sind hier eine aufwändige Grundierungsmaßnahmen erforderlich.
Dabei macht der Entwurf sich zunutze, dass unmittelbar am südlichen Ende der Bahnsteige die Stadtbahn abtaucht und unterirdisch Richtung Bahnhof weiter verläuft. So musste etwa nur die Hälfte der sonst üblichen Scheitelhöhe zum Queren der Gleisanlage erreicht werden und die maximale Steigung von 6 % sowie die alle 6,50 m vorgeschriebenen horizontalen Ruheflächen konnten problemlos eingehalten werden. Die Brücke besteht aus einem nach unten gerichteten dreieckigen Kastenprofil aus nahtgeschweißtem Stahl, das von seinem Kiel bis zur Gehfläche eine Höhe von etwa 90 cm aufweist. Die Brücke hat eine Gangbreite von rund 3 m, was in etwa so breit ist, wie auch die Bahnsteige. Wichtig war den Planern, die beiden Bahnsteige und die Brücke, insbesondere in ihren Oberflächen, als eine durchgehende Einheit erscheinen zu lassen. Angesichts der unterschiedlichen Rohbaumaterialien – Beton für die Bahnsteige, Stahl bei der Brücke – eine hehre, aber unrealistisch erscheinende Vision. Realisiert werden konnte das Konzept durch einen abriebfesten Kunstharzbelag, der auch im Tiefgaragenbau zunehmend Verwendung findet und der auf beide Materialien aufgebracht werden kann. Seine Rauheit erhält der Belag mittels durchgefärbter Kunstharzchips, auch besitzt er rissüberbrückende Eigenschaften. Bei Stahl ist nur eine Auftragstärke von 2 mm notwendig, Beton muss hoch verdichtet und glatt poliert sein, zudem sind hier eine aufwändige Grundierungsmaßnahmen erforderlich.
Das Bahnsteigdach
Auch das Bahnsteigdach begrenzt die Haltestelle mit einer umschließenden Geste. Auf der Nordseite der Station schwingt sich das Dach einige Meter nach oben und überbrückt oberhalb der Oberleitung stützenfrei in einem Halbkreis die zwei Gleise. Wie auch die Brücke besteht das Dach aus einem dreieckigen, diesmal jedoch asymmetrischen Querschnitt, dessen den Gleisen zugewandte Innenschenkel jedoch deutlich länger sind, als die äußeren. Es besteht aus einem Raumtragwerk mit diagonalen Gitterträgern, die eine Profilstärke von etwa 140 mm aufweisen. Während die Oberseite mit pulverbeschichteten Aluminiumpaneelen belegt ist, sind die nach unten weisenden Flächen aus halbtransparentem Streckmetall, das jedoch in derselben Weise orange-gelb pulverbeschichtet ist. Diese Art der Verkleidung erlaubt einen unerwarteten formalen Spagat: einerseits erscheint das Dach insbesondere aus der größeren Distanz zeichenhaft monolithisch, auf der anderen Seite löst sich die Dachkonstruktion beim näher treten in seine filigran erscheinenden Bestandteile auf. Verstärkt wird dieser Effekt insbesondere bei Dunkelheit, wenn die Konstruktion aus sich heraus zu leuchten beginnt: Kaum sichtbar sind im nach unten gewandten Grat die Leuchtmittel angebracht. Sie strahlen nach oben die Untersicht der Aluminiumpaneele an, welche dann das Licht indirekt auf den Bahnsteig reflektieren.
Auch das Bahnsteigdach begrenzt die Haltestelle mit einer umschließenden Geste. Auf der Nordseite der Station schwingt sich das Dach einige Meter nach oben und überbrückt oberhalb der Oberleitung stützenfrei in einem Halbkreis die zwei Gleise. Wie auch die Brücke besteht das Dach aus einem dreieckigen, diesmal jedoch asymmetrischen Querschnitt, dessen den Gleisen zugewandte Innenschenkel jedoch deutlich länger sind, als die äußeren. Es besteht aus einem Raumtragwerk mit diagonalen Gitterträgern, die eine Profilstärke von etwa 140 mm aufweisen. Während die Oberseite mit pulverbeschichteten Aluminiumpaneelen belegt ist, sind die nach unten weisenden Flächen aus halbtransparentem Streckmetall, das jedoch in derselben Weise orange-gelb pulverbeschichtet ist. Diese Art der Verkleidung erlaubt einen unerwarteten formalen Spagat: einerseits erscheint das Dach insbesondere aus der größeren Distanz zeichenhaft monolithisch, auf der anderen Seite löst sich die Dachkonstruktion beim näher treten in seine filigran erscheinenden Bestandteile auf. Verstärkt wird dieser Effekt insbesondere bei Dunkelheit, wenn die Konstruktion aus sich heraus zu leuchten beginnt: Kaum sichtbar sind im nach unten gewandten Grat die Leuchtmittel angebracht. Sie strahlen nach oben die Untersicht der Aluminiumpaneele an, welche dann das Licht indirekt auf den Bahnsteig reflektieren.
Die Geländer
Getragen werden die beiden Dachhälften von jeweils sechs 200 mm starken Rundstützen, die in die Bahnsteige eingespannt worden sind. Nur ein wenig hinter diesen verläuft eine screenartige Glasfront, welche als Zugeständnis an die Stadt doch noch die eingangs erwähnten Tierabbildungen aufweist. Deutlich stilvoller wirken sie nunmehr wie in Glas geätzt, gleichwohl es nur aufgeklebte Folien sind. Die etwa 3 m hohe gläserne Screen wird gegliedert durch ein gleichmäßiges Gitter aus grau lackiertem Flachstahl, das die Front in drei Reihen aufrecht stehender Rechtecke der Größe 50 cm auf 100 cm teilt.
Getragen werden die beiden Dachhälften von jeweils sechs 200 mm starken Rundstützen, die in die Bahnsteige eingespannt worden sind. Nur ein wenig hinter diesen verläuft eine screenartige Glasfront, welche als Zugeständnis an die Stadt doch noch die eingangs erwähnten Tierabbildungen aufweist. Deutlich stilvoller wirken sie nunmehr wie in Glas geätzt, gleichwohl es nur aufgeklebte Folien sind. Die etwa 3 m hohe gläserne Screen wird gegliedert durch ein gleichmäßiges Gitter aus grau lackiertem Flachstahl, das die Front in drei Reihen aufrecht stehender Rechtecke der Größe 50 cm auf 100 cm teilt.
Fazit
Rübsamen + Partner haben mit dieser Stadtbahnhaltestelle nicht nur eine bemerkenswerte Architektur erbaut, die sich und den Kritikern genügt, sie haben auch eine Landmarke mit Merkeffekt geschaffen, die wohltuend der lokalen Orientierung dient. Ein Faktor ist dabei die Farbe des Daches: es verleiht dem Halt den Hauch einer fragilen Bambuskonstruktion im Dschungel. Zusammen mit den Tiermotiven wurde so ein eindeutiger Hinweis auf die nahe Umgebung, den Zoo und die Flora geschaffen. Subtiler kann man sich bei einer Haltestelle tatsächlich kaum auf den nahen Genius Loci beziehen: Das muss einfach die Haltestelle vom Zoo sein!
Robert Mehl, Aachen
Rübsamen + Partner haben mit dieser Stadtbahnhaltestelle nicht nur eine bemerkenswerte Architektur erbaut, die sich und den Kritikern genügt, sie haben auch eine Landmarke mit Merkeffekt geschaffen, die wohltuend der lokalen Orientierung dient. Ein Faktor ist dabei die Farbe des Daches: es verleiht dem Halt den Hauch einer fragilen Bambuskonstruktion im Dschungel. Zusammen mit den Tiermotiven wurde so ein eindeutiger Hinweis auf die nahe Umgebung, den Zoo und die Flora geschaffen. Subtiler kann man sich bei einer Haltestelle tatsächlich kaum auf den nahen Genius Loci beziehen: Das muss einfach die Haltestelle vom Zoo sein!
Robert Mehl, Aachen