Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Brücke Gartenstraße
Typ:
1. Deutsche Kunststoffbrücke
Ort:
Solingen [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Janson Bridging 🔗 (Hersteller)
Materialien:
Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK)
Publiziert:
structure 17.02.2020
Seiten:
online
Inhalt:
Korkenziehertrasse, Solingen
Erste Kunststoffbrücke Deutschlands
Auf der Korkenziehertrasse, einem alten Bahndamm und heutigen Radweg, wurde in Solingen- Gräfrath am 13. Februar 2020 die deutschlandweit erste Kunststoffbrücke montiert. Wissenschaftlich begleitet wird das Pilotprojekt von der Hochschule Bochum. Ziel ist der Erhalt einer allgemein bauaufsichtlichen Zulassung.
In den Niederlanden gibt es schon rund 1.500 Brücken, die aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) bestehen, auch in Belgien und in Frankreich finden sich jeweils etwa 50 davon. Selbst in Italien und Großbritannien trifft man insbesondere bei Radwegen auf diese Leichtbaubrücken. In Deutschland steht dem bislang das Baurecht entgegen, was sich nun ändern soll.
Die sogenannte Korkenziehertrasse war eine serpentinenförmige Eisenbahnverbindung, die im 19. Jahrhundert eingerichtet wurde und Solingen über Haan mit Wuppertal- Vohwinkel verband. Endgültig stillgelegt 1995, begann man im Zuge der Regionale 2006 die frühere Bahnstrecke in einen Radwanderweg umzubauen. Bei den Umplanungen ging man von einer deutlich geringeren Nutzung aus und ist seit 2010 mit umfangreichen Wartungsarbeiten konfrontiert. Auch die zahlreichen Kleinbrücken zeigen einen erheblichen Sanierungsbedarf.
Die sogenannte Korkenziehertrasse war eine serpentinenförmige Eisenbahnverbindung, die im 19. Jahrhundert eingerichtet wurde und Solingen über Haan mit Wuppertal- Vohwinkel verband. Endgültig stillgelegt 1995, begann man im Zuge der Regionale 2006 die frühere Bahnstrecke in einen Radwanderweg umzubauen. Bei den Umplanungen ging man von einer deutlich geringeren Nutzung aus und ist seit 2010 mit umfangreichen Wartungsarbeiten konfrontiert. Auch die zahlreichen Kleinbrücken zeigen einen erheblichen Sanierungsbedarf.
Kosten sparen
Letztlich aus Kostengründen favorisierten die Technischen Betriebe der Klingenstadt Solingen eine Brückenlösung aus GFK- Kunststoff, wie sie in den Niederlanden bei Radwegüberfahrungen schon vielfach eingesetzt wird. Das zentrale Hindernis in Deutschland ist deren fehlende bauaufsichtliche Zulassung. Um diese zu initiieren, wurde das Bauvorhaben durch die Hochschule Bochum wissenschaftlich begleitet. Federführend war hier Prof. Dr.-Ing. Martin Mertens vom Lehrgebiet Technische Mechanik, Baustatik, Holz- und Brückenbau im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen. Angesiedelt an diesem Lehrgebiet prüfte Anna- Lena Röttger im Rahmen ihrer Masterarbeit die niederländische Richtlinie und überführte dieselbe ins Deutsche als eine mögliche Genehmigungsgrundlage.
Produziert wurde die Brücke von Janson Bridging in Emmerich, einer Niederlassung des gleichnamigen niederländischen Unternehmens in Hank. Bewusst wurde als erster Ersatzneubau eine schiefwinklige Brücke gewählt, um auch die Konfigurierbarkeit der Vorfertigung bei Sonderfällen zu prüfen. Der 7,50 m lange, 3,30 m breite und nur 250 mm hohe Fahrbahnkörper besteht aus eckigen Schaumstoffkörpern, die nach ihrer Anordnung mit GFK umhüllt wurden. So entstand eine Oberflächenanmutung, die an eine Brettschalungsoptik im Sichtbetonbau erinnert. Auf diesen massiven Kunststoffkörper wurden nach seinem Aushärten feuerverzinkte Füllstabgeländer gemäß DIN mit einer Bodenplatte geschraubt. Art und Körnung des Fahrbahnbelags konnten frei gewählt werden. Man entschied sich für eine relativ grobe Natursteinkörnung, die effektiv in das Epoxidharz eingewalzt wurde.
Die neue Brücke kann von Dienstfahrzeugen befahren werden, die ein zulässiges Gesamtgewicht von bis zu 4,5 t aufweisen. Selbst außergewöhnliche Kurzzeitbelastungen von 120 kN (ca. 12 t) sind rechnerisch möglich. Da es weder eine Korrosion noch ein Verrotten gibt, geht der Hersteller von einer Wartungsfreiheit der Brücke aus, die darüber hinaus UV-beständig und weitgehend resistent gegen Chemikalien ist. Die eintägige Brückenmontage fand am 13. Februar 2020 mit nur zwei Arbeitern und einem Autokran statt. Inklusive der vorbereitenden Arbeiten, dem Abbruch der Altbrücke, der Verkehrssicherung und weiterer Nebenkosten veranschlagt die Stadt Solingen Gesamtkosten von lediglich 75.000 Euro.
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/korkenziehertrasse-erste-kunststoffbruecke-deutschlands-in-solingen-35265
Letztlich aus Kostengründen favorisierten die Technischen Betriebe der Klingenstadt Solingen eine Brückenlösung aus GFK- Kunststoff, wie sie in den Niederlanden bei Radwegüberfahrungen schon vielfach eingesetzt wird. Das zentrale Hindernis in Deutschland ist deren fehlende bauaufsichtliche Zulassung. Um diese zu initiieren, wurde das Bauvorhaben durch die Hochschule Bochum wissenschaftlich begleitet. Federführend war hier Prof. Dr.-Ing. Martin Mertens vom Lehrgebiet Technische Mechanik, Baustatik, Holz- und Brückenbau im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen. Angesiedelt an diesem Lehrgebiet prüfte Anna- Lena Röttger im Rahmen ihrer Masterarbeit die niederländische Richtlinie und überführte dieselbe ins Deutsche als eine mögliche Genehmigungsgrundlage.
Produziert wurde die Brücke von Janson Bridging in Emmerich, einer Niederlassung des gleichnamigen niederländischen Unternehmens in Hank. Bewusst wurde als erster Ersatzneubau eine schiefwinklige Brücke gewählt, um auch die Konfigurierbarkeit der Vorfertigung bei Sonderfällen zu prüfen. Der 7,50 m lange, 3,30 m breite und nur 250 mm hohe Fahrbahnkörper besteht aus eckigen Schaumstoffkörpern, die nach ihrer Anordnung mit GFK umhüllt wurden. So entstand eine Oberflächenanmutung, die an eine Brettschalungsoptik im Sichtbetonbau erinnert. Auf diesen massiven Kunststoffkörper wurden nach seinem Aushärten feuerverzinkte Füllstabgeländer gemäß DIN mit einer Bodenplatte geschraubt. Art und Körnung des Fahrbahnbelags konnten frei gewählt werden. Man entschied sich für eine relativ grobe Natursteinkörnung, die effektiv in das Epoxidharz eingewalzt wurde.
Die neue Brücke kann von Dienstfahrzeugen befahren werden, die ein zulässiges Gesamtgewicht von bis zu 4,5 t aufweisen. Selbst außergewöhnliche Kurzzeitbelastungen von 120 kN (ca. 12 t) sind rechnerisch möglich. Da es weder eine Korrosion noch ein Verrotten gibt, geht der Hersteller von einer Wartungsfreiheit der Brücke aus, die darüber hinaus UV-beständig und weitgehend resistent gegen Chemikalien ist. Die eintägige Brückenmontage fand am 13. Februar 2020 mit nur zwei Arbeitern und einem Autokran statt. Inklusive der vorbereitenden Arbeiten, dem Abbruch der Altbrücke, der Verkehrssicherung und weiterer Nebenkosten veranschlagt die Stadt Solingen Gesamtkosten von lediglich 75.000 Euro.
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/korkenziehertrasse-erste-kunststoffbruecke-deutschlands-in-solingen-35265