Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Geologischer Platz, Universität Freiburg
Typ:
Öffentlicher Platz
Ort:
Freiburg [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Olaf Nicolai 🔗, Rainer Thurau, Freiburg
Materialien:
Betonfertigteile
Publiziert:
BFT 12/2005
Seiten:
6 - 8
Inhalt:
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Natur trifft Wissenschaft

Der Geologische Platz in Freiburg

Immer häufiger weichen Freiraumplaner bei der Gestaltung öffentlicher Anlagen und Plätze von standardisierten Weisen der bekannten Bodenbeläge ab. Nichtsdestotrotz bleiben der Werkstoff Beton und die daraus produzierten Fertigteile das bevorzugte Oberflächenmaterial. Der Geologische Platz der Universität Freiburg ist hierfür ein gelungenes Beispiel.
Obwohl zentral gelegen, bedarf es doch der kundigen Auskunft eines Einheimischen, um diesen so intimen wie ansprechenden Ort in Freiburg ausfindig zu machen.
Seine Entstehung verdankt er einer städtebaulichen Nachverdichtung innerhalb des so genannten Institutsgebietes. Auf einem Parkplatz errichtete die Universität einen langgestreckten Gebäuderiegel.
Für die verbliebene Restfläche wurde ein Gestaltungswettbewerb ausgelobt, den der Berliner Künstler Olaf Nicolai für sich entscheiden konnte. Sein Konzept sah vor, den Platz mit einem geometrischen Raster aus Quadraten und Kreisen zu belegen. Dem Webmuster eines Teppichs nicht unähnlich, fußt das Gestaltungsprinzip auf einem Modul von ca.1,84 m. Rote und gelbe Quadrate alternieren in einer scheinbar willkürlichen Abfolge. In das Standardmodul ist jeweils eine Kreisfläche eingelassen, die entweder die andere Farbe zeigt oder gänzlich offen gelassen wurde, um diesen Innenbereich mit Gras zu bepflanzen.
Basierend auf dem Grundmodul sind zwei weitere Quadratgrößen geschaffen worden, die ebenfalls eingeschriebene Kreisflächen besitzen. Sie zählen vier beziehungsweise 16 Flächeneinheiten.
Auf dem Platz wurde jeweils ein Lehrpfad für Mineralogie und einer für Geologie errichtet. Gezeigt werden verschiedene Gesteinsexponate, die entsprechend ihrer Größe entweder in einem kleinen Graskreis oder einem mittleren Rasenrund aufgestellt worden sind. So erinnert der Platz ein wenig an ein bretonisches Menhirfeld.
Der Künstler sieht in dem geometrischen Formenspiel eine Analogie zu den zentralen Aufgaben des universitären Betriebes. Dabei steht der geometrische Bodenbelag für Begriffe wie Kultur und Mathematik, die offenen Rasenflächen wie auch die Gesteinsexponate für die Natur. Mit der Platzgestaltung wollte er beides in eine Beziehung zueinander setzen und als sinnliche Erfahrung visualisieren.
Das zentrale Problem des Projektes war die Wasserführung auf dem Platz. Aus topographischen Gründen konnte nur ein geringes Gefälle ausgebildet werden: Es beträgt etwa 1%. Ferner wollte man Entwässerungsrinnen innerhalb des Mosaiks auf jeden Fall vermeiden. Darüber hinaus ist der östliche Teil des Platzes unterkellert. In der realisierten Form endet das Mosaik nunmehr nicht direkt an dem gründerzeitlichen Altbau, sondern geht über eine kleine Fuge in eine Straßenasphaltdecke über. Das Regenwasser läuft darüber hinweg, bis es schließlich unmittelbar vor dem westlichen Altbau von einer Entwässerungsrinne aufgenommen wird. Lediglich an der Südwestseite des Platzes, dort wo zwei Stufen zum Mosaik hinabführen, entschied man sich ein kurzes Stück über eine schmale Spaltrinne zu entwässern.
Die Fertigteile wurden durch die Firma Birkenmeier Stein+Design hergestellt. Bemerkenswert an der Ausführung der Elemente neben den besonders hohen Ansprüchen an ihre Oberfläche ist der Umstand, dass jeweils die andersfarbigen Innenflächen eines Moduls auf das quadratische Grundelement in einem zweiten Arbeitsgang aufbetoniert worden sind. Der Verbund zwischen den beiden Betonen wird allein durch die Rauheit der Betonoberfläche, einen aufgebrachten Haftgrund und Armierungsbolzen hergestellt. Um eine möglichst hohe Farbkohärenz zu erzielen, wurde besonders darauf geachtet, dass alle Elemente exakt dieselben Aushärtebedingungen sowie eine 21-tägige Lagerzeit eingehalten wurde. Die Oberfläche der Fertigteile sollte möglichst eben und frei von Gewindelöchern oder Monatageösen sein. Auch entsprechende Abdeckkappen waren unerwünscht. Die Firma Probst stellte für dieses Projekt einen speziellen Vakuumgreifer her. Mit zwei auf einer überlangen Traverse montierten Vakuumsaugern war das Gerät in der Lage, die in ihrer Diagonalen 5,19 m messenden ¼-Kreisbögen zu bewegen.
Ursprünglich wünschte sich der Künstler eine fugenlose Terrazzooberfläche. Da diese aber in dieser Größe nicht zu realisieren war, entschied sich der Planungsstab frühzeitig für die Verwendung von Fertigteilen. Ausgehend von dem ursprünglichen homogenen Ideal mag die gewählte Fugenbreite von
8 mm sowie eine 3 x 3 mm starke Fase aller Fertigteile optisch als nachteilig erscheinen. Tatsächlich verlieren sich diese Maße völlig in der Ausdehnung des Platzes. Im letzten Arbeitsschritt wurde der komplette Belag mit einer verschmutzungsabweisenden Versiegelung versehen.
Robert Mehl, Aachen