Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
Arthron
Typ:
Wohngebäude
Ort:
Köln [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Manuel Herz 🔗, Basel
Materialien:
Betonfertigteile
Publiziert:
SBD 02/2019
Seiten:
48 - 55
Inhalt:
Wohnanlage Arthron, Köln
Zäsur an der Cäsarstraße
Im zentrumsnahen Kölner Stadtteil Bayenthal hat der Basler Architekt Manuel Herz eine Wohnanlage geschaffen, die den stark heterogenen Charakter des Viertels architektonisch adaptiert: Die 19 Eigentumswohnungen sind alle total verschieden.
"Köln Bayenthal ist von einer eigenartigen Charakterlosigkeit geprägt!", urteilt Manuel Herz, in Basel ansässiger Architekt und Professor für Urban Studies an der ältesten Schweizer Universität. Sofort schränkt er ein: "Das klingt so negativ, meint aber vielmehr einen Stadtteil im Umbruch, einen, der gerade im »Werden« ist."
Bayenthal schließt sich im Süden unmittelbar an das Kölner Stadtzentrum an. In dem einst von Kleingewerbe geprägten Stadtteil findet sich ein einträchtiges Nebeneinander von Blockrandbebauung, solitären Villen und Doppelhäusern, Hinterhöfen mit bis zu 30-stöckigen Hochhäusern. In seinen Vorstudien zu diesem Projekt stellte der Architekt und Stadtplaner fest, dass das Baugrundstück exakt auf der Scheidelinie zwischen urbaner Blockrandbebauung und den von Vorgärten geprägten, freistehenden Häusern der suburbanen Bereiche liegt. So findet sich nach Norden hin an der von Ost nach West verlaufenden Cäsarstraße eine dreigeschossige Blockrandbebauung, während die darin einmündende, westlich gelegene Bernhardstraße schon von dem Grün der Vorgärten geprägt ist. Diese Zäsur an der Cäsarstraße machte Herz zu einem Entwurfsthema, die Diversität des Quartiers zum zweiten.
Bayenthal schließt sich im Süden unmittelbar an das Kölner Stadtzentrum an. In dem einst von Kleingewerbe geprägten Stadtteil findet sich ein einträchtiges Nebeneinander von Blockrandbebauung, solitären Villen und Doppelhäusern, Hinterhöfen mit bis zu 30-stöckigen Hochhäusern. In seinen Vorstudien zu diesem Projekt stellte der Architekt und Stadtplaner fest, dass das Baugrundstück exakt auf der Scheidelinie zwischen urbaner Blockrandbebauung und den von Vorgärten geprägten, freistehenden Häusern der suburbanen Bereiche liegt. So findet sich nach Norden hin an der von Ost nach West verlaufenden Cäsarstraße eine dreigeschossige Blockrandbebauung, während die darin einmündende, westlich gelegene Bernhardstraße schon von dem Grün der Vorgärten geprägt ist. Diese Zäsur an der Cäsarstraße machte Herz zu einem Entwurfsthema, die Diversität des Quartiers zum zweiten.
Nah am Trottoir - dann gestaffelt
So führte er entlang der Cäsarstraße das Gebäude nah an das Trottoir heran, hier folgt es der Bauflucht der Straße. In der im rechten Winkel dazu verlaufenden Bernhardstraße beginnt er zunächst mit einem Grünstreifen, dem eine mäandrierende Gebäudeumhüllung aus loggiaartigen Balkonen folgt. Erst dahinter setzt die Klimahülle des Kernbauwerks an. Die Idee war es, so eine gewisse Privatsphäre inmitten der Großstadt zu erzeugen; Vorgarten und Balkone werden als schützende Lagen begriffen. Unterstützt wird dieser Charakter durch die aus Vertikallamellen bestehenden Metallbrüstungen der Balkone. Ähnlich wie Fensterjalousien sind diese innerhalb einer Balkoneinheit synchronisiert und können individuell von blickdicht bis durchscheinend verstellt werden.
Bei der "Arthron" genannten Wohnanlage dominieren zwei Materialien: Sichtbeton und das in seinem natürlichen Zustand belassene Holz der Fensterrahmen. Während der Rohbau des Kernbaus sehr zweckmäßig aus freistehenden Stützen besteht, ausgesteift von Treppenhauskernen, sind die das Gebäude prägenden Elemente seine mäandrierenden, aber lediglich vorgestellten Balkone. Sie verspringen von ihrer linken zu ihrer rechten Laibung um eine Raumachse und bilden so ein in sich steifes Raumtragwerk. Zusammen mit den immer leicht unterschiedlich gestellten Balkonbrüstungen und dem selten frontal auf die Fassade erfolgenden Blick erhält das Objekt seine vitale Note.
So führte er entlang der Cäsarstraße das Gebäude nah an das Trottoir heran, hier folgt es der Bauflucht der Straße. In der im rechten Winkel dazu verlaufenden Bernhardstraße beginnt er zunächst mit einem Grünstreifen, dem eine mäandrierende Gebäudeumhüllung aus loggiaartigen Balkonen folgt. Erst dahinter setzt die Klimahülle des Kernbauwerks an. Die Idee war es, so eine gewisse Privatsphäre inmitten der Großstadt zu erzeugen; Vorgarten und Balkone werden als schützende Lagen begriffen. Unterstützt wird dieser Charakter durch die aus Vertikallamellen bestehenden Metallbrüstungen der Balkone. Ähnlich wie Fensterjalousien sind diese innerhalb einer Balkoneinheit synchronisiert und können individuell von blickdicht bis durchscheinend verstellt werden.
Bei der "Arthron" genannten Wohnanlage dominieren zwei Materialien: Sichtbeton und das in seinem natürlichen Zustand belassene Holz der Fensterrahmen. Während der Rohbau des Kernbaus sehr zweckmäßig aus freistehenden Stützen besteht, ausgesteift von Treppenhauskernen, sind die das Gebäude prägenden Elemente seine mäandrierenden, aber lediglich vorgestellten Balkone. Sie verspringen von ihrer linken zu ihrer rechten Laibung um eine Raumachse und bilden so ein in sich steifes Raumtragwerk. Zusammen mit den immer leicht unterschiedlich gestellten Balkonbrüstungen und dem selten frontal auf die Fassade erfolgenden Blick erhält das Objekt seine vitale Note.
Diverse Bienenwaben
Denn dieser perspektivische Blick schafft vermeintliche Raumdiagonalen, die an Bienenwaben denken lassen. Eine vom Architekten unbeabsichtigte Konnotation, die aber passend erscheint, da hinter jedem Balkon grundsätzlich nur ein Zimmer anschließt. In dem Gebäudeensemble finden sich 19 teilweise vollkommen unterschiedliche Wohneinheiten, die in ihrer Bandbreite die eingangs beschriebene Heterogenität des Stadtviertels formal abbilden. Es finden sich kleinere 1-Zimmer- Apartements, mittlere Wohnungen, mal mit vielen, mal mit wenigen Zimmern, großflächige Lofts, zweigeschossige Maisonette- Wohnungen und schließlich ein freistehendes, zweigeschossiges Townhouse im Garten. Dies besteht aus einem über einen schmalen Graben belichteten Untergeschoss mit den Schlafräumen und einem foyerartigen Erdgeschoss. Eine Tiefgarage verbindet alle Einheiten; vom Hauptgebäude erreicht man sie über die beiden Treppenhäuser, vom Townhouse über eine direkte Verbindungstür.
Denn dieser perspektivische Blick schafft vermeintliche Raumdiagonalen, die an Bienenwaben denken lassen. Eine vom Architekten unbeabsichtigte Konnotation, die aber passend erscheint, da hinter jedem Balkon grundsätzlich nur ein Zimmer anschließt. In dem Gebäudeensemble finden sich 19 teilweise vollkommen unterschiedliche Wohneinheiten, die in ihrer Bandbreite die eingangs beschriebene Heterogenität des Stadtviertels formal abbilden. Es finden sich kleinere 1-Zimmer- Apartements, mittlere Wohnungen, mal mit vielen, mal mit wenigen Zimmern, großflächige Lofts, zweigeschossige Maisonette- Wohnungen und schließlich ein freistehendes, zweigeschossiges Townhouse im Garten. Dies besteht aus einem über einen schmalen Graben belichteten Untergeschoss mit den Schlafräumen und einem foyerartigen Erdgeschoss. Eine Tiefgarage verbindet alle Einheiten; vom Hauptgebäude erreicht man sie über die beiden Treppenhäuser, vom Townhouse über eine direkte Verbindungstür.
180° im Farbkreis
Auffallend ist der mintfarbene Ton der Tiefgarage, der ihr eine kühle, technoide Note verleiht. Im Farbkreis steht dieser Ton dem Bordeauxrot der geschlossenen Treppenhausgeländer gegenüber, die eine gewisse Wärme ausstrahlen. Die Sichtbetonflächen der Treppenräume sind silbernfarben angelegt. Zusammen mit dem bewussten Verzicht auf technoide Details entstanden hier fließende Formen von einer subtilen formalen Sinnlichkeit.
Auffallend ist der mintfarbene Ton der Tiefgarage, der ihr eine kühle, technoide Note verleiht. Im Farbkreis steht dieser Ton dem Bordeauxrot der geschlossenen Treppenhausgeländer gegenüber, die eine gewisse Wärme ausstrahlen. Die Sichtbetonflächen der Treppenräume sind silbernfarben angelegt. Zusammen mit dem bewussten Verzicht auf technoide Details entstanden hier fließende Formen von einer subtilen formalen Sinnlichkeit.
Inspiriert vom Brutalismus der 1960er- Jahre
Formal sieht sich Manuel Herz beim Arthron inspiriert vom Brutalismus der 1960er- und 1970er- Jahre. Zum Entwurfszeitpunkt widmete er seine Forschungen an der Universität Basel entsprechenden, aber kaum dokumentierten Bauten in Nordafrika. Das Arthron sieht er als aktuelle Entsprechung der damaligen Visionen, was für ihn eine gesellschaftliche Komponente mit einschließt: Denn obwohl es sich hierbei ausschließlich um Eigentumswohnungen handelt, will der Architekt eine gesellschaftliche Durchmischung der Bewohnerschaft erreichen - als Äquivalent zur Diversität des Stadtteils Bayenthal.
Robert Mehl, Aachen
Formal sieht sich Manuel Herz beim Arthron inspiriert vom Brutalismus der 1960er- und 1970er- Jahre. Zum Entwurfszeitpunkt widmete er seine Forschungen an der Universität Basel entsprechenden, aber kaum dokumentierten Bauten in Nordafrika. Das Arthron sieht er als aktuelle Entsprechung der damaligen Visionen, was für ihn eine gesellschaftliche Komponente mit einschließt: Denn obwohl es sich hierbei ausschließlich um Eigentumswohnungen handelt, will der Architekt eine gesellschaftliche Durchmischung der Bewohnerschaft erreichen - als Äquivalent zur Diversität des Stadtteils Bayenthal.
Robert Mehl, Aachen