Projektart:
Anfrage:
Objekt:
ADAC Denkmal der gelben Engel
Typ:
Kunstwerk
Ort:
Dortmund / Kamen [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Alfred Gockel 🔗, Lüdinghausen (Künstler)
Materialien:
Stahl & 1 alter Hubschrauber
Publiziert:
6/2012
Seiten:
-
Inhalt:
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ADAC- Denkmal „Gelber Engel“

Luftretter aufs Schild gehoben

Am Kamener Kreuz steht ein Denkmal für die „Gelben Engel“ – die Luftrettung des ADAC. Acht übermannshohe Engel aus rostigem Corten- Stahl tragen dabei einen alten, außer Dienst gestellten Rettungshubschrauber auf einer Trage, wie einst die alten Gallier ihren Häuptling.
9. September 2011, kurz vor Mitternacht: Am Kamener Kreuz ist die rechte Spur der A1 in Richtung Köln gesperrt. Ein großer Autokran steht dort in Position. Er spielt eine maßgebliche Rolle bei den Arbeiten, die in den kommenden Stunden dort stattfinden. Auf dem nordwestlichen Hügel des Kleeblattes dieses verkehrsreichsten Autobahnkreuzes von NRW wird in dieser Nacht der Luftrettung des ADAC ein Denkmal gesetzt. Es ist trocken und windstill, somit herrschen ideale Bedingungen für einen reibungslosen Ablauf. Man ist zuversichtlich, dass das enge Zeitfenster von sechs Stunden eingehalten werden kann, bevor die Pendlerströme des morgendlichen Berufsverkehres die Freigabe der gesperrten Spur wieder erforderlich machen. Und wirklich war die nächtliche Aktion ein voller Erfolg: Ein gelber Hubschrauber, der von einer beflügelten Figurengruppe getragen wird signalisiert seitdem allen Reisenden, dass sie das Kamener Kreuz bei Dortmund erreicht haben.
Geschaffen wurde die auffällige Landmarke von dem Künstler Alfred Gockel. Die schweren Metallarbeiten wurden von Jürgen Polenz und dessen Metalldesign- Manufaktur ausgeführt. Der für seine langbeinigen Bronzeskulpturen und seine Kunstdrucke bekannte Kreative, wie auch die Metallwerkstatt sind in Lüdinghausen beheimatet.
Die in ihrer Gesamtheit rund 7,50 m hohe Stahlplastik besteht aus acht, knapp 5 m messenden, zweidimensionalen Engelsfiguren, die mittels Laser aus einer 2 cm starken Stahlplatte geschnitten wurden. Jeweils zu viert an einer Seite gruppiert, tragen sie einen alten Rettungshubschrauber des ADAC. Die Figuren auf Höhe der Pilotenkanzel sind etwas niedriger ausgeführt als diejenigen am Heck, wodurch das ehemals fliegende Objekt eine frontale Neigung von etwa 15° erhält. Tatsächlich dürfte dieses seiner wahren, ehemaligen Flugstellung sehr nahe kommen. Der verwendete Corten- Stahl ist komplett unbehandelt. Über die Jahre wird er immer stärker eine rostrote Patina annehmen, aber nie durchrosten.
Die Anzahl von acht Figuren, die die exponierte Plastik schultern, beruht auf statischen Erwägungen. Bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass sie nicht gleichmäßig an den Flanken des Helikopters verteilt, sondern in Zweierpaaren gruppiert sind. Dabei ist die jeweils hintere Figur immer im 45°-Winkel seitlich zur Hauptachse des Helikopters ausgestellt. Diese „schrägen“ Engel dienen der Aussteifung der Gesamtskulptur und schützen sie vor möglichen Seitenkräften, wie etwa Wind. Die vertikale Hauptlast wird vornehmlich über die parallel zur Hauptachse angeordneten himmlischen Heilsbringer in die Fundamente abgeführt. Das ehemalige Fluggerät ruht, gebettet wie auf einer königlichen Trage, auf einem horizontalen Stahlrahmen, der zwischen die vier Figurengruppen eingehängt ist. Zusätzlich steifen zwei Diagonalstäbe das Stahlgeviert in seiner Waagerechten aus. Die anfallenden Lasten sind enorm: Obwohl der Hubschrauber, der über 20 Jahre für den ADAC im Rettungseinsatz war, im Vorfeld komplett entkernt wurde, wiegt er „leer“ immer noch rund 1,3 t. Aber auch die aus Duisburger ThyssenKrupp- Stahl bestehende Engelsformation bringt schon mehr als 5 t auf die Waage.
Die Kosten der gesamten Skulptur belaufen sich auf circa 80 000 Euro. Die Summe wurde natürlich in großen Teilen direkt vom ADAC, aber auch durch weitere private Spender aufgebracht. Das NRW- Verkehrsministerium betrachtet die Aufstellung des Kunstwerks als eine Maßnahme, mit der durch interessante optische Impulse der Eintönigkeit von Autobahnstrecken entgegengewirkt werden soll. Zwar waren solche „Ablenkungen“ in früheren Zeiten unerwünscht, jedoch hofft die Politik nun, dass dieses Kunstwerk als „Initialzündung für die Kunstautobahn A2“ wirkt. Ein durchaus zu begrüßender Gedanke – zumal es bereits seit über zwölf Jahren genau an diesem Fernstraßenabschnitt weithin sichtbare Kunst gibt: Die vier großen Metallwürfel an der Ausfahrt Oelde.
Robert Mehl, Aachen