Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Hüttenstraße 22a
Typ:
Wohnhaus / Baulückenschließung
Ort:
Köln [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Wolfgang Zeh 🔗, Köln
Materialien:
Beton, Holzfassade, Glas
Publiziert:
SBD 05/2018
Seiten:
42 - 49
Inhalt:
Blockschluss in Köln- Ehrenfeld
Mut zur Lücke
In Köln- Ehrenfeld wurde in einer unter Denkmalschutz stehenden Blockrandbebauung eine schmale Baulücke geschlossen. Auf dem jahrelang als unbebaubar geltenden Grundstück hat der Architekt Wolfgang Zeh nun einen sechsgeschossigen Bau geschaffen, der lediglich 80 m² Nutzfläche aufweist.
"In den 1980er Jahren ist einmal ein Buch erschienen, das »Bauen in der Lücke« hieß", erläutert Wolfgang Zeh, "darin beschäftigten sich gleich zwei Entwürfe mit genau diesem Grundstück. "Der eine entwickelte ein Split- Level- Konzept, der platzierte die Treppe ganz weit hinten. Gebaut wurde keiner von beiden!" Beiden Entwürfen gemeinsam, war die maximale Ausnutzung des gegebenen Häuserspaltes von 3,50 m Breite, 7 m Tiefe und einer Bauhöhe von 22 m. Dem widersprachen aber schon damals die geltenden Abstandsflächen. In die Richtung ging auch Zehs erster Entwurf, scheiterte jedoch wie seine Vorgänger an der Kompromisslosigkeit der Nachbarschaft. So waren die beiden hofseitigen Fassadenrücksprünge unvermeidlich.
Gebäudeorganisation
Entstanden ist ein sechsgeschossiges Haus, mit einem Raum pro Etage, in dem die Treppe wie ein Einbaumöbel jeweils ein fester Bestandteil ist. Die sechs Räume sind in drei Gruppen organisiert:
Unten ist die Halle, über die man das Gebäude betritt. Man steht in einem verhältnismäßig dunklen Raum; seine Straßenfront ist fast vollkommen geschlossen. Im hinteren Bereich reicht er über zwei Geschosse und öffnet sich mit einer Glasfassade zum Hinterhof, der auch von den Nachbarhäusern zugänglich ist. Ein vielleicht 2 m tiefer Bereich gehört noch zum Grundstück. Eine massive Betontreppe führt von hier hoch in das emporenartige 1.OG. Halle und Empore möchte der Planer künftig als sein Büro nutzen.
Die beiden Folgegeschosse haben einen intimen Charakter. Während die Hoffassade geschlossen ist und nur ein geneigtes Oberlicht für indirekten Lichteinfall sorgt, blickt man auf der nach Süden orientierten Straßenseite auf den Bahndamm und die Lärmschutzwand darüber. Einblicke von außen sind unmöglich. Hier befindet sich im 2. OG das Bad, dem vorgelagert eine Wickelkommode für den Nachwuchs und eine Etage darüber das elterliche Schlafzimmer.
Die Ebene vier birgt einen Raum zur flexiblen Nutzung. Er kann sowohl als klassisches Wohnzimmer genutzt werden, aber auch der Unterbringung von Gästen dienen. Darüber, also in der Ebene unmittelbar unter dem Dach, befindet sich schließlich die Küche. Die bodenhohe Glasfront zur Straße lässt sich hier zur Seite schieben, ein vielleicht halbmeter breiter Balkon schließt sich an und verwandelt den Raum mit seinem offenen Stahlgeländer in eine halboffene Veranda.
Eine hölzerne Dachluke führt von hier schließlich hinauf zur Dachterrasse, eine Leiter dient als Aufgang. Die Freifläche bildet mit dem Dach des westlichen Nachbargebäudes eine Ebene, das östliche ist knapp 2 m höher. An Dachaufbauten gibt es neben dem umlaufenden Geländer lediglich einen Wärmetauscher, der der Außenluft Wärme zum Heizen entzieht, im Keller steht der große Speicherkessel.
Im Keller brauchte Wolfgang Zeh keine Rücksicht auf Abstandsflächen zu nehmen und nutzte sein Grundstück maximal aus, indem er auch seinen Hofanteil mit einbezog. Dieser massiv in Ortbeton geschaffene Raum birgt noch heute die Werkstatt des gelernten Tischlers. Während der Bauphase diente das zuerst fertiggestellte Volumen zudem als Baubude.
Entstanden ist ein sechsgeschossiges Haus, mit einem Raum pro Etage, in dem die Treppe wie ein Einbaumöbel jeweils ein fester Bestandteil ist. Die sechs Räume sind in drei Gruppen organisiert:
Unten ist die Halle, über die man das Gebäude betritt. Man steht in einem verhältnismäßig dunklen Raum; seine Straßenfront ist fast vollkommen geschlossen. Im hinteren Bereich reicht er über zwei Geschosse und öffnet sich mit einer Glasfassade zum Hinterhof, der auch von den Nachbarhäusern zugänglich ist. Ein vielleicht 2 m tiefer Bereich gehört noch zum Grundstück. Eine massive Betontreppe führt von hier hoch in das emporenartige 1.OG. Halle und Empore möchte der Planer künftig als sein Büro nutzen.
Die beiden Folgegeschosse haben einen intimen Charakter. Während die Hoffassade geschlossen ist und nur ein geneigtes Oberlicht für indirekten Lichteinfall sorgt, blickt man auf der nach Süden orientierten Straßenseite auf den Bahndamm und die Lärmschutzwand darüber. Einblicke von außen sind unmöglich. Hier befindet sich im 2. OG das Bad, dem vorgelagert eine Wickelkommode für den Nachwuchs und eine Etage darüber das elterliche Schlafzimmer.
Die Ebene vier birgt einen Raum zur flexiblen Nutzung. Er kann sowohl als klassisches Wohnzimmer genutzt werden, aber auch der Unterbringung von Gästen dienen. Darüber, also in der Ebene unmittelbar unter dem Dach, befindet sich schließlich die Küche. Die bodenhohe Glasfront zur Straße lässt sich hier zur Seite schieben, ein vielleicht halbmeter breiter Balkon schließt sich an und verwandelt den Raum mit seinem offenen Stahlgeländer in eine halboffene Veranda.
Eine hölzerne Dachluke führt von hier schließlich hinauf zur Dachterrasse, eine Leiter dient als Aufgang. Die Freifläche bildet mit dem Dach des westlichen Nachbargebäudes eine Ebene, das östliche ist knapp 2 m höher. An Dachaufbauten gibt es neben dem umlaufenden Geländer lediglich einen Wärmetauscher, der der Außenluft Wärme zum Heizen entzieht, im Keller steht der große Speicherkessel.
Im Keller brauchte Wolfgang Zeh keine Rücksicht auf Abstandsflächen zu nehmen und nutzte sein Grundstück maximal aus, indem er auch seinen Hofanteil mit einbezog. Dieser massiv in Ortbeton geschaffene Raum birgt noch heute die Werkstatt des gelernten Tischlers. Während der Bauphase diente das zuerst fertiggestellte Volumen zudem als Baubude.
Holz dominiert
Infolge des extrem schmalen Grundstücks verzichtete der Architekt auf das Hochziehen neuer Wandscheiben und nutzte sein Anbaurecht an die bestehenden Brandwände. Durch eine kleine Rohbaufirma ließ er zunächst den Keller bauen, dann schuf er mit wenigen Aussparungen Auflagerpunkte für Unterzüge. An einer Stelle schlitzte er über mehrere Meter das sichtbare Mauerwerk vertikal auf, um eine statisch erforderliche Betonstütze als vorspringenden Pilaster zu realisieren. Diesen inszeniert er bewusst in der Ziegelwandfläche, die lediglich eine Kalkschlämme erhalten hat. Die hölzerne Unterkonstruktion der Außenhaut sowie alle Fenster stellte der gelernte Schreiner hingegen in Eigenarbeit her. Die Erfahrung des ganzheitlichen Planens und Bauens möchte Zeh nicht missen.
Infolge des extrem schmalen Grundstücks verzichtete der Architekt auf das Hochziehen neuer Wandscheiben und nutzte sein Anbaurecht an die bestehenden Brandwände. Durch eine kleine Rohbaufirma ließ er zunächst den Keller bauen, dann schuf er mit wenigen Aussparungen Auflagerpunkte für Unterzüge. An einer Stelle schlitzte er über mehrere Meter das sichtbare Mauerwerk vertikal auf, um eine statisch erforderliche Betonstütze als vorspringenden Pilaster zu realisieren. Diesen inszeniert er bewusst in der Ziegelwandfläche, die lediglich eine Kalkschlämme erhalten hat. Die hölzerne Unterkonstruktion der Außenhaut sowie alle Fenster stellte der gelernte Schreiner hingegen in Eigenarbeit her. Die Erfahrung des ganzheitlichen Planens und Bauens möchte Zeh nicht missen.
Zuviel Wohnraum
Wolfgang Zeh, der auch Assistent am Lehrstuhl für Wohnbau der RWTH Aachen ist, ist grundsätzlich der Meinung, dass unsere heutige Gesellschaft zuviel Wohnraum in Anspruch nimmt. Singles bewohnen Altbauwohnungen, die vor hundert Jahren ganzen Familien dienten. Das hält er für nicht nachhaltig. Mit gutem Beispiel will er vorangehen und zeigen: Es geht auch mit weniger.
Robert Mehl, Aachen
Wolfgang Zeh, der auch Assistent am Lehrstuhl für Wohnbau der RWTH Aachen ist, ist grundsätzlich der Meinung, dass unsere heutige Gesellschaft zuviel Wohnraum in Anspruch nimmt. Singles bewohnen Altbauwohnungen, die vor hundert Jahren ganzen Familien dienten. Das hält er für nicht nachhaltig. Mit gutem Beispiel will er vorangehen und zeigen: Es geht auch mit weniger.
Robert Mehl, Aachen