Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Aesculap Akademie
Typ:
Fortbildungszentrum
Ort:
Bochum [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Materialien:
Beton, Faserbeton, Backstein, Glas
Publiziert:
colore 8
Seiten:
28 - 35
Inhalt:
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Aesculap Akademie, Gesundheitscampus Bochum

Fenster zur Wissenschaft

In Sichtweite der Ruhruniversität Bochum wurde auf dem gerade entstehenden Gesundheitscampus die Aesculap Akademie eröffnet. Das Fortbildungszentrum ist auch baulich ein „Fenster zur Wissenschaft“.
Asklepios war der griechische Gott der Heilkunst. Sein Wanderstab, um den sich eine Schlange windet, ist bis heute das Symbol der Medizin schlechthin. Die Aesculap Akademie ist vor allem ein Fortbildungszentrum für Ärzte aller Fachrichtungen, aber auch für andere Berufstätige im medizinischen Bereich bis hin zur Verwaltungskraft. Die Aesculap Akademie gehört zum B. Braun Konzern. B. Braun ist der Weltmarktführer für medizinisches Verbrauchsmaterial (Kanülen, Verbände usw.) sowie als Hersteller von besonders hochwertigem medizinischem Besteck, wie etwa Skalpelle, OP- Scheren und mehr.
Blick auf die Forschung
Am Standort der Aesculap Akademie Bochum fällt die Landschaft sanft ab und gibt den Blick frei auf die Ruhruniversität. Die exponierte Lage ist den Betreibern der Akademie eine sinnfällige Metapher für ihre eigene Tätigkeit: Sie wollen durch Fortbildungen Mediziner auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Operationstechnik halten.
Der Architekt Günter Hermann aus Stuttgart stellte den Entwurf für das dreigeschossige Gebäude auf einen trapezförmigen Grundriss. Ihm war wichtig, dass er viel Licht in das verhältnismäßig tiefe Gebäude leitet. Er arbeitete mit zwei großen Glasfronten, die er nach Westen und nach Norden hin orientierte und mit einem nach Osten ausgerichteten Innenhof im ersten Obergeschoss, welcher sich der Ruhruniversität zuwendet. Nach oben begrenzt ist dieser Ausblick durch einen lang gestreckten Architrav, der dem Freiraum den Namen „Fenster zur Wissenschaft“ verschafft. Auf dessen Südwand brachte der Stuttgarter Künstler Platino eine Grafik an. Sie besteht aus monochromen Dreiecksflächen, die zueinander in einer geometrischen Beziehung stehen. Äußerlich präsentiert sich der Bau ambivalent. Sein Haupteingang erscheint aufgrund einer Vorhangfassade aus großformatigen Faserbetonplatten und den beiden prägnanten Glasflächen bemerkenswert hell und offen. Auf seiner Rückseite gibt sich der Bau eher rustikal und geschlossen. Als Hommage an die Industriegeschichte des Ruhrgebietes wurde er fast vollkommen mit Ziegelmauerwerk verblendet. Die Vormauerschale erstreckt sich über die gesamte Süd- und Ostseite und ist allein durch das riesige Wissenschaftsfenster durchbrochen. Weitere Fensteröffnungen wurden mit gitterartig davor gestellten Ziegeln in subtiler Weise so kaschiert, dass sie von außen nunmehr kaum auffallen.
Das Expertisium
Konzipiert ist das Gebäude als dreiflügeliges Ensemble, von denen zunächst die Mittelachse und der Ostflügel realisiert wurden. Der Westteil wird schon bald mit einem zweiten Bauabschnitt folgen. In dem zukünftigen Mittelteil ordneten die Planer um Architekt Hermann eine repräsentative Ausstellungsfläche an, das so genannte Expertisium. Es ist zugleich der Zugang zu den Seminarräumen in den Obergeschossen der Seitenflügel. Im Expertisium präsentiert der Mutterkonzern seine medizintechnischen Produkte. Man durchwandelt mäanderförmig über ansteigende Rampen die ganze Ausstellungsfläche und gelangt fast nebenbei ins erste Obergeschoss. Eine zweiläufige „Rampe der Firmengeschichte“ führt von dort weiter nach oben. Vollkommen stützenfrei ragt diese Konstruktion etwa 20 m weit in den Luftraum der Ausstellung hinein. So erreicht man schließlich das zweite Obergeschoss, wo eine kleine Cafeteria eingerichtet ist. Gleich daneben befindet sich das Kompetenzzentrum Chirurgie, ein Musterkabinett für rund 6.000 medizinische Instrumente. Nach Osten schließen sich hieran im Erdgeschoss eine Parkgarage und in den Obergeschossen die erwähnten Seminarräume an. Es sind vier große und zwei mittlere Räume sowie ein kleiner Saal, die zwischen 82 und 16 Personen fassen. In dem schon fertig geplanten Anbau ist neben weiteren Schulungsräumen zudem noch ein größerer Hörsaal vorgesehen.
Farbkonzept
„Unser Farbkonzept sah vor, dass wir mit weißen Wandflächen und einem anthrazitfarbenem Boden arbeiten wollten. Hierein haben wir dann punktuell farbige Akzente gesetzt“, erläutert Ulrich Baumann den gestalterischen Grundgedanken. Er war der das Projekt steuernde Ingenieur vor Ort berät auch weiterhin den Bauherrn in bautechnischen Fragen. Tatsächlich ist das hallenartige Volumen des Expertisiums vor allem durch die weit in den Raum hineinreichende, oben bereits erwähnte Rampe, wie auch durch die Split- Level- Organisation seiner Ausstellung geprägt. Dazu kommen die zahlreichen hinterleuchteten Informationsglastafeln sowie die Vitrinen mit Objekten aus der Firmengeschichte.
„Die größte technische Herausforderung bestand darin, die Innenwände der über 14 m hohen Halle gleichmäßig und ohne Farbansatz zu streichen“, erläutert Baumann weiter. „Tatsächlich war die zu streichende Fläche so groß, dass ein Handwerker sie nicht in einem streichen konnte.“
Die Lösung fand sich in dem Glemalux ELF 1000 von Brillux. Die Farbe zeichnet sich durch eine besonders langwierige Abbindzeit aus und ermöglicht so den Nass-in- Nass- Anstrich selbst einer so großen Wandfläche. Farbige Akzente wurden mit den grünen Innenwandungen der Rampe gesetzt, auf welcher man die Highlights der Firmengeschichte passiert. Sie wurden vor langfristigen Abnutzungserscheinungen durch den Hydro- PU- Spray Seidenmattlack 2188 geschützt.
Mensch im Mittelpunkt
Die große Ausstellungshalle wird dominiert von einer menschlichen Gestalt, die von einem Kreis eingefasst ist. Angebracht ist diese selbst leuchtende, grüne Grafik mit einem Durchmesser von etwa 10 m auf der Südwand der Halle, vis-á-vis vom Eingang. Dieses Grün bildet einen weiteren Farbakzent – es ist die Firmenfarbe des Unternehmens. Viel wichtiger jedoch ist dem Unternehmen hier eine weitreichendere Symbolik: Der Mensch steht immer im Mittelpunkt.br> Robert Mehl, Aachen