Projektart:
Anfrage:
per mail ✉
Objekt:
48. Aachener Baustofftag
Typ:
Tagung
Ort:
Aachen [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Prof. W. Brameshuber; Prof. M. Raupach; Prof. O. Weichold
Materialien:
ibac 🔗
Publiziert:
BFT 12/2014
Seiten:
60
Inhalt:
RWTH Aachen
48. Aachener Baustofftag des ibac
Ende Oktober veranstaltete das Institut für Bauforschung (ibac) der RWTH Aachen den 48. Baustofftag. Er behandelte den Themenkomplex „Bauwerkerhaltung und Bauchemie – von der Theorie zur Anwendung“.
Die eintägige Tagung wurde von Prof. Dr.-Ing. Michael Raupach und seinem neu berufenen Kollegen Prof. Dr. rer. nat. Oliver Weichold betreut. Sie fand in dem kleinen hochschuleigenen Kongresszentrum auf der obersten Ebene des sechsgeschossigen Studentensekretariats der RWTH Aachen statt, bekannt als „Super C“. Der acht Jahre alte Bau, der in der Seitenansicht die Anmutung eines riesigen „C“ hat, liegt unmittelbar neben dem Hauptgebäude der Hochschule.
In seinem Grußwort stellte Prof. Weichold seine kommenden Forschungsschwerpunkte als studierter Chemiker vor und erläuterte die gleichberechtigte Verzahnung der drei grundsätzlichen Forschungsbereiche des Institutes, nämlich Instandhaltung, polymere Materialien sowie Stahl/Korrosion.
Sein Kollege Raupach eröffnete die Veranstaltung mit der herzlichen Gratulation zu Prof. Dr.-Ing. H. Rainer Sasses 80. Geburtstag. Der anwesende Emeritus leitete bis weit in die 1990er Jahre hinein zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Peter Schießl das ibac, bevor dieser an die TU München wechselte.
Der Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH Aachen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Vallée vom Institut für Stadtbauwesen, betonte in seinem Grußwort, dass seit seiner Berufung im Jahr 2008 die Zahl der Studierenden seiner Fakultät von 250 auf über 700 zugenommen habe, was nicht zuletzt auch in einer Schaffung von vier Studiengängen innerhalb des Faches zu begründen sei. Obwohl natürlich die hohe Anzahl der Studentinnen und Studenten zu begrüßen sei, äußerte er mit Bedauern seinen Eindruck, dass viele sich für das Fach allein aufgrund der sicheren Berufsperspektive entschieden und nicht aus echter Leidenschaft für den Studieninhalt, nämlich das „Bauen“.
In seinem Grußwort stellte Prof. Weichold seine kommenden Forschungsschwerpunkte als studierter Chemiker vor und erläuterte die gleichberechtigte Verzahnung der drei grundsätzlichen Forschungsbereiche des Institutes, nämlich Instandhaltung, polymere Materialien sowie Stahl/Korrosion.
Sein Kollege Raupach eröffnete die Veranstaltung mit der herzlichen Gratulation zu Prof. Dr.-Ing. H. Rainer Sasses 80. Geburtstag. Der anwesende Emeritus leitete bis weit in die 1990er Jahre hinein zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Peter Schießl das ibac, bevor dieser an die TU München wechselte.
Der Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH Aachen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Vallée vom Institut für Stadtbauwesen, betonte in seinem Grußwort, dass seit seiner Berufung im Jahr 2008 die Zahl der Studierenden seiner Fakultät von 250 auf über 700 zugenommen habe, was nicht zuletzt auch in einer Schaffung von vier Studiengängen innerhalb des Faches zu begründen sei. Obwohl natürlich die hohe Anzahl der Studentinnen und Studenten zu begrüßen sei, äußerte er mit Bedauern seinen Eindruck, dass viele sich für das Fach allein aufgrund der sicheren Berufsperspektive entschieden und nicht aus echter Leidenschaft für den Studieninhalt, nämlich das „Bauen“.
Mörtel, NMR & mehr
An die Einführung schlossen sich, verteilt auf zwei Säle und jeweils mit einem grandiosen Blick auf die Kaiserstadt, weitere Vorträge, viele von Wissenschaftlichen Mitarbeitern des Institutes, an. Dabei lag ein Schwerpunkt auf der Vorstellung neuer Mörtel, die besonders säurebeständig und gut zu verarbeiten sind. Bemerkenswert war der Vortrag von Dr.-Ing. Stephan Bruder, der die Thematik aus Sicht eines Mörtel- Herstellers, der Sto Cretec GmbH, darlegte.
Ein zweiter Themenschwerpunkt war die Vorstellung der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten neuer Messmethoden und -geräte, allen voran die sogenannte NMR- Mouse des Institutes. Dabei handelt es sich um einen einseitigen kernmagnetischen Resonanztomographen (single-sided nuclear magnetic resonance); es ist der weltgrößte seiner Art.
Nach der Mittagspause legte Dr.-Ing. Lars Meyer, der Geschäftsführer des Deutschen Beton- und Bautechnik Vereins, die Problematik der Instandhaltung von Parkhäusern und Tiefgaragen dar und stellte den aktuellen Stand der Regelwerke einer entsprechenden Normierung vor. Grundsätzlich gilt es hier gegen eine Rissbildung anzugehen, durch die Feuchtigkeit und Chloride eindringen und die Korrosion der Bewehrung vorantreiben.
An die Einführung schlossen sich, verteilt auf zwei Säle und jeweils mit einem grandiosen Blick auf die Kaiserstadt, weitere Vorträge, viele von Wissenschaftlichen Mitarbeitern des Institutes, an. Dabei lag ein Schwerpunkt auf der Vorstellung neuer Mörtel, die besonders säurebeständig und gut zu verarbeiten sind. Bemerkenswert war der Vortrag von Dr.-Ing. Stephan Bruder, der die Thematik aus Sicht eines Mörtel- Herstellers, der Sto Cretec GmbH, darlegte.
Ein zweiter Themenschwerpunkt war die Vorstellung der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten neuer Messmethoden und -geräte, allen voran die sogenannte NMR- Mouse des Institutes. Dabei handelt es sich um einen einseitigen kernmagnetischen Resonanztomographen (single-sided nuclear magnetic resonance); es ist der weltgrößte seiner Art.
Nach der Mittagspause legte Dr.-Ing. Lars Meyer, der Geschäftsführer des Deutschen Beton- und Bautechnik Vereins, die Problematik der Instandhaltung von Parkhäusern und Tiefgaragen dar und stellte den aktuellen Stand der Regelwerke einer entsprechenden Normierung vor. Grundsätzlich gilt es hier gegen eine Rissbildung anzugehen, durch die Feuchtigkeit und Chloride eindringen und die Korrosion der Bewehrung vorantreiben.
Validierung photokatalytischer Effekte
Von photokatalytischen Effekten zur Reduzierung von Stickoxiden durch Titandioxid hat man schon viel gehört. Prof. Dr. rer. nat. Dietmar Stephan vom Fachgebiet Baustoffe und Bauchemie der TU Berlin hat aktuell eine Validierung dazu durchgeführt und stellte die Ergebnisse hier vor. Dafür wurden im Industriegebiet von Kassel- Sanderhäuser die Straßenzüge mit katalytisch wirksamen Betonpflastersteinen versiegelt. In der Folge ermittelte sein Institut die Reduktion der Stickoxide mit aufwändigen Messungen. Dabei wurde festgestellt, dass ein relevanter Faktor bei der Zersetzung der Schadstoffe deren bodennahe Verweildauer, insbesondere unmittelbar über der katalytisch wirksamen Betonsteinoberfläche ist. Große zusammenhängende Flächen begünstigen daher diesen reinigenden Effekt. Ein Straßenraster mit offenen Flächen ist für eine Photokatalyse über Straßendecken genauso abträglich, wie Wind. Tatsächlich konnte man auf dem Gesamtareal eine NOx- Reduktion von nur 4 % feststellen. Darüber hinaus konnte er mit seinen Forschungen belegen, dass der photokatalytische Effekt auf horizontalen Verkehrsflächen größer ist, als auf vertikalen Ebenen, wie etwa Schallschutzwänden. Schließlich hat sein Forschungsgebiet photokatalytisch wirksame Pflastersteine verschiedener Hersteller in ihrer Wirksamkeit miteinander verglichen. Dabei stellte man fest, dass der photokatalystische Effekt zunahm, je mehr freie TiO2-Moleküle sich an der Steinoberfläche und nicht in tieferen Schichten befanden.
Von photokatalytischen Effekten zur Reduzierung von Stickoxiden durch Titandioxid hat man schon viel gehört. Prof. Dr. rer. nat. Dietmar Stephan vom Fachgebiet Baustoffe und Bauchemie der TU Berlin hat aktuell eine Validierung dazu durchgeführt und stellte die Ergebnisse hier vor. Dafür wurden im Industriegebiet von Kassel- Sanderhäuser die Straßenzüge mit katalytisch wirksamen Betonpflastersteinen versiegelt. In der Folge ermittelte sein Institut die Reduktion der Stickoxide mit aufwändigen Messungen. Dabei wurde festgestellt, dass ein relevanter Faktor bei der Zersetzung der Schadstoffe deren bodennahe Verweildauer, insbesondere unmittelbar über der katalytisch wirksamen Betonsteinoberfläche ist. Große zusammenhängende Flächen begünstigen daher diesen reinigenden Effekt. Ein Straßenraster mit offenen Flächen ist für eine Photokatalyse über Straßendecken genauso abträglich, wie Wind. Tatsächlich konnte man auf dem Gesamtareal eine NOx- Reduktion von nur 4 % feststellen. Darüber hinaus konnte er mit seinen Forschungen belegen, dass der photokatalytische Effekt auf horizontalen Verkehrsflächen größer ist, als auf vertikalen Ebenen, wie etwa Schallschutzwänden. Schließlich hat sein Forschungsgebiet photokatalytisch wirksame Pflastersteine verschiedener Hersteller in ihrer Wirksamkeit miteinander verglichen. Dabei stellte man fest, dass der photokatalystische Effekt zunahm, je mehr freie TiO2-Moleküle sich an der Steinoberfläche und nicht in tieferen Schichten befanden.
Betonfertigteile beim Emscherabwasserkanal
Den Schlussvortrag hielt Dipl.-Ing Reinhard Ketteler von der Emschergenossenschaft. Er legte dar, dass noch zu Zeiten von Kaiser Wilhelm II die Emscher verrohrt wurde, um für das damalige immense Wachstum des Ruhrgebietes Flächen zu kanalisieren. Seit damals wird Abwasser, das etwa in Gelsenkirchen anfällt, über diesen historischen Mischwasserkanal über fast 50 km ungeklärt bis zur Kläranlage bei Dinslaken verbracht. Der Kanalneubau ist eine riesige Infrastrukturmaßnahme, die mit 1,1 Mrd. Euro veranschlagt ist, bis 2020 abgeschlossen sein soll und über die wir schon des Öfteren berichtet haben. Interessant ist, dass der neue Kanal bis zu 40 m tief im Tunnelvortriebverfahren gebohrt wird. Der Sammler, der etwa alle 1.200 m ein teilweise monumentales Schachtbauwerk aufweist, hat einen Durchmesser zwischen DN 1600 und DN 2800. Dabei wird er im Bauabschnitt BA 30 bei Dortmund im Rohrvortriebverfahren angelegt. Dazu werden von einer Startbaugrube aus Vortriebspressen hydraulisch in den Untergrund geschoben. Dieser folgend werden dann die Kanalrohre Stück für Stück im Startschacht angesetzt. Eine gigantische Presse schiebt die bis zu 40 t schweren Betonfertigteilzylindern immer weiter voran, bis die Bohrköpfe am Ausstiegsschacht anlagen. Angesichts des immensen Auftragsvolumens hat das beauftragte Bauunternehmen Wayss + Freytag eigens eine leerstehende Fabrik angekauft und produziert dort die Betonelemente. Eine hohe Fertigungsrate ist hier gefragt, da im Vortrieb des neuen Emscherkanaltunnels bereits bis zu 700 m pro Woche erreicht wurden.
Westlich davon schließt sich der Bauabschnitt BA 40 an, hier wird der Emscherkanal in Doppelrohrbauweise mit einem Durchmesser von jeweils DN 2800 anhand von Tübbingen ausgeführt. Dabei stellt diese Nennweite den kleinsten Wert dar, der überhaupt mit Tübbingen möglich ist. Mit der Produktion der Tübbingsteine wurde die österreichische Porr AG beauftragt. In ihrer Düsseldorfer Niederlassung stehen dazu eigens 94 Schalwannen, um damit bis 2018 107.000 Tübbingsegmente zu fertigen. Die Betonsteine sind jeweils etwa 1 t schwer und werden in einer 6er Teilung verbaut. Erstellt werden sie aus Polymerbeton, um dauerhaft den stark korrosiven Chemikalien, namentlich der biogenen Schwefelsäure, widerstehen zu können.
Den Schlussvortrag hielt Dipl.-Ing Reinhard Ketteler von der Emschergenossenschaft. Er legte dar, dass noch zu Zeiten von Kaiser Wilhelm II die Emscher verrohrt wurde, um für das damalige immense Wachstum des Ruhrgebietes Flächen zu kanalisieren. Seit damals wird Abwasser, das etwa in Gelsenkirchen anfällt, über diesen historischen Mischwasserkanal über fast 50 km ungeklärt bis zur Kläranlage bei Dinslaken verbracht. Der Kanalneubau ist eine riesige Infrastrukturmaßnahme, die mit 1,1 Mrd. Euro veranschlagt ist, bis 2020 abgeschlossen sein soll und über die wir schon des Öfteren berichtet haben. Interessant ist, dass der neue Kanal bis zu 40 m tief im Tunnelvortriebverfahren gebohrt wird. Der Sammler, der etwa alle 1.200 m ein teilweise monumentales Schachtbauwerk aufweist, hat einen Durchmesser zwischen DN 1600 und DN 2800. Dabei wird er im Bauabschnitt BA 30 bei Dortmund im Rohrvortriebverfahren angelegt. Dazu werden von einer Startbaugrube aus Vortriebspressen hydraulisch in den Untergrund geschoben. Dieser folgend werden dann die Kanalrohre Stück für Stück im Startschacht angesetzt. Eine gigantische Presse schiebt die bis zu 40 t schweren Betonfertigteilzylindern immer weiter voran, bis die Bohrköpfe am Ausstiegsschacht anlagen. Angesichts des immensen Auftragsvolumens hat das beauftragte Bauunternehmen Wayss + Freytag eigens eine leerstehende Fabrik angekauft und produziert dort die Betonelemente. Eine hohe Fertigungsrate ist hier gefragt, da im Vortrieb des neuen Emscherkanaltunnels bereits bis zu 700 m pro Woche erreicht wurden.
Westlich davon schließt sich der Bauabschnitt BA 40 an, hier wird der Emscherkanal in Doppelrohrbauweise mit einem Durchmesser von jeweils DN 2800 anhand von Tübbingen ausgeführt. Dabei stellt diese Nennweite den kleinsten Wert dar, der überhaupt mit Tübbingen möglich ist. Mit der Produktion der Tübbingsteine wurde die österreichische Porr AG beauftragt. In ihrer Düsseldorfer Niederlassung stehen dazu eigens 94 Schalwannen, um damit bis 2018 107.000 Tübbingsegmente zu fertigen. Die Betonsteine sind jeweils etwa 1 t schwer und werden in einer 6er Teilung verbaut. Erstellt werden sie aus Polymerbeton, um dauerhaft den stark korrosiven Chemikalien, namentlich der biogenen Schwefelsäure, widerstehen zu können.
Ausblick
Bauchemikalien sind zweifellos ein essentielles Hilfsmittel in der Bauwerkserhaltung, insbesondere der Sanierung. Die aktuellen Beispiele zeigen eindrücklich, welche Schäden Bauchemikalien, die vorausschauend bei neuen Projekten verwendet werden, künftig vermeiden helfen und so einen nachhaltigen Beitrag für die Langlebigkeit einer Infrastruktur leisten können. Bereits am 5. Februar, also in gut zwei Monaten findet der 49. Aachener Baustofftag statt. Dieser wird dann von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Brameshuber, dem professoralen Kollegen von Michael Raupach und Oliver Weichold verantwortet und die „Weiße Wanne“ zum Thema haben.
Robert Mehl, Aachen
Bauchemikalien sind zweifellos ein essentielles Hilfsmittel in der Bauwerkserhaltung, insbesondere der Sanierung. Die aktuellen Beispiele zeigen eindrücklich, welche Schäden Bauchemikalien, die vorausschauend bei neuen Projekten verwendet werden, künftig vermeiden helfen und so einen nachhaltigen Beitrag für die Langlebigkeit einer Infrastruktur leisten können. Bereits am 5. Februar, also in gut zwei Monaten findet der 49. Aachener Baustofftag statt. Dieser wird dann von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Brameshuber, dem professoralen Kollegen von Michael Raupach und Oliver Weichold verantwortet und die „Weiße Wanne“ zum Thema haben.
Robert Mehl, Aachen